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Der Himmel im Hier und Jetzt

Bistumswallfahrt 2010: Christen sollen als Beschenkte leben

Erfurt (bip). "Der Himmel über mir schneidet in meinem Herzen die Wurzel der Lebensangst ab." So Bischof Joachim Wanke in seiner Predigt zur diesjährigen Bistumswallfahrt am 19. September. Zirka 8000 Thüringer nahmen daran teil.

Ein Tag der Begegnung: Der Gottesdienst findet traditionell auf den Domstufen statt. Foto: Rudolf Höhne

"Mit dem Himmel beschenkt" lautete das Motto der diesjährigen Bistumswallfahrt zum Erfurter Mariendom. Und der Himmel meinte es mit den 8000 Teilnehmern, die aus ganz Thüringen gekommen waren, wirklich gut: Ein blauer Himmel und strahlender Sonnenschein begrüßten die Wallfahrer in der Thüringer Landeshauptstadt.

Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hieß besonders Weihbischof Karl-Heinz Diez aus Fulda und den Präsidenten des katholischen Hilfswerkes "Missio" in Aachen, Klaus Krämer, willkommen und würdigte die Anwesenheit der Gäste als Zeichen der Verbundenheit von Ost und West im 20. Jahr der deutschen Einheit sowie der Solidarität zwischen reichen und armen Ländern. Die Kollekte des Wallfahrtsgottesdienstes ist dementsprechend für die Opfer der Flutkatastrophe in Pakistan bestimmt.

Der Himmel muss etwas mit dem Leben zu tun haben

In seiner Predigt sagte Bischof Wanke, der christliche Himmelsglaube sei missverstanden, wenn man ihn auf das Jenseits beschränkt. "Mit dem Himmel beschenkt: Das muss etwas mit unserem Leben hier auf Erden, mit dem Hier und Jetzt zu tun haben, so ähnlich, wie die konkrete Erfahrung, die hinter dem Ausruf steht: Du bist für mich ein Geschenk des Himmels!"

Das Wissen um Gottes Himmel mache frei von "Lebensstress", der entstehe, wenn einer sage: "Es kommt allein auf mich an, auf meine Kräfte, auf mein Durchhalten." Dagegen könne der mit dem Himmel beschenkte Mensch inmitten des Alltagsstresses Gelassenheit und Zuversicht bewahren. "Nicht ich rette die Welt, sondern da ist ein anderer, der den guten Ausgang aller Dinge, auch meines Lebens, schenkt", führte der Bischof aus.

Wer den Himmel kenne, könne im Umgang mit anderen "schöpferisch sein", nannte Wanke als zweiten Punkt. "Ich bin nicht eingezwängt in Handlungsmuster, die nicht mit dem Himmel rechnen, und darum nur nach irdischer Rechenweise die Probleme meistern müssen: also zum Beispiel in den Kategorien von Vergeltung, meine Rechte einfordern, egal, was es andere kostet, sich behaupten wollen um jeden Preis."

Sorgen und Fragen von heute

Auch wenn das nicht immer zu schaffen sei, gebe es für den Christen diese "Optionen eines alternativen Verhaltens". Er könne Fantasie und Mut entwickeln, so der Bischof, "für manche Fragen Lösungen eines anderen Typs anzustreben als jene Lösungen, die seit Kain und Abel üblich sind."

Die dritte "Himmelserfahrung" sei, nicht mit der Lebensangst allein zu bleiben. Dabei gehe es um die Sorge und Frage des Menschen von heute, ob es einen Sinn inmitten so vieler Sinnlosigkeiten gebe. Wanke wörtlich: "In solchen Fragen steht unser Leben als Ganzes auf dem Spiel. Und so ist es nicht verwunderlich, das Angst und Überdruss am Leben unsere Zeit kennzeichnen." Er sehe nicht, wie ein rein säkulares Denken diese Gespenster überzeugend verjagen könne.

Der Bischof setzte dazu einen Kontrapunkt: "Das ist meine Erfahrung: Der Himmel über mir schneidet in meinem Herzen die Wurzeln der Lebensangst ab." Man könne ein solches Vertrauen als Illusion abtun oder als billige Vertröstung verspotten, räumte Wanke ein. Er gab jedoch zu bedenken: "Aber ist nicht das Leben letztlich nur auszuhalten, wenn man getröstet wird - als Kind auf dem Schoß der Mutter, als Erwachsener durch die Liebe und Zuwendung anderer, als Mensch, der um sein Sterben weiß, von dem, der Herr über das Leben ist - hier und in der Ewigkeit?"

Der Himmel sei schon unter den Menschen, schloss Bischof Wanke seine Predigt: "Wir dürfen als Beschenkte leben. Vergessen wir es nicht."

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