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Am Anfang waren Lastenräder

Die Malteser in Görlitz waren die erste Gliederung die sich in Ostdeutschland gründete

Görlitz. Am kommenden Wochenende feiern die Görlitzer Malteser ihren 20. "Geburtstag". Aus einer kleinen Gruppe junger Leute ist ein engagierter Verband mit hunderten Haupt- und Ehrenamtlichen geworden, der heute nicht mehr wegzudenken ist.

Diözesanbeauftragter Joachim Rudolph konnte jederzeit auf den Rat von Pfarrer Christoph Bockisch bauen, der sich für die Malteser engagierte.

Die Görlitzer Malteser sind keine besonders große Gliederung der Malteser in Deutschland. Und dennoch sind die Görlitzer bei ihren Malteser-Kollegen in ganz Deutschland bekannt. "Ja Görlitz, das war schön", bekommt man zu hören, wo man nach der östlichsten Gliederung der Hilfsorganisation fragt. Die Befragten erinnern sich gern an die familiäre Atmosphäre, in der in Görlitz 2004 die Bundesversammlung der Malteser stattfand. Dass hier einmal eine so große Veranstaltung der Malteser stattfinden würde, damit war 1990 nicht zu rechnen.

"Es waren eine Handvoll Jugendliche aus St. Hedwig", erinnert sich Bernd Schmuck an die Anfangstage der Malteser in der Wendezeit. Die Jugendlichen engagierten sich damals für alte und kranke Menschen. Sie besuchten und halfen den Senioren, brachten Kohlen hoch oder halfen beim Putzen.

Joachim Rudolph, der Diözesanbeauftragte und damit Chef der Malteser im Bistum Görlitz, erinnert sich, dass er in Ungarn das erste Mal Kontakt mit den Maltesern hatte. "Das muss Ende 1989, Anfang 1990 gewesen sein", berichtet er von einem Hilfstransport nach Rumänien. In Ungarn kamen die Helfer mit ihren Lastwagen in einem Malteserlager unter, in dem Wochen zuvor DDR-Flüchtlinge betreut worden waren. "Wir haben dort soviel geistliches und leibliches Wohl erfahren. Da haben mich die Malteser und ihre Arbeit tief beeindruckt", erzählt er. Als Joachim Rudolph und Bernd Schmuck, der damals nach einer neuen Aufgabe suchte, sich treffen, ist schnell klar: Wir gründen die Malteser.

Der alte VW-Bus, ein ausgedienter Krankenwagen war das erste Auto, das die Görlitzer Malteser in Dienst stellten.


Bis dahin sollte es aber noch eine ganze Weile dauern. Unterstützung kam in der Zeit auch aus der Partnerdiözese Speyer. Eduard Bamberg, Diözesangeschäftsführer der dortigen Malteser, stand den jungen Leuten vor allem mit Rat und Tat zur Seite, nahm sich Zeit und erklärte auch, wie man eine Rechnung schreibt.

Geschrieben wurde damals im ersten Büro der Malteser. "Das war ein Hinterzimmer in der Wohnung meiner Klavierlehrerin in der Augustastraße", erzählt Bernd Schmuck schmunzelnd. Und das Büro hatten die Malteser noch nicht einmal für sich allein. Mit den Krankenschwestern, die die erste Sozialstation der Caritas in Görlitz aufbauten, teilten sich die Malteser das Büro.

"‚Wie sieht Not heute aus‘ haben wir uns gefragt und fragen wir heute noch", berichtet Bernd Schmuck von der Umsetzung des Leitspruches der Malteser. "Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen" lautet das Wort, das den Helfern der katholischen Hilfsorganisation Richtschnur ist. "Diese Hilfe sieht heute anders aus als vor 20 Jahren", sagt Schmuck und schmunzelt, als er in der Chronik der Malteser blättert. "Ein Auto und drei Lastenräder haben wir am 24. August 1990 bekommen. Damit haben wir Essen auf Rädern ausgefahren", berichtet er.

Geschäftsführer Bernd Schmuck ist von Anfang an dabei.



Zwölf Helfer waren es dann, die am 14. September 1990 die erste Malteser-Gliederung in Ostdeutschland gründeten. Daraus sind in der Zwischenzeit viel mehr geworden. Und die Malteser sind auch nicht mehr nur in Görlitz zu finden.

1991 gründete sich eine Gruppe in Mengelsdorf, die inzwischen in den Görlitzer Maltesern aufgegangen ist. 1994 gründeten sich die Malteser in Cottbus. Das erste Büro war hier ein Kellerraum im Gemeindezentrum "Edith Stein". Dann folgte Hoyerswerda, 2008 kam Lübbenau hinzu und im vergangenen Jahr auch eine Gruppe in Luckau.

Das Spektrum der Hilfe hat sich in den 20 Jahren enorm verbreitert. Hospizdienst, Besuchsdienst, hauswirtschaftliche Hilfen, Behindertenfahrdienst, ambulante Pflege, Tagespflegeeinrichtungen, Seniorenheime, Jugendarbeit, Sanitätsdienste, psychosoziale Betreuung und Katastrophenschutz sind die Hilfen, die die Malteserfamilie im Bistum heute anbietet.

Die Malteser feiern ihr Jubiläum mit einem Dankgottesdienst am kommenden Samstag, 11. September, um 16 Uhr in der Heilig-Kreuz-Kirche in Görlitz

Von Markus Kremser

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