Gott füllt das Glas
Evangelische und katholische Christen in Suhl haben zu einem Fest des Glaubens eingeladen
Suhl. Der zweite ökumenische Regionalkirchentag in Suhl fand vom 3. bis 5. September statt. Er stand unter dem Motto "Steter Tropfen füllt das Glas".
Den Auftakt machte Suhler Schüler, die ihren Oberbürgermeister zu einer Stadtwette herausforderten. Dieser meinte, dass es die Mädchen und Jungen nicht schaffen, innerhalb einer Stunde, den Marktbrunnen mit Wasser zu füllen. Zirka 12000 Liter Wasser passen hinein. Schließlich schleppten die jungen Leuten 2700 Fünf- Liter-Eimer voller Wasser zum Brunnen, der noch vor Ablauf der Stunde voll war. Dabei hat sich die Plackerei gelohnt, die 2700 Euro, welche auf diese Weise zusammenkamen unterstützen ein Misereorprojekt. Und der Oberbürgermeister hatte versprochen, sich im Falle einer Niederlage um die Sanierung des Stadtparks zu kümmern.
Atheisten, die sich erreichen lassen
Mit dabei bei den Vorbereitungen des Regionalkirchentags war die katholische Kirchgemeinde St. Kilian um Pfarrer Joachim Kramer. Ihm ist es wichtig, dass Christen in Suhl wahrgenommen werden und dass die christliche Botschaft auch die überwiegend nicht glaubenden Suhler erreicht. So gab es in den zurückliegenden Jahren eine Reihe von Initiativen, mit denen die Einwohner der Stadt und des Umlandes angesprochen wurden. Darunter eine Kreuzaktion, bei der die Suhler auf dem Steinweg verschiedenen Kreuzen begegneten. "Die Mehrzahl der Menschen hier bezeichnen sich selbst als Atheisten, aber sie lassen sich erreichen", freut sich Pfarrer Kramer. Und er fügt hinzu: "Manchmal fühle ich mich wie einer, der vor dem Bauch einen großen Sack mit Impulsen, Ideen und Gedanken hat. Ich brauche nur hineingreifen und ausstreuen. Was daraus wird, das liegt in Gottes Hand."
Organisiert wurde der Kirchentag in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und dem Stadtmarketing, das für den 5. September zu einem verkaufsoffenen Sonntag eingeladen hatte. Dies hatte für die Kirchen den Vorteil, dass genug Menschen den Weg in die Innenstadt fanden. Verantwortlich für die Organisation war Martin Oeltermann vom Mehrgenerationenhaus, das in Trägerschaft der evangelischen Hauptkirchengemeinde arbeitet. Mit den Ehrenamtlichen der dort beheimateten Suhler Tafel bereitete er das Fest vor. Bewegt wurden unter anderen 58 Biertischgarnituren, 84 Bänke, 108 Stühle, 101 Tische, 14 Pavillons … Dazu kommen die Stände, die von den jeweiligen Nutzern selbst ausgestattet wurden. Oeltermann freut sich, dass es für alle Helfer ganz selbstverständlich war, sich einzubringen. "Wir wollten mit unserem Engagement und dem Programm des Kirchentages den Menschen zeigen, dass wir als Christen eine Menge Spaß im Leben haben", betont Oeltermann.
Es ist Gott, der das Glas der Menschen füllt
Zwischen Kreuzkirche und Marktplatz gab es am Sonntag eine Menge an Informationsständen, darunter den der Caritas. In der evangelischen Hauptkirche St. Marien konnten sich die Besucher segnen lassen und im ehemaligen Gericht am Markt boten Schwester Christa Huber und Pfarrerin i.R. Elke Voigtsberger "Spirituelle Kostbarkeiten" an. In einem halbstündigen Wechsel hatten sie zur Meditation und Besinnung eingeladen. "Es sind immer zwei bis vier Personen, die zu unserem Angebot kommen", freut sich Schwester Christa Huber, die mit ihren Mitschwestern von der Congregatio Jesu im Haus der Begegnung Schleusingen lebt.
Zum Abschluss des Kirchentages trafen sich die Christen zu einem Gottesdienst auf dem Markt, an dem die Bischöfin der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands, Ilse Junkermann, und Domkapitular Gregor Arndt vom Bistum Erfurt teilnahmen. Bischöfin Junkermann machte in ihrer Predigt Mut, sich in der Nachfolge Jesu den Menschen zuzuwenden. Zudem dürften Christen darauf vertrauen, dass es Gott ist, der ihre Gläser Tropfen für Tropfen füllt.
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Von Holger Jakobi