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Resigniert? Nein, aber enttäuscht

Geringes Interesse beim achten Deichtag in Mühlberg

Mühlberg / Elbe. Jedes Jahr im August fi ndet im Mühlberg der Deichtag statt. Er erinnert an das Wunder von Mühlberg, als die Stadt 2002 bei Elbe-Hochwasser verschont blieb. In diesem Jahr gab es den Deichtag zum achten Mal und mit der bisher geringsten Beteiligung.

Engagieren sich für den Deichtag in Mühlberg: Ronald Höpner, Kerstin Höpner- Miech und Ansgar Schmidt (von links).

Wohl keiner der acht Mühlberger Deichtage ist so von aktuellen Ereignissen geprägt gewesen, wie der diesjährige: Hochwasser in Sachsen, Tschechien, Polen und Pakistan, Waldbrände in Russland, Überschwemmungen in China, Ölpest im Golf von Mexico. Und auch viele Mühlberger sind wieder persönlich von einer Naturkatastrophe betroffen: In der Stadt wütete am Pfi ngstmontag ein Tornado. "Wann wachen wir endlich auf?", fragt der katholische Pfarrer, Claretinerpater Ansgar Schmidt. Zusammen mit seinen evangelischen Kollegen, dem Pastorenehepaar Ronald Höpner und Kerstin Höpner- Miech engagiert er sich seit 2002 für den Deichtag.

Die Beteiligung war dabei in diesem Jahr so gering wie nie. "Wir sind enttäuscht", gibt P. Ansgar unumwunden zu. "Aber wir resignieren nicht", ergänzt Kerstin Höpner- Miech, auch wenn die Frage nach der Zukunft des Deichtages schon im Raum steht.

"Natürlich führen die aktuellen Umweltkatastrophen zu der Frage, ob das etwas mit Klimawandel zu tun haben könnte und welche Rolle wir Menschen dabei spielen. Aber es gibt so wenig Handlungskonsequenz. Es sind so wenig Früchte zu sehen", stellt P. Ansgar fest. Vor acht Jahren hatte man anderes erhofft. Ronald Höpner: "Als wir 2002 in unsere von der Flut verschonten Häuser zurückkehren durften, hatten wir das Gefühl, uns sei ein neues Leben, eine zweite Chance geschenkt. Wir wollten nicht mehr im alten Trott weitermachen. Haben wir die Chance ergriffen?", fragte er bei einer Bibelarbeit während des Deichtages zum alttestamentlichen Sintfl ut-Text.

Anders formuliert stand diese Frage als Thema über dem ganzen Deichtag: "Noch zu retten?" In ihrer Predigt beim ökumenischen Gottesdienst reihten die drei Seelsorger Frage an Frage: "Was macht Sie betroffen? Haben wir uns an die Katastrophenmeldungen gewöhnt? Was macht es so schwer, unser Verhalten zu ändern? Glauben Sie, dass Sie sich ändern können? Wenn ja: Warum fangen Sie nicht an?" "Auch für uns gibt es mehr Fragen als Antworten", sagt Kerstin Höpner-Miech. "Diese Predigt war ein Ausdruck unserer Ratlosigkeit", sagt P. Ansgar.

Dennoch: In Mühlberg wird es weitergehen in Sachen Schöpfungsbewahrung, angefangen vom Verzicht auf Plastikgeschirr bei Gemeindeveranstaltungen bis zur Suche nach nachhaltigen Energiekonzepten für das geistliche Zentrum, das im Kloster entsteht. Und noch ein Hoffnungszeichen nennt P. Ansgar: In der katholische Pfarrei hat sich ein Arbeitskreis gebildet, der die Themen der Ökumenischen Versammlung - Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung - in ökumenischer Zusammenarbeit wieder neu angehen wird.

"Noch zu retten?" Die Mühlberger Seelsorger geben keine Antwort. "Die Leute sollen selbst eine Antwort fi nden", meint Kerstin Höpner-Miech. Ihr Mann Ronald ist in der Bibelarbeit zur Sintfl ut nicht ganz so rigoros. Dort verrät er seine Antwort: "Ja, denn Gott hat Erfahrung darin."

Von Matthias Holluba

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