Ein Gesicht für die Kirche sein
Seelsorgeamt und Caritas hatten zu einem Begegnungstag mit Ehrenamtlichen eingeladen
Erfurt/Heiligenstadt. Erstmals waren im Bistum Ehrenamtliche aus den Gemeinden eingeladen, um gemeinsam zu überlegen, welche Bedeutung dem Ehrenamt in größer werdenden Gemeinden und bei immer weniger aktiv tätigen Priestern zukommt.
Seelsorger sollten als Seelsorger arbeiten
Ganz konkret gab Markus Hampel seinem Wunsch Ausdruck, Wege und Möglichkeiten zu finden, welche die Pfarrer von den Lasten der Verwaltung befreien und weitestgehend für die Seelsorge freisetzen. Ein mögliches Modell wäre etwa ein Gemeindebürgermeister, der sich für seine Pfarrei in diesen Belangen einsetzt. In die Diskussion gebracht wurde dieses Amt von der Bistumsleitung, die an fünf Stichworten - Vernetzung, kirchliche Einrichtungen, Ehrenamtliche in der Seelsorge, geistlicher Grundwasserspiegel und Leuchttürme - den Rahmen für die Lösungssuche der Strukturanpassung setzte. Anne Rademacher, Referentin im Seelsorgeamt, und Alois Wolf vom Caritasverband informierten darüber die Teilnehmer. Beide betonten, dass die Veränderungen notwendig sei um sicherzustellen, dass die katholische Kirche in Thüringen im Jahr 2020 ein Gesicht habe. Ein Gesicht, dass zu einen großen Teil ein ehrenamtlich engagiertes sein müsse.
Das Jahr 2020 ist eine vom Bistum gesetzte Wegmarke, an der die Veränderung der Bistumsstruktur festgemacht wird. Notwendig wird die Strukturanpassung durch den zu erwartenden Rückgang an Hauptamtlichen. "Die meisten der heute aktiven Priester und Gemeindereferenten werden in zehn Jahren in Rente sein. Es steht dann nur noch die Hälfte an Personal zur Verfügung", betonte Alois Wolf.
Die am Tag zusammengekommenen Ehrenamtlichen sind in vielen Bereichen ihrer Gemeinden tätig. Das bunte Spektrum reichte von den klassischen karitativen Diensten über Aufgaben in der Kinder- und Jugendarbeit, in der Seniorenseelsorge, als Kommunionhelfer bis hin zur Leitung von Gebetstreffen. Anne Rademacher und Alois Wolf dankten den Frauen und Männern für ihre Arbeit und betonten, dass es die ehrenamtlich Tätigen sind, die schon heute die Gemeinden entschieden mittragen. Sie machten Mut, andere für eine Mitarbeit zu begeistern und nach Begabungen innerhalb der Pfarreien Ausschau zu halten.
Dem Heiligen Geist Raum im Gebet geben
Von Seiten der Ehrenamtlichen wurden unter anderem die Fragen in den Raum gestellt: "Ist Gott noch in unserer Mitte?" oder "Warum wird Kirche von vielen Menschen nicht mehr als froh machend empfunden?" Eine Teilnehmerin gab ihrer Erfahrung Raum, dass Christen gerade heute sehr viel zum Heiligen Geist beten müssten, dass sich das Evangelium nur durch das Gebet erschließe. Damit wurde deutlich, das Aktion und Verinnerlichung gleichermaßen wichtig bleiben. Deutlich wurde in der Diskussion weiter die Schwierigkeit, in der heutigen Zeit als Christ zu leben, so beispielsweise in der Wirtschaft. Ein Teilnehmer sagte: "Schickt mal einen mit klarem christlichem Profil in einen Betrieb, lasst ihn seine Meinung dort offen sagen und schaut euch dann an, was mit dem dort geschieht." Gerade jüngere Christen würden an dieser Herausforderung leiden.
Deutlich wurde bei diesem ersten Treffen die Notwendigkeit des Ehrenamtes für die Zukunft der katholischen Kirche in der Diaspora, aber auch die Suche nach Möglichkeiten und Wegen, die gangbar sind. Pfarrer Hampel machte in seinen Gemeinden gute Erfahrungen im Zusammenwirken mit aktiven Gemeindemitgliedern. Sie packen an, wo es nötig ist, betonte der Pfarrer. Weiter sagte Hampel: "Ehrenamt ist etwas Zuvorkommendes. Die Menschen sind bereit etwas zu tun. Sie erwarten dabei nicht, dass man sich in Größenordnungen erkenntlich zeigt. Sie erwarten aber ein öffentliches Wort des Dankes."
Von Holger Jakobi