Seit zehn Jahren an historischem Ort
In dem Haus, in dem einst Hildgard Burjan lebte, wohnen heute zwei Schwestern der Caritas Socialis
Es ist so etwas wie exterritoriales Gebiet. Die Wohnung in dem Gründerzeithaus an der Görlitzer Elisabethstraße ist schlicht eingerichtet. Die großen Fenster lassen viel Licht herein. In der Wohnung leben Martina Theiner und Ulrike Gorfer. Die beiden sind Schwestern der Gemeinschaft Caritas Socialis. Und beide haben einen italienischen Pass. Schwester Ulrike stammt aus Naturns, Schwester Martina kommt aus Mals. Beide Orte liegen in Südtirol.
Die Wohnung ist etwas Besonderes. In dem Haus lebte Hildegard Burjan bis zu ihrem zwölften Lebensjahr, damals noch als Hildegard Freund, Tochter einer liberalen jüdischen Familie. Später konvertierte sie zum Katholizismus, wurde Politikerin und gründete in Wien die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis. Jetzt, fast 90 Jahre nach der Gründung der Gemeinschaft im Jahre 1919, leben die Schwestern in der Wohnung, in der Hildegard Burjan ihre Kindheit verbracht hat.
"Ja", sagt Schwester Martina, "Görlitz ist etwas Besonderes. Die Vorstellung, dass Hildegard hier über die Straße gegangen ist ... Auf ihren Spuren zu wandeln ist schön."
Am 14. März sind es zehn Jahre, dass die Caritas Socialis eine Niederlassung in Görlitz unterhält. Die einzige weitere Niederlassung der Schwestern in Deutschland befindet sich in München. In Wien gegründet, engagieren sich die Schwestern hauptsächlich in Österreich und Südtirol. Aber auch in Brasilien gibt es inzwischen Schwestern der Caritas Socialis.
Dass Görlitz die Stadt ist, in der Hildegard Burjan aufgewachsen ist, war ein ausschlaggebender Punkt für die Entscheidung, hier die zweite Niederlassung der Schwesterngemeinschaft in Deutschland zu gründen.
Schwester Rita, die gemeinsam mit Schwester Ulrike 1999 hierher kam, erkrankte leider kurze Zeit später und starb. "Sie hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen kann, hierher zu kommen", berichtet Schwester Martina von der traurigen Situation. Das war 2002. Seitdem ist Schwester Martina als Krankenhausseelsorgerin tätig. Im Städtischen Klinikum kümmert sie sich um die seelischen Sorgen und Nöte der Patienten. Schwester Ulrike engagiert sich ehrenamtlich im Besuchsdienst für Senioren und kranke Menschen. Zehn Jahre nach der Ankunft in Görlitz jährt sich die Ordensgründung zum 90. Mal. Schwester Martina hat für dieses Datum im Herbst einen Wunsch: "Die Seligsprechung wäre für uns alle sehr schön."