Jeder Einzelne ist verantwortlich
Der alternativlose Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung Thema der Bistumswallfahrt
Huysburg. Mit an die 4000 Teilnehmern vergleichsweise sehr gut besucht war am 5. September die diesjährige Bistumswallfahrt zur Huysburg. Im Mittelpunkt stand diesmal die Bewahrung der Schöpfung als Aufgabe für jeden Christen.
Zu einem rücksichtsvollen Umgang mit der Schöpfung verbunden mit dem Einsatz für soziale Gerechtigkeit hat Bischof Gerhard Feige aufgerufen. In seiner Predigt zur Bistumswallfahrt auf der Huysburg am 5. September forderte der Bischof in dieser Hinsicht "einen tief greifenden Kurswechsel" und "eine neue Ehrfurcht" vor dem Menschen und seiner Umwelt.
Bislang missbrauchten die Menschen ihre Sonderstellung in der Schöpfung. "Auf erschreckende Weise wird deutlich, dass der Mensch Risiken eingeht, deren Folgen er nicht gewachsen ist", betonte Feige und erinnerte an das Reaktorunglück in Tschernobyl, an die Ölkatastrophen im Golf von Mexiko und Nigeria oder die zahlreichen Überschwemmungen. Zudem würden "durch das Konsumverhalten der reichen Völker große Gebiete der Erde als Lebensraum zerstört und arme Länder noch ärmer". Wenn sich an solchen Tendenzen nichts ändere, gerate "das Lebensumfeld von vielen hundert Millionen Menschen immer mehr in Gefahr".
Nach der Heiligen Schrift sei der Mensch dazu von Gott beauftragt, liebevoll mit seinen Mitgeschöpfen umzugehen. "Wir sind nicht der Schöpfer, sondern ebenfalls Geschöpfe und mitverantwortlich für alles Geschaffene", so der Bischof. Wenn die Menschen nicht schnell zu einer entsprechenden Haltung umkehrten, stünde die Welt bald am "Rand der apokalyptischen Selbstzerstörung". Insofern gebe es zu einer tief greifenden Umkehr keine Alternative.
Diese sei von jedem Einzelnen gefordert und müsse bei kleinen Dingen beginnen. Ein kleiner Schritt könnte etwa darin bestehen, weniger Fleisch zu essen, was vielleicht sogar gesünder sei. "Kurioserweise waren wir Katholiken mit unseren Fast- und Abstinenztagen schon einmal vorbildlicher als manche zivile Initiative, die heutzutage einen fleischfreien Tag pro Woche empfiehlt", so der Bischof. Empfehlenswert sei auch, Produkte der eigenen Region zu kaufen oder heimisches Obst und Gemüse entsprechend der Jahreszeit zu verzehren. Zudem gelte es in privaten Gebäuden wie in den Gemeinden auf erneuerbare Energien zu setzen. Feige: "Es stünde uns als Kirche gut an, wenn wir in dieser Hinsicht mutiger vorangehen würden." Wenn erst einmal ein Anfang gemacht sei und viele mitziehen, sei es möglich, die Entwicklung durchaus positiv zu beeinflussen.
Mit kleinen Schritten beginnen
Der Bischof räumte ein, dass es nicht immer klar und eindeutig ist, wie die Schöpfung am besten bewahrt werden kann. Um in den kontrovers diskutierten Fragen als Kirche besser beraten zu sein, habe er wieder eine Fachkommission für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung im Bistum eingesetzt. Um die Sensibilität für diese Themenfelder zu fördern, empfiehlt Feige ausdrücklich, einmal im Jahr auf der Ebene der neuen Pfarreien möglichst ökumenisch einen Tag der Schöpfung zu begehen, wie er jetzt am 3. September auf Bundesebene erstmals ökumenisch in Brühl am Rhein begangen wurde.
"Gottes Schöpfung - uns anvertraut" - dieses Wallfahrtsthema wurde nicht nur bei der Eucharistiefeier, sondern auch bei weiteren Angeboten der Wallfahrt durchbuchstabiert. Zahlreiche Initiativen, Verbände und Institutionen präsentierten sich an ihren Ständen den Wallfahrern. Unter anderem informierten die Verbraucherzentrale Magdeburg, die Caritas Torgau mit ihrem Projekt Energieberatung, die Katholische Erwachsenenbildung mit ihrem Projekt Streuobstwiesen oder das Caritas-Gut Glüsig über ihre ökologischen Ansätze.
Zu einem Rundgang zum Sonnengesang lud der Fachbereich Pastoral in den Romanischen Saal ein. Die Kinder- und Jugendschola aus Blankenburg und Wernigerode und das Collegium musicum der Musikschule Wernigerode führten die Kantate "Lichtblicke" zur biblischen Schöpfungserzählung auf. Zudem gab es verschiedene Mitmachaktionen.
Caritasverband, Familienbund, Katholische Arbeitnehmerbewegung, Katholische Elternschaft und Katholische Erwachsenenbildung luden im Rahmen einer gemeinsamen Aktion dazu ein, sich im Vorfeld der Landtagswahlen 2011 in Sachsen-Anhalt zu wichtigen Themen zu äußern oder Fragen an die Politik zu formulieren.
Jährlich in den Pfarreien Tag der Schöpfung feiern
Am Ende der Abschlussandacht äußerte sich Bischof Feige auch zum Stand der Umstrukturierungen im Bistum. Er sei überzeugt, dass "das für uns der richtige Weg ist", sagte Feige. 28 Pfarreien sind inzwischen gegründet, die letzten 16 würden zum Ersten Advent folgen.
Die Bistumskollekte erbrachte 8802,87 Euro. 2500 Euro kommen davon dem beim Caritasverband angesiedelten Verein Refugium zugute, der sich um minderjährige unbegleitete Flüchtlinge kümmert. 6300 Euro können der ökumenischen bundesweiten Kollekte für die von der Hochwasserkatastrophe in Pakistan betroffenen Menschen zufließen.
Weitere Infos: www.bistummagdeburg.de