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Firmlinge aus Görlitz und Jauernick helfen beim Aufräumen im Kloster St. Marienthal

Firmlinge aus Görlitz und Jauernick helfen beim Aufräumen im Kloster St. Marienthal

Görlitz/St. Marienthal. Obwohl es schwere Arbeit ist, haben sie haben sich gleich begeistern lassen. Firmlinge haben im Kloster Marienthal Sand und Schlamm geschippt.

Gruppenbild mit Gummistiefeln und Schaufeln. Die Arbeit ist schmutzig und der Schlamm stinkt. Das hält die Jugendlichen aber nicht davon ab, kräftig zu helfen.

Tag 13 nach dem verheerenden Hochwasser an der Neiße, dem bislang schwersten in dieser Region seit Jahrhunderten. Viele Menschen mussten ihre Häuser verlassen und sind in Notunterkünften oder bei Verwandten untergekommen. Strom gibt es noch immer nur teilweise, das Wasser aus den Leitungen riecht unangenehm, ist bis an die zulässige Höchstgrenze mit Chlor versetzt. Die Gegend um Görlitz und Zittau gleicht teilweise einer Mondlandschaft. Den Damm, der die ehemalige Grube, den heutigen Berzdorfer See von der Neiße trennt, gibt es an einige Stellen nicht mehr. Bahnschwellen und Schienen hängen auf einer Strecke von mehreren hundert Metern in der Luft. Die stählernen Schienen sind verdreht wie gekochte Spaghetti.

Am Abend dieses Tages machen sich 13 Jugendliche, die sich, zusammen mit Gemeindereferentin Gabi Kretschmer, auf die Firmung vorbereiten, auf den Weg von Görlitz nach St. Marienthal bei Ostritz, welches bereits zur Nachbardiözese Dresden-Meißen gehört. "In der vorigen Woche habe ich ihnen während der Firmvorbereitung erzählt, was hier los ist und wie sie es finden würden, hier zu helfen. Sie haben sich spontan zum Einsatz bereit erklärt", sagt Gabi Kretschmer, die bereits mit anderen Helfern ihrer Gemeinde dort war, den Schlamm vom Hof des Klosters zu entfernen. "Für eine einzige Basaltrinne haben wir sieben Stunden gebraucht, um sie wieder freizulegen."

Das Wasser stand im Hof des Klosters Marienthal über zwei Meter hoch, einige Zentimeter unter den Füßen der Bronzestatue von Johannes Paul II. blieb das Wasser stehen.

Auf beiden Seiten der Bundesstraße 99, auf der die jugendlichen Helfer an diesem Abend unterwegs sind, steht noch immer das Wasser, liegt Unrat. Die Früchte der Felder sind unbrauchbar geworden, zum Umpflügen war noch keine Zeit. In den Ortschaften sind Möbel und Hausrat aufgeschichtet, teils zum Trocknen, teils für den Sperrmüll. Dazwischen Schläuche, aus denen noch immer Wasser läuft, aus Kellern, die nun mit einer der begehrten Pumpen entleert werden können.

Bei der Ankunft in St. Marienthal, an der Klosterschenke, die kurz vor dem ersten Klostertor liegt, erinnert fast nichts an das, was das Leben im kurz zuvor fast fertig sanierten Kloster seit Tagen verändert hat. Einige Bundespolizisten laufen hier in Arbeitskombi herum, Geräusche von schwerer Technik dringt zu den Touristen an den Freilufttischen, zu denen die Bedienung gerade frisches Klosterbier bringt.

Es ist kurz vor 18 Uhr. In zwei Gruppen aufgeteilt, gehen die Firmlinge an ihre Arbeiten. Freunde von ihnen sind spontan mitgekommen, um zu helfen. Die erste Gruppe wird mit Schaufeln und Schubkarren ausgerüstet. Sie sollen das Sägewerk vom Schlamm befreien. Dieser ist schwer und es stinkt in dem Raum. Hier, direkt an der Neiße, wird das ganze Ausmaß des Schadens erst richtig sichtbar. Das Sägewerk liegt außerhalb der Klostermauer, die für den Hochwasserschutz mit Spundwänden erhöht wurde. Aufgrund des Dammbruches der Staumauer an der Wittig-Talsperre reichte diese Höhe jedoch nicht aus. Ohne den Dammbruch wäre dem Kloster, der Klosterkirche und den Gebäuden des Internationalen Begegnungszentrums aufgrund der Spundwände nichts passiert. So aber wurden die vielen wertvollen, vor allem hölzernen Einbauten in der Kirche angegriffen.

Ihre Hilfe sehen die Firmlinge als etwas vollkommen Normales an. Steffi Kroll aus Gersdorf sagt "Karitatives Engagement ist ein Teil der Firmvorbereitung. Betroffenen zu helfen, sehe ich als Pflicht für alle, die Glück hatten und nicht betroffen sind." Matthias Volz aus Jauernick hilft aus voller Überzeugung: "Das Kloster ist Gottes Stätte", sagt der 15-Jährige. Bei der Frage nach dem "Warum" gerät er nicht ins Zweifeln. "Wegen des Hochwassers zweifle ich nicht an Gott. Vielleicht ist es eine Prüfung, wie sehr wir unsere Nächsten lieben?", überlegt er.

Im Kreuzgang, der bereits gereinigt ist, riecht es, als ob die Maler gerade die alten Farben abgewaschen hätten. Das Wasser stand hier über zwei Meter hoch.

Die zweite Gruppe der Firmlinge legt derweil den Teich im Klostergarten, oder das, was davon noch übrig geblieben ist, wieder frei. Bis zum Einbruch der Dunkelheit, bis nach 21 Uhr arbeiteten die Jugendlichen und sie hatten Spaß daran. Gabi Kretschmer ist zufrieden mit dieser Art Firmvorbereitung: "Die Jugendlichen haben sich gegenseitig angesteckt, das ist optimal. Das sollten sie sich bewahren. Dies ist für mich die schönste Frucht der Vorbereitung. Sich gegenseitig motivieren, der Gedanke: Ich lass mich von anderen begeistern - Geist hat etwas mit Firmung zu tun - wenn sie das weiter so machen, auch in ihrem christlichen Leben, dann ist mir nicht bange um ihre Zukunft."

Von Raphael Schmidt

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