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"Der Schritt war fällig"

Zehn Erwachsene wollen sich in der Osternacht taufen lassen. Drei erzählen warum

Görlitz. Auch wenn von einer Austrittswelle aus der katholischen Kirche wegen des Streits um den traditionalistischen Bischof Williamson die Rede ist: Erwachsene Menschen wollen Christen werden und sich taufen lassen.

Zehn Erwachsene wollen sich in der Osternacht oder später im Jahr taufen lassen. In der Kathedrale legte ihnen Bischof Konrad Zdarsa am Sonntag die Hände auf.

Der erste Fastensonntag ist der traditionelle Termin, an dem erwachsene Taufbewerber zur Taufe zugelassen werden. Am vergangenen Sonntag haben rund 40 Menschen nachmittags um drei den Weg in die Kathedrale St. Jakobus gefunden. Zehn sind unter ihnen, die sich taufen lassen wollen. Aus acht Gemeinden im ganzen Bistum stammen die Katechumenen, wie Erwachsene genannt werden, die sich auf die Taufe vorbereiten.

Bevor Bischof Konrad Zdarsa jedem Einzelnen die Hände auflegt, spricht er in seiner Predigt vom Tag der Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen. Nicht die Osternacht sei es, in der Christus sie annimmt. Auch diese Feier der Zulassung der Taufbewerber sei nicht der Zeitpunkt, an dem sie den Weg zu Christus gefunden hätten. Es ist bereits passiert. Die Zehn haben sich schon sehr viel früher, zum Teil vor Jahren, für Christus entschieden. Nach dem Gottesdienst in der Kathedrale sitzen die Taufbewerber noch zusammen. Freunde sind dabei, Verwandte und die Ortspfarrer.


"Ich bin nie dazu gekommen."

Bei Jenny Dietrich kommt es durch ihren Verlobten, dass sie sich taufen lassen will. Seit Jahren sind die beiden ein Paar. Und seither geht sie auch regelmäßig mit ihm in die Kirche. Ihr hat es gefallen. Auf die Frage, ob die beabsichtigte Heirat der Grund für die Taufe sei, antwortet die 23-Jährige mit einem klaren "Jein". Sie habe sich schon lange entschlossen, sich taufen zu lassen. "Nur bin ich nie dazu gekommen", sagt die junge Frau. In Stuttgart hat sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester gemacht. Dort wollte sie sich nicht taufen lassen. Jetzt steht der Tauftermin in der Osternacht in Hoyerswerda fest. Und, dass im nächsten Jahr geheiratet wird. Katholisch natürlich.


"Es musste mal sein. Und das ist eben jetzt."

"Ich bin ja eigentlich schon 15 Jahre dabei", wehrt Dirk Jenke die Frage ab, wie man als Nichtchrist darauf kommt, sich taufen zu lassen. Seine Frau ist katholisch, die Töchter ebenfalls. Seit Jahren ist er ehrenamtlich in der Pfarrgemeinde in Senftenberg tätig, unter anderem in der Ministrantenarbeit. "Der Schritt war fällig", sagt der 44-Jährige. Einen konkreten Anlass habe es nicht gegeben, warum er sich nun ausgerechnet in diesem Jahr taufen lasse. "Es musste mal sein. Und das ist eben jetzt", sagt Dirk Jenke. Auch bei ihm sei der Entschluss Christ zu werden über Jahre gewachsen, so wie der Bischof es bereits gesagt habe.

Auch für Petra Gruner steht bereits seit vielen Jahren fest, dass sie sich eines Tages taufen lassen würde. Ganz intensiv wurde der Wunsch im vergangenen Jahr. Dass sie bisher nicht getauft ist, ist dem Sozialismus geschuldet. Obwohl sie einer ganz katholischen Familie in Posen entstammt, ist sie als Einzige nicht getauft. "Ich durfte damals als einziges von neun Enkelkindern ihrer Großeltern nicht getauft werden", berichtet die Mutter von drei Kindern aus Annahütte.

Als Elfjährige ging ein erster Anlauf schief: Sie hatte sich den Magen verdorben. Aus der Taufe wurde nichts. Am Tauftag lag Petra Gruner krank im Bett. "Wenn ich einen Partner gefunden hätte, der selbst Christ ist, wäre das vielleicht alles viel früher gekommen", sagt Petra Gruner. So hatte sie erst einmal anderes im Kopf als die Taufe: "Meine Familie, meine Kinder, mein Beruf waren erst mal wichtiger", blickt die gelernte Krankenschwester zurück. Eines Tages sei ihr klar geworden: "Das, was ich mir immer gewünscht habe, habe ich mir noch nicht erfüllt."

Dann ist sie wieder in die Kirche gegangen. Das hatte sie auch vorher getan - aber nur unregelmäßig. Zu DDR-Zeiten hatte sie das schon einmal probiert. "In der evangelischen Kirche war das. Aber das war nicht meins", sagt Petra Gruner.

"Pfarrer Pabel hat es mir leicht gemacht, den letzten Schritt zu gehen", sagt sie. Und er habe ihr Zeit gelassen. Als jetzt die Frage gekommen sei, ob sie sich dieses Jahr zu Ostern taufen lassen wolle, war ihre Antwort klar: "Ja, das ist jetzt das, was ich immer gesucht habe."

Von Markus Kremser

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