Darf es etwas weniger sein?
Kleine Schritte wie der Verzicht auf das Essen von Fleisch helfen, die Schöpfung zu bewahren
Magdeburg / Huysburg. Das Thema Schöpfungsbewahrung steht am 5. September über der Familienwallfahrt des Bistums Magdeburg zur Huysburg bei Halberstadt. Der Arbeitskreis "Kirche und Gesellschaft" in Magdeburg nimmt dies zum Anlass, einmal mehr auf den Zusammenhang von Fleischverzehr und Ökologie hinzuweisen.
"Gottes Schöpfung - uns anvertraut" ist das Leitmotiv der diesjährigen Familienwallfahrt des Bistums Magdeburg auf der Huysburg. Dieses Motto lenkt den Blick natürlich auf unseren Umgang mit der Umwelt und den natürlichen Ressourcen. Da sind die großen Probleme, die uns gerade dieses Jahr heimsuchen: Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, die Überschwemmungen in China und Pakistan, die verheerenden Waldbrände in Russland und die Diskussion um die Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke, obwohl die Frage der Endlagerung nicht einmal ansatzweise geklärt ist. Alles Probleme, die die Umwelt in einem Ausmaß schädigen, das gerade nachfolgende Generationen belasten wird. Und doch steht der Einzelne diesen Problemen oft scheinbar machtlos gegenüber. Der Arbeitskreis "Kirche und Gesellschaft", dem Vertreter der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, des Familienbundes, der Katholischen Erwachsenenbildung, der Katholischen Elternschaft Deutschlands und des Caritasverbandes angehören, hat dieses Thema beleuchtet und kommt zu dem Ergebnis: Wir können uns nicht auf unsere Ohnmacht herausreden - jeder kann anfangen die Welt zu verändern und damit zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung beitragen.
Der Arbeitskreis möchte dies am Beispiel der Schweinemastanlagen, die gerade in den ostdeutschen Bundesländern bestehen, verdeutlichen. Diese Anlagen werden mit 60 000 bis 95 000 Tieren industriell betrieben, damit das dort erzeugte Fleisch im Supermarkt zu Billigpreisen angeboten werden kann. Doch welchen Preis zahlen Verbraucher und die Umwelt dafür?
Um die Tiere zu ernähren, wird vielfach auf Soja zurückgegriffen. Sojamehl ist ein proteinreiches und vor allem billiges Futtermittel. Angebaut wird es im Wesentlichen in Südamerika. Da jedoch dort landwirtschaftliche Flächen nicht ausreichend zur Verfügung stehen, müssen zunächst Regenwälder gerodet werden. Die Organisation Worldwatch hat ermittelt, dass in den letzten 40 Jahren 40 Prozent des Regenwaldes für Weideland und Futtermittelanbau gerodet worden sind. Von den in Brasilien erzeugten 38 Millionen Tonnen Soja werden zirka zehn Prozent nach Deutschland exportiert. Alternative eiweißhaltige Ackerfrüchte könnten auch auf dem heimischen Boden erzeugt werden. Doch ist trotz des umfangreichen Transportes mit Schiffen und Lastkraftwagen Soja billiger.
Für eine Schweinemastanlage mit 80 000 Tieren sieht die Planung pro Woche 30 LKW-Ladungen für Futter und Schlachttiere vor. Weitere 100 Fahrten für Gülle und täglich eine LKW-Fahrt für den Abtransport der Kadaver vorzeitig verendeter Tiere. Die Allgemeinheit trägt die Infrastrukturkosten und erträgt die Umweltbelastung
Die in den Mastanlagen anfallende Gülle wird auf landwirtschaftliche Flächen als Dünger ausgebracht. Dies bedingt vielfach eine Überdüngung der Flächen. In der Folge kommt es zu einer Erhöhung der Nitratkonzentration in den Pflanzen. Zudem werden überschüssige Düngerbestandteile in das Grundwasser ausgeschwemmt und gefährden dessen Qualität.
Massentierhaltung produziert nach Feststellungen von Worldwatch 51 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausemissionen und ist damit ein größerer Klimasünder als der Kraftfahrzeugverkehr.
Diese Darstellung soll dazu führen, bewusster zu leben und sie soll Zusammenhänge verdeutlichen. Verbraucherverhalten kann zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen beitragen. Wir sollten beim Kauf von Fleisch und anderen landwirtschaftlichen Produkten nicht nur auf den Preis achten, sondern auf Qualität und Nachhaltigkeit bei der Erzeugung. Mit etwas weniger, aber qualitativ besserem Fleisch tragen wir zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung bei.
Die Stadt Bremen hat einen vegetarischen Wochentag ausgerufen. Wenn sich alle 550 000 Einwohner daran beteiligen und an einem Tag in der Woche auf den Genuss von Fleisch verzichten, ließe sich nach dortigen Berechnungen der Ausstoß von Kohlendioxid im gleichen Maße verringern wie durch ein Fahrverbot für 40 000 Autos. Aus diesem Beispiel wird deutlich: Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Schöpfung kann mit kleinen Schritten beginnen. Er fängt bei einem bewussten Leben an.