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Sprachkurs: Kirchenchinesisch

Kirche muss verständlich sein

Damit Gottes Wort auf offene Ohren trifft, muss die Kirche verständlich sprechen. Ein Sprachkurs Kirchenchinesisch mit Guido Erbrich (Bautzen).

Guido Erbrich

Unsere Mädels standen staunend vor einem Familienfoto, das uns Freunde geschickt hatten: "OOOhhh, die haben füüüünf Kinder! Der Gott ist zu denen aber lieb!"

In diesem kurzen Satz steckt ihre ganze "Summe der Theologie", ein Weltbild, ein kindlich-theologisches Universalbekenntnis. Und das ist alles andere als naiv. Im Gegenteil: Jeder wird sofort verstehen, was die lieben Kleinen mit ihren Worten meinen.

Wir Großen würden das Gleiche wahrscheinlich mit anderen Worten sagen: "Gott ist die Liebe und zeigt uns Menschen seine Zuneigung. Wir sind alle Kinder Gottes, von Gott gewollt. Es steckt ein göttlicher Funke, eine Seele in allen von uns und das Prinzip, welches Gott für diese Welt will, ist das Prinzip der Liebe."

Wenn ich das "so" meinen Töchtern sage, würden sie mich fragend ansehen. Nein, das wäre nicht ihre Sprache. Das wäre "Erwachsnisch" und das müssen sie erst noch lernen.

Wir Größeren können dazu auch "kirchenchinesisch" sagen. Das meint eine Sprache, die nur von denen verstanden wird, die "kirchenchinesisch" gelernt haben. Wer da nicht aufgepasst hat, versteht nichts.

Leider ist es oft so, dass wir "großen Christen" auf "kirchenchinesisch" von Gott reden. Wir "Insider" verstehen es, nicken fromm mit dem Kopf und schütteln den selben über diejenigen, die hier nicht mehr mitkommen. Unsere Art von Gott zu reden, geht dann fast nur noch auf Chinesisch. Sonst wäre unser Sprechen zu unbedeutend, zu lieblos, zu wenig geistlich und christlich unreflektiert.

Also reden wir unverständlich von Gott. Wir nehmen Großbuchstaben wenn wir von "IHM" reden, setzen eine ernstfromme Miene auf um "Zeugnis zu geben", umwickeln die frohe Botschaft mit einer verschleiernden Aura von "heilig klingenden Worten" um uns nicht mit dieser Welt gemein zu machen.

Nur leider verbergen wir damit Gottes Liebe und Gegenwart mehr, anstatt sie in die Welt hinauszuposaunen, wie der göttliche Auftrag an uns lautet: Geht hinaus in alle Welt und verkündet das Evangelium.

Manchmal erscheinen wir eher wie eine Horde Touristen, die sich in einem fremden Land aufregen, dass ihre ach so wichtige Sprache nicht verstanden wird.

Aber wenn wir in der Welt etwas sagen wollen, kommen wir um das Lernen fremder Sprachen nicht herum. Um von Gott verständlich zu reden, sollten wir auch hören, welche Sprache um uns herum gesprochen wird. Denn wir müssen über Gott und die Welt auch mit denen reden, die unseren Glauben nicht teilen. Schnell werden wir merken, dass wir in den Sprachkurs müssen.

Dabei können wir von Jesus lernen. Wenn er Fragen über Gott und Himmel beantworten sollte, wählte er eine Sprache, die die Menschen seiner Zeit verstanden. Er redete in Bildern und Gleichnissen, nicht in Bekenntnisformeln und theologischen Herleitungen.

Wohlgemerkt, Kirchenchinesisch ist eine Sprache, die von denen, die mit uns im kirchlichen Boot sitzen, verstanden wird. Natürlich darf uns diese Sprache wichtig sein. Aber außerhalb unseres Bootes kommen wir damit nicht weiter und sollten verständlich sprechen und Gottes Botschaft übersetzen. Sonst müssen wir uns nicht wundern, dass wir für Gottes Wort so wenig offene Ohren finden.

Guido Erbrich, Bischof-Benno-Haus Bautzen

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