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Im Chaos des Tages einen Schritt auf Ostern zu gehen

Spurenlesen auf zertretener Erde

Was ein völlig durcheinander geratener Tag mit der Heiligen Woche zu tun haben könnte, darüber hat sich Gemeindereferentin Angela Degenhardt aus Sangerhausen Gedanken gemacht.

Angela Degenhardt

An manchen Tagen scheint die Verwirrung komplett zu sein. Kein Ding passt zum anderen. Auf der Computertastatur hat jemand alle Buchstaben vertauscht; alle Anrufe drehen sich um Dinge, die bei mir nicht auf dem Plan stehen. Ganz gleich an welchem Ende ich anpacke: der Rote Faden ist weg und der Knoten zieht sich nur fester, statt sich aufzudröseln.

Dann bin ich überrascht, wie wenig es manchmal braucht, um meinen (All-) Tag durcheinanderzubringen und mich letztlich auf die Fragen hinter den Fragen zu stoßen.

An solchen Tagen begleitet mich ein Liedruf von Gregor Linßen, in dem ich meine Unsicherheit wiederfinde, aber auch den Silberstreifen am Horizont, um "nur für heute" wieder Boden unter die Füße zu bekommen: "Was ist wichtig, was ist gerecht? Was ist wichtig und was ist echt? Gott, lehre mich Spuren zu lesen auf zertretener Erde."

Zertretene Erde - das kann das alltägliche Familienchaos sein oder das große Warum nach solchen Nachrichten, wie die vom Amoklauf in Winnenden; die für viele undurchschaubare Gemengelage der Wirtschaftskrise ebenso wie die Frage, was ich denn nun zuerst tun soll, von all den wichtigen und dringenden Aufgaben, die vor mir liegen; die fremde Welt eines neuen Arbeitsfeldes oder der Schock, plötzlich ohne Arbeit dazustehen.

Es ist die alte und doch immer neue Herausforderung, unterscheiden zu üben, was wirklich trägt und unermüdlich genau hinzuschauen, was hinter den Menschen und Dingen steckt, die mir begegnen und manchmal auch zugemutet werden. Die Fähigkeit, Spuren lesen und deuten zu können, brauche ich gerade dann, wenn im zertretenen Straßenstaub des Alltags das Ziel aus dem Blick gerät und ich unsicher werde, ob ich noch der richtigen Spur folge.

Dies ist mir zugleich eine Frage jetzt am Ende der Fastenzeit, ob ich auf der Suche nach Gottes Spuren auch wieder ein Stück mehr in meine ureigene Lebensspur gefunden habe. Wieder gilt es genau hinzusehen, damit ich hinter dem, was offen geblieben ist, nicht die gegangenen Schritte, die kleinen Veränderungen übersehe - Spuren, die gelegt sind und in denen gehend ich die Unsicherheiten des Augenblicks aushalten kann.

So bringen mich meine Gedanken aus einem durcheinander geratenen Tag in die vor uns liegende Heilige Woche: Dass ich dem Unbegreiflichen, was Gott mit sich geschehen lässt, um den Menschen nah zu sein, auf der Spur bleibe, seine Liebe zu mir neu entdecke und all das aufgehoben weiß, was mir an manchem Tag die Spur zu verwischen scheint.

Angela Degenhardt, Gemeindereferentin Sangerhausen

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