Wir machen Kirche schmackhaft
Neues Leitungsteam im Magdeburger Roncalli-Haus bringt viele Ideen mit
Magdeburg. Neue Leiter des Magdeburger Roncalli-Hauses sind der Theologe und Erwachsenenbildner Guido Erbrich und die Hotelfachfrau Kathrin Mallonn. Sie wollen die religiösen, kulturellen und Bildungsangebote im Haus mit mehr Gastronomie und Beherbergungsbetrieb verbinden.
Die Heimvolkshochschule Roncalli- Haus in Magdeburg hat seit 1. August eine neue Leitung. Für den Gäste- und Tagungsbetrieb ist mit Kathrin Mallonn eine Hotelfachfrau (41) verantwortlich. Den pädagogischen Bereich und die Gesamtverantwortung hat der Theologe und Erwachsenenbildner Guido Erbrich (46) übernommen. Der Verein Roncalli-Haus als Träger verspricht sich davon eine weitere Profilierung sowohl als Bildungshaus und Heimvolkshochschule als auch als Tagungsund Begegnungsstätte.
Guido Erbrich und Kathrin Mallonn haben eine Reihe von Ideen entwickelt, wie sie das Roncalli- Haus führen wollen. So planen sie, kulturelle und Bildungsarbeit der Heimvolkshochschule und kirchliche Veranstaltungen zielgerichtet mit gastronomischen Angeboten zu verbinden. "Wir denken zum Beispiel daran, im Haus einen City-Treffpunkt zu etablieren", sagt Erbrich. Das Roncalli-Haus befinde sich in idealer Lage dafür, dass Menschen etwa nach einem Gospelabend oder einer Podiumsdiskussion noch zusammensitzen und etwas miteinander trinken. Im jetzigen Speisesaalbereich soll dafür eine kleine Gaststätte entstehen, die in ihrem Angebot nicht zuletzt auf regionale und auf fair gehandelte Produkte zurückgreift. Kathrin Mallonn schwebt vor, nach dem Motto "Wir machen die Kirche schmackhaft" die religiöse Dimension des Hauses stärker mit der gastronomischen Seite zu verknüpfen. So hat sie die Idee, im Haus Kochkurse anzubieten, die auf Feste wie Taufe, Erstkommunion oder Firmung orientiert sind. Genauso könnten aber auch Familien für entsprechende Feiern den Service des Roncalli-Hauses nutzen. Überhaupt sollen Bildung, Kultur und Kirche in Verbindung mit gastronomischem Genuss eine wichtige Rolle spielen, sagt die Hotelfachfrau und Betriebswirtin für das Hotel- und Gaststättengewerbe. Die Gäste der im Haus beheimateten Fachakademie für Gemeindepastoral und deren Bibliothek seien ebenfalls eine Zielgruppe.
Auch die Zahl der Beherbergungen soll steigen. Eine der ersten, einfach zu verwirklichenden Maßnahmen sei gewesen, das Roncalli-Haus als Anbieter von "Bett & Bike" beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club aufnehmen zu lassen. Ein wichtiges Feld sieht Frau Mallonn im in Sachsen- Anhalt bewusst geförderten spirituellen Tourismus.
"Als Roncalli-Haus müssen wir uns den kirchlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten stellen und darauf bewusst reagieren", sagt Erbrich. "Dabei können wir auf die bislang praktizierten Ansätze und das bisherige Engagement aufbauen." Erbrich, der vom Bischof-Benno-Haus in Schmochtiz in der Diözese Dresden- Meißen nach Magdeburg gewechselt ist und seine Frau und seine drei Kinder mitgebracht hat, sieht sich darin auch aufgrund seiner ersten Gemeindeerfahrungen im Bistum bestätigt: "Ich finde es beeindruckend, wie sich die Gemeinden auf die Bildung neuer Pfarreien einlassen, um neue Chancen für ein bewusstes, engagiertes Leben aus dem Glauben zu erschließen."
Entsprechend des Anliegens des Roncalli-Papstes Johannes XXIII. will Erbrich Menschen verschiedener Herkunft zusammenführen. Auf diesem Hintergrund will er Anfang nächsten Jahres beginnen, im Namen des Roncalli- Hauses zu ökumenisch offenen Gottesdiensten wie Jazzkirche, Kunstkirche und Gospelchurch einzuladen. "Chance eines Bildungshauses ist es, die Buntheit des Lebens zu spiegeln, ohne dabei an der Prägung der Einrichtung Abstriche zu machen", weiß Erbrich. Viele Nichtkatholiken würden mit dem Namen Roncalli den Zirkus verbinden. "Diese Assoziation ist für ein Bildungshaus nicht die schlechteste", sagt Erbrich und sieht im Slogan "Hereinspaziert" ein Motto für eine Einrichtung, die vielen offen stehen will. Nach ersten, auch persönlichen Erfahrungen in der neuen Heimat sei er angesichts der erlebten Offenheit und Kontaktbereitschaft der Menschen in Sachsen-Anhalt sehr zuversichtlich, dass sich viele Möglichkeiten der Begegnung ergeben können. Dabei will er seine durch den Bistumswechsel mitgebrachten Kontakte in Sachsen mit zum Tragen kommen lassen.
Um solche Kontakte zu schaffen und möglichst viele Menschen unterschiedlicher Herkunft anzusprechen, wird zum Beispiel vom 18. bis 31. Oktober im Roncalli- Haus die Wanderausstellung "Ökologischer Landbau" zur Erzeugung und Verarbeitung von Bioprodukten zu sehen sein. Sie ist vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten initiiert.
Von Eckhard Pohl