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Anstoß

Bartholomäus Haut

Marko Dutzschke

Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Kirche am 24. August das Fest des Apostels Bartholomäus gefeiert hat. Der Jünger, von dem Jesus bei seiner Berufung bekennt, er sei "ein Mann ohne Falschheit" (Johannes 1,47).

Bartholomäus soll das Martyrium in Armenien erlitten haben, wo er das Evangelium Jesu Christi verkündet hat. Seine sterblichen Überreste haben erst nach langem Hin und Her ihren Platz in der Kirche S. Bartolomeo auf der Tiberinsel in Rom gefunden. Kaiser Otto II. soll sie dahin gebracht haben.

Aufregender als die bewegte Geschichte seiner Reliquien dürfte die Art seines Martyriums sein. Michelangelo zeigt es im Jüngsten Gericht in der Sixtinischen Kapelle. Das Bild ist bekannt, weil sich der Künstler in dem Heiligen selber dargestellt hat. Man sieht den Apostel mit seiner Haut über dem Arm vor dem Weltenrichter stehen. Bartholomäus soll bei lebendigem Leib die Haut abgezogen worden sein, bevor man ihn enthauptet hat. Um seiner Treue zu Christus willen war er bereit, buchstäblich seine eigene Haut zu riskieren.

Mit diesem Gedanken im Kopf schlage ich die Zeitung auf und lese die Überlegungen zur Rente mit 67. Dazu passt ein Interview im Radio. Ein, der Stimme nach recht junger Mann erklärt, dass "wir bald alle an der Werkbank umkippen" werden. Die Deutschen sind mehrheitlich dagegen. Da hilft auch nicht, darauf hinzuweisen, dass die durchschnittliche Bezugsdauer der Rente immer länger wird. Die Frage, wer so viel Rente erwirtschaften soll, ist unpopulär.

Wenn es um die eigene Haut geht, sind wir Menschen schnell bereit, anderen das Fell über die Ohren zu ziehen. Obwohl wir wissen, dass unser Rentensystem vor dem Zusammenbruch steht, soll alles bleiben, wie es ist. Wir können uns auf den Kopf stellen, trotzdem werden wir in Zukunft mehr leisten müssen, wenn wir weiter leben wollen wie bisher.

Oder wir sind bereit, Abstriche zu machen und zu verzichten. Wir könnten auf Gehalt verzichten oder auf Rentenjahre; wir könnten über die Jahre verteilt weniger arbeiten und dafür im Alter länger. Zum Glück muss ich das nicht entscheiden. Wahrscheinlich werden in der Politik noch einige Köpfe rollen, bevor das Rentenalter dann doch bei 67 angekommen ist und in Zukunft vielleicht flexibler gehandhabt wird.

Was hat das alles mit dem heiligen Bartholomäus zu tun? So lange wir in Parteien, Interessengruppen und ganz persönlich immer nur an die eigene Haut denken, kommen wir nicht voran. Bartholomäus stand mit seinem Leben für Christus ein. Was ist uns unser gutes Leben wert?

Kaplan Marko Dutschke, Cottbus

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