Im Spiegel der Nachbarländer
Caritasmitarbeiter aus der Neißeregion tauschen sich über freiwilliges soziales Engagement aus
Schmochtitz. Zum fachlichen Austausch über freiwilliges soziales Engagement trafen sich haupt- und ehrenamtliche Caritasmitarbeiter aus dem Neiße-Dreiländereck Anfang September im Bischof-Benno- Haus Schmochtitz.
"In vielfacher Hinsicht ungewöhnlich und äußerst inspirierend", beschrieb Mechthild Gatter, Referentin für Gemeindecaritas im Bistum Dresden-Meißen, die zweieinhalbtägige Konferenz, die sie selbst mit initiiert hatte.
Die Caritas der polnischen Diözese Legnica/Liegnitz war mit einer Jugendgruppe angereist - ein ungewohntes Bild für die Caritasmitarbeiter aus Görlitz und Dresden-Meißen. Hier rechnet man bei Zusammenkünften für Ehrenamtliche sonst eher mit Frauen ab sechzig. Die polnischen Jugendlichen - zumeist Schüler katholischer Gymnasien und Studenten - erzählten mit Begeisterung von der Arbeit ihrer Schulcaritas-Gruppe, die sich für Menschen in unterschiedlichsten Nöten engagiert, und von ihrem weitgehend in Eigenregie betriebenen Freiwilligenzentrum. Dort vermitteln sie unter anderem Schüler für Babysitterdienste, Einkaufshilfen oder Spaziergänge mit älteren Menschen. Damit das ganze funktioniert, machen die jungen Freiwilligen ausgiebig Öffentlichkeitsarbeit. Eindrucksvoll für die deutschen Caritas-Profis war besonders die straffe Organisation und Disziplin, mit der die Jugendlichen diese Arbeit neben ihren täglichen Verpflichtungen durchziehen. Ganz anders, aber nicht weniger beeindruckend empfanden sie die Erfahrungsberichte, die Freiwillige aus dem tschechischen Bistum Litomerice/Leitmeritz zu der Tagung beisteuerten. Eine Tschechin beispielsweise erzählte von einer alltäglichen Begegnung mit einem obdachlosen Mann, dessen Not ihr ins Auge stach und den sie daraufhin ins Krankenhaus begleitete.
"Ihre Worte rührten mich an, über die Bedeutung von Selbstlosigkeit nachzudenken", erzählt Mechthild Gatter. Das dichte soziale Netz führe dazu, dass hierzulande allzu schnell gefragt werde: "Wer ist zuständig?" Die Tschechin, die den Obdachlosen sah, habe hingegen gefragt: "Und wenn mir in diesem Menschen Christus begegnet?" Dass Caritasarbeit eine Berufung ist, sei auch in den Beiträgen der polnischen Konferenzteilnehmer sehr deutlich geworden, die sich immer wieder auf die Papstenzyklika "Deus caritas est" beriefen.
Der grenzübergreifende Fachaustausch, der vom Ehrenamtlichen bis zu den Caritasdirektoren Mitarbeiter der Caritas auf allen Ebenen einschloss, soll im nächsten Jahr fortgesetzt werden, kündigte Mechthild Gatter an. Zwar sei es äußerst aufwändig, die nötige Finanzunterstützung aus Fördertöpfen der Europäischen Union zu beantragen. Nicht zuletzt trügen derartige Veranstaltungen aber auch dazu bei, Kirche in der Öffentlichkeit präsenter zu machen, ist die Caritas-Referentin überzeugt:"Die Kirche hat mit ihrer globalen Erfahrung etwas beizutragen zum Zusammenwachsen Europas. Das sollten wir ruhig nach außen tragen."
Von Dorothee Wanzek