Anstoss
Er ist einfach, jeder versteht ihn
"Er ist vernünftig, jeder versteht ihn. Er ist leicht." Wenn ich Bücher über theologische Fragen lese oder mir Gedanken mache, wie Glaubensaussagen besser vermittelt werden könnten, kommen mir oft diese Sätze aus einem Gedicht von Bertolt Brecht in den Sinn.
Er ist eigentlich ganz einfach, der Glaube an das Evangelium, an die frohe Botschaft vom Gott Jesu Christi. Er liebt uns, wie Vater und Mutter ihre Kinder lieb haben. Wir können uns ihm ganz und gar anvertrauen. Aber erfahrungsgemäß tun sich die meisten unserer Zeitgenossen hierzulande schwer mit dem Glauben. Und auch wir Christen haben unsere Fragen und Zweifel.
Es geht dabei oft um Dinge und Sachverhalte, die uns doch reichlich kompliziert erscheinen und die wir deshalb lieber den theologischen Profis überlassen. Jedoch sollte mancher mutiger sein und nachfragen, denn, so heißt es - ganz zuversichtlich - weiter im Gedicht: "...du kannst ihn begreifen. Er ist gut für dich, erkundige dich nach ihm." Es lohnt sich dranzubleiben und mit den je eigenen Möglichkeiten der Sache auf den Grund zu gehen. Er ist einfach, der Glaube. Jesus selbst preist seinen Vater, weil er "all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart" hat (Mt 11,25). Wenn Weisheit und Klugheit also nicht zwingende Voraussetzung zum Verständnis der frohen Botschaft sind, kann jede und jeder sie verstehen. So höre und lese ich dies zugleich als Einladung an jeden Christen, sich im Glaubenswissen weiterzubilden, um auskunftsfähig zu sein, wenn unsere nichtglaubenden Mitmenschen denn doch einmal etwas von uns wissen wollen. Mit Herz und Verstand will der Glaube durchdrungen sein. Hin und wieder frage ich mich, ob wir uns das mit dem Verstand nicht zu einfach machen. "Fides quaerens intellectum" hat ein großer Theologe gesagt. Der Glaube sucht Einsicht, er will verstehen.
Doch nicht nur das. Der Glaube will auch im Herzen angenommen sein, weil mich hier Gottes Wort erreicht: Du bist mein geliebtes Kind - so wie du bist, ebenso mit deinen Ecken und Kanten wie mit deinen liebenswerten Seiten. Eine ganz einfache, klare Botschaft, aber manchmal - für manche oft - kaum zu glauben. Es ist, "das Einfache, das schwer zu machen ist", wie es am Ende des Brechtschen Gedichtes heißt.
Das Gedicht ist übrigens als "Lob des Kommunismus" überschrieben. All das sollte vielmehr und erst recht von unserem Glauben zu sagen sein!
Angela Degenhardt, Gemeindereferentin in Sangehausen