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Ist das schon Mission?

Ein Erfahrungsaustausch über missionarische Pastoral

Erfurt (mh). Missionarische Pastoral - wie geht das? Eine Tagung in Erfurt suchte nach Antworten und zeigte, dass es eine Vielzahl von Ansatzpunkten gibt.

Podiumsgespräch zum Abschluss der Tagung mit (von links) Pfarrer Simon Rapp (Bund der deutschen katholischen Jugend), Pfarrer Albin Krämer (Katholische Arbeitnehmerbewegung), Markus-Liborius Hermann (Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral), Weihbischof Reinhard Hauke (Erfurt), Julia Brodersen-Schäfers (Bonifatiuswerk), Schwester Aloisia Höing (Deutsche Ordensobernkonferenz) und Pfarrer Matthias Leineweber (Gemeinschaft Sant’Egidio).

"Was hat der denn für ein geiles Tuch um?" Die junge Berlinerin bleibt von der Kreuz stehen. Um sie herum eine ganze Traube Jugendlicher. Sie alle sind arbeitslos und wurden vom Arbeitsamt in das Manege-Projekt des Don- Bosco-Zentrums in Berlin-Marzahn geschickt. Hier sollen die Ordensleute - Salesianer und Heiligenstädter Schulschwestern tragen das Projekt gemeinsam - und ihre Mitarbeiter ihnen helfen, im Alltagslebens wieder Fuß zu fassen. Jugendsozialarbeit nennt sich das. Aber die Frage nach dem Lendentuch des Gekreuzigten gibt der Ordensfrau, die mit den Jugendlichen zusammen ist, plötzlich die Chance, etwas anderes zu tun - zu erzählen, was ihr das Kreuz in ihrem Leben bedeutet.

Mission ist keine Mitgliederrekrutierung

Schwester Aloisia Höing, die Generaloberin der Heiligenstädter Schulschwestern, erzählt dieses Erlebnis ihrer Mitschwester beim Abschlusspodium der Tagung "Herausforderung einer missionarischen Pastoral" (siehe Bericht unten). "Ist das Sozialarbeit, was wir mit den arbeitslosen Jugendlichen machen? Oder schon Evangelisierung?", fragt sie und liefert selbst die Antwort, indem sie dafür plädiert, von "evangelisierender Sozialarbeit" zu sprechen.

Unterstützung erhält sie von Pfarrer Matthias Leineweber, der zur Gemeinschaft Sant’Egidio gehört. Auch diese Gemeinschaft betreibt "Sozialarbeit im Geiste des Evangeliums": Im Osten Berlins besuchen Mitglieder seiner Gemeinschaft die Bewohner eines städtischen Altenheims. Sie sprechen und beten mit ihnen und sorgen auch dafür, dass die Verstorbenen nicht irgendwo namenlos begraben werden. Ob jemand von den Altenheim-Bewohnern dadurch Christ wird, ist für Leineweber zweitrangig: "Natürlich freue ich mich darüber. Aber Mission ist keine Mitgliederrekrutierung."

Mit derartigen Hintergedanken hat auch der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke immer wieder zu tun. Angesichts seiner zahlreichen missionarischen Projekte - von der Lebenswende-Feier bis zum Totengedenken - werde er immer mal gefragt, wie viele denn schon getauft worden seien. "Wir können den Glauben nicht machen. Er ist ein Geschenk." Deshalb gelte es, "Nähe anzubieten, aber auch die Möglichkeit zu lassen, dass der andere ungetauft wieder gehen kann."

Mission hat für Hauke damit zu tun, den Glauben in die neuen Denkweisen der Menschen zu übertragen. "Wer den Glauben weitergeben will, muss die Menschen kennen, zu denen er den Glauben bringen will." Der Weihbischof sieht vor allem zwei Anküpfungspunkte: Zum einen sind es die Einrichtungen und Dienste der Kirche, zum anderen ist es die Biografie der Menschen, vor allem die so genannten Lebenswenden.

Volkskirche muss nicht missionarisch sein

"Der Glaube ist das Beste, was ich einem anderen Menschen geben kann", sagt Hauke. Doch nicht nur deshalb ist Mission für ihn wichtig: "Unser gesellschaftliches Umfeld fordert dazu heraus. Eine Volkskirche muss nicht missionarisch sein." Unter den Bedingungen der Thüringer Diaspora brauche man ein ",missionarisches Feeling‘. Wer bei uns Priester werden will und das nicht hat, der muss gehen. Nur die Tradition bewahren, bringt uns nichts."

Das gilt nicht nur für Priester. Ein Beispiel für missionarisches Wirken von Laien in der Gesellschaft sind die Verbände. "Der Glaube ist zwar etwas Persönliches, aber nichts Privates", sagt Pfarrer Albin Krämer von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). Und deshalb äußert sich sein Verband aus christlicher Sicht zu gesellschaftlichen Fragen - von der Rente über die Gesundheitsreform bis zum Sonntagsschutz. Auch das kann Mission sein, denn es gibt nicht wenige Nichtchristen, die sich bei der KAB melden und mitarbeiten wollen, weil ihnen die Themen wichtig sind. Ähnliches erlebt Pfarrer Simon Rapp beim Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ), dessen Bundespräses er ist. Hier läuft eine Mitarbeit häufig über Freundschaften. Wichtig für Jugendliche, die sich für die Kirche engagieren, ist allerdings, "dass sie mit dieser Kirche nicht alt aussehen", unterstreicht Rapp.

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