"Eine Tages spürte ich diesen inneren Ruf"
Zeugnis eines jungen Erfurters, der den Weg zum Glauben fand
Was bewegt einen jungen Mann, der nicht religiös erzogen wurde, in die Kirche einzutreten, werde ich oft gefragt. Die Antwort auf diese Frage war nicht leicht zu finden. Aber wenn man im Laufe seines Lebens heranreift und sich darüber im Klaren wird, dass man für dieses Leben selbst verantwortlich ist, dann möchte man die Ängste, Nöte und Sorgen, aber auch das Glück und die Liebe die einen begleiten oder zuteilwerden, gern mit anderen, mit einer Gemeinde teilen.
Als Kind wurde ich mit meinen Freunden zusammen beim Spielen in eine nahe gelegene Kirche eingeladen. Dort aßen und tranken wir und unterhielten uns angeregt über alles. Zum Abschied schenkte man mir eine Postkarte, auf der stand: "Alles gibt Gott". Sie war sehr schön gestaltet und ich klebte sie mir stolz auf mein Hausaufgabenheft, ohne den komplexen Inhalt dieser Aussage überhaupt zu begreifen. Am nächsten Tag in der Schule, musste ich die Karte unter Androhung eines Tadels wieder entfernen. War das Zufall?
Während meiner Berufsausbildung von 1993 bis 1996 besuchte ich wöchentlich an zwei Tagen die kaufmännische Berufsschule im Heilbad Heiligenstadt. Dort wurde ich erstmals ernsthaft mit der katholischen Kirche vertraut und bekam Einblicke in Familien, die vom Glauben geprägt leben. Zu dieser Zeit lernte ich viel über christliche Werte im Leben. War das Zufall?
Später, als mich erste Schicksalsschläge heimsuchten, fand ich mich plötzlich immer häufiger in Kirchen wieder. Immer, wenn es mein Tag möglich machte, kehrte ich ein, zündete ein Licht an und bat um Hilfe. Dort fand ich Trost, Ruhe und Geborgenheit, ohne mich näher mit einer Kirchenzugehörigkeit zu beschäftigen. Aber auffällig kam es mir schon vor - auffällig und schön. Nach einer Weile glätteten sich dann immer wieder die Wogen. Und die Dinge, um die ich bat, trafen ein. Da wurde mir langsam klar, dass es sich hier nicht nur um eine günstige Verkettungen von Zufällen handeln konnte. War das Zufall?
Als ich einmal wieder in die Kirche ging um zu bitten, fiel mir folgender Psalm Davids in die Hände (aus der Einheitsübersetzung): "Der Herr ist mein Hirte; nichts wird mir fehlen. / Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. / Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. / Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, / ich fürchte kein Unheil; / denn du bist bei mir, / dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. / Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde; du salbst mein Haupt mit Öl, / du füllst mir reichlich den Becher. / Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, und im Haus des Herrn / darf ich wohnen für lange Zeit."
Nun war mir klar, wer in meinem Leben so aktiv mitwirkte, dass es keine Zufälle gibt und dass die Zeit kommen würde, in der ich näher herantreten würde. Sehr weit stehen wir heute zum Glück nicht mehr auseinander.
Die nächsten Jahre vergingen nahezu reibungslos und ich arbeitete an meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung. Gern, aber unregelmäßig besuchte ich Kirchen. Im Jahr 2005 begann ich für einen Träger der Jugendbildung mit katholischen Wurzeln im Raum Mühlhausen zu arbeiten 2007 wechselte ich zu einem ähnlichen Träger nach Erfurt, er war ebenfalls katholisch geprägt. Während dieser Zeit wurde mir einmal mehr klar, wie wichtig Hilfe und Orientierung im Leben für junge Menschen mit Handicap ist und wie viel ihnen die Kirche davon zu bieten hat. Zudem erlangte ich einen Einblick in die Größe und Artenvielfalt der karitativen Einrichtungen, die die Kirche unterhält. Auch dieses Bild prägte mich nachhaltig. Denn wer hat denn vor langer Zeit damit begonnen, sich um die Armen und Kranken zu kümmern?
Eines Tages dann spürte ich diesen inneren Ruf. Ohne mir genau darüber bewusst zu sein, was ich gerade tat, griff ich zum Telefon und machte einen ersten Gesprächstermin mit dem Domberg- Pfarrer aus.
Seit über einem Jahr besuche ich die Katechumenen-Treffen und blicke erwartungsvoll der Osternacht, meiner Taufe und Firmung, entgegen.
Endlich ankommen! Amen.