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Den Glauben gemeinsam bezeugen

Die Christen Sachsen-Anhalts wollen enger zusammenarbeiten / 30 Jahre ACK in der Region

Magdeburg. Die Kirchen in Sachsen-Anhalt wollen stärker öffentlich und gemeinsam ihren Glauben bezeugen. Eine entsprechende Übereinkunft wurde anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Region getroffen.

Ökumenischer Festgottesdienst anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Sachsen-Anhalt. Ministranten tragen Fahnen mit Leitlinien der Charta Oecumenica in die Kirche.

Die Christen in Sachsen-Anhalt verpflichten sich, öffentlich ihren Glauben zu bezeugen. So steht es in einer Vereinbarung, die Vertreter von zehn Kirchen bei einem Festgottesdienst am 7. März in Magdeburg unterzeichneten. Die Beteiligten, darunter neben der katholischen und der evangelischen Kirche etwa auch Baptisten und Altkatholiken wollen künftig gemeinsam im öffentlichen Raum Gottesdienste feiern sowie missionarische Projekte planen und durchführen. Zudem verpflichten sie sich, durch vielfältige Bildungsangebote voneinander noch mehr zu lernen und "sich gegenseitig im caritativen und diakonischen Dienst zu helfen". Zudem wollen sie angesichts des Klimawandels ihre Möglichkeiten der Verantwortung für ökologische Gerechtigkeit klarer wahrnehmen sowie gegen Fremdenfeindlichkeit eintreten.

Anlass für die Unterzeichnung dieser "Konkretionen zur Charta Oecumenica" war die Feier des 30-jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Sachsen-Anhalt. Die Charta Oecumenica ist eine 2001 auf europäischer Ebene getroffene Übereinkunft zum Miteinander der Kirchen. Sie soll auf nationaler und regionaler Ebene konkretisiert werden. Am Ende des Gottesdienstes erhielten die mehr als 150 Teilnehmer einen zeitlosen Kalender zu den "Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa". Auch die Gemeinden sollen einen solchen Kalender erhalten.

Konkretisierung der Charta Oecumenica


Dem Gottesdienst in der Kathedralkirche St. Sebastian, bei dem die Vereinbarung unterzeichnet wurde, war eine fünfstündige Festveranstaltung zum ACK-Geburtstag im Roncalli-Haus mit rund 100 Teilnehmern vorausgegangen. Dabei stand zunächst ein Blick auf Geschichte und aktuelle Situation der Ökumene in Sachsen- Anhalt auf dem Programm. Aktive der frühen Jahre standen dazu Rede und Antwort: Propst Matthias Sens von der evangelischen Landeskirche, Bischof emeritus Leo Nowak und Bischof Theodor Clemens von der Herrenhuter Brüdergemeine, ehemals Pfarrer in Gnadau. In den Jahren der DDR sei den beteiligten Kirchen deutlich geworden, dass es viel mehr Verbindendes als Trennendes gibt, sagte Bischof Nowak. Auch der staatliche Atheismus als Gegner habe zusammengeführt.

Ordinariatsrat Lieb und Sachsen-Anhalts ACK-Vorsitzender Dittrich stellen einen zeitlosen Kalender zu Leitlinien der Charta Oecumenica vor. Jede Gemeinde erhält einen solchen Kalender.

Für Bischof Clemens war es wichtig, in der ACK "Freunde gefunden" zu haben. Gemeinsam habe man versucht, den ökumenischen Gedanken in die Gemeinden zu tragen. Clemens beklagte, dass die ACK-Arbeit seit den Anfängen bis in die Gegenwart fast ausschließlich von Männern gemacht werde. Propst Sens, früher Oberkirchenrat in Magdeburg, würdigte die gemeinsame Gesprächsbasis der Arbeitsgemeinschaft. "Die ACK ermöglicht es, Freude und Leid zu teilen, zum Beispiel Frustrationen gemeinsam zu durchleiden." Dazu gehöre das Leiden daran, "dass wir im Blick auf die Abendmahlsgemeinschaft nicht vorankommen". Die gewachsene Gemeinschaft müsse als Schatz verstanden und gehütet werden, so Sens.

Eine Herausforderung für die ACK


Die zunehmende Herausforderung von "konfessionsüberschreitenden christlichen Strömungen" für die Mitgliedskirchen der ACK thematisierte deren Vorsitzender und Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber in seinem Festvortrag. Mit Zahlen und Fakten sowie eigenen Erfahrungen verdeutlichte Weber die massive Ausbreitung von neuen freikirchlichen Bewegungen weltweit, aber auch in Deutschland. Bislang hätten sich die Kirchen nicht mit diesen pfingstlich bewegten, charismatischen und überkonfessionellen Gruppierungen, die teilweise sehr fundamentalistische Positionen einnähmen, auseinandergesetzt. Dies stehe aber jetzt an. Einerseits könne man von ihnen etwa hinsichtlich des freien, intensiven Umgangs mit dem Gebet durchaus lernen. Andererseits seien Positionen wie ein buchstabengetreues Bibelverständnis und die Nichtigkeit von Theologie und Naturwissenschaft, soweit sie dem biblischen Glauben widersprechen, nicht akzeptabel.

Von Eckhard Pohl

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