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Trotz Einsatz ungewisse Zukunft

Colbitz: Engagement für Erhalt der katholischen Kirche, die unter schwierigen Bedingungen entstand

Colbitz. In Colbitz bei Wolmirstedt bemüht sich eine kleine Gruppe von Katholiken mit Unterstützung von weiteren Bürgern engagiert um den Fortbestand ihrer Kirche und des Gemeindegrundstücks. Angesichts der wenigen Katholiken am Ort ist die Zukunft dennoch ungewiss.

Marianne Bubbert sorgt sich mit weiteren Aktiven seit 2007 um den Fortbestand der Kirche St. Niklaus von der Flüe in Colbitz.

Seit 2007 finden in der katholischen Kirche in Colbitz regelmäßig zwei Eucharistiefeiern im Jahr statt. Am 26. September zum Fest des heiligen Niklaus von der Flüe (1417-1487), der Patron der Kirche ist, war es wieder soweit. Gemeinsam mit ihrem Pfarrer Michael Sternal aus Althaldensleben kamen die Colbitzer und die Katholiken aus dem nahe gelegenen Wolmirstedt zum Festgottesdienst zusammen. Einen Monat zuvor hatte die Gemeinde am 14. August an die erste heilige Messe vor 50 Jahren in der aus einer Scheune errichteten Kirche erinnert.

Da die Gemeinde sehr klein und die nächste katholische Kirche in Wolmirstedt nur sechs Kilometer entfernt ist, sollte das Gotteshaus eigentlich längst geschlossen sein und das Grundstück verkauft werden. 2006 erfuhren die Katholiken von dieser Absicht der im Bistum Verantwortlichen. "Wir waren damals sehr betroffen und erbaten uns Bedenkzeit", erzählt Marianne Bubbert (69).

Kirche auch für Konzerte und Ausstellungen genutzt

In der Folge erarbeiteten die Colbitzer - nach Angaben von Frau Bubbert gibt es 14 aktive Gemeindemitglieder - ein Nutzungskonzept, das neben wenigstens einigen Gottesdiensten und anderen kirchlichen Veranstaltungen auch Konzerte, Ausstellungen, Buchlesungen vorsieht. So fand zum Beispiel gerade erst im Rahmen des 11. Colbitzer Kulturherbstes ein Konzert des Philharmonischen Quartetts aus Magdeburg in der Kirche statt.

Die Kirche St. Niklaus von der Flüe war Ende der 1950er/ Anfang der 1960er Jahre unter großen Schwierigkeiten aus einer Scheune errichtet worden: SED-Funktionäre wollten unter allen Umständen verhindern, dass in Colbitz ein katholisches Gotteshaus entsteht. Die Auseinandersetzungen zogen sich über mehrere Jahre hin. Höhepunkte waren unter anderem, dass der Kirchenbau versiegelt wurde und ehrenamtlich engagierten Gemeindemitgliedern, beteiligten Baufirmen und dem verantwortlichen Seelsorger Strafen angedroht wurden und Baumaterial beschlagnahmt wurde. Schließlich wurde der Priester durch den Bischof versetzt und die staatliche Versiegelung der Kirche rückgängig gemacht. Am Heiligen Abend 1960 konnte dann mit der Christmette die erste heilige Messe gefeiert werden. 1965 wurden ein Glockenturm errichtet und zwei Glocken geweiht. Weil die Gemeinde im Laufe der Jahre immer mehr schrumpfte, wurde die Kuratie 1982 aufgehoben und Colbitz Außenstation. In den 1990er und ersten 2000er Jahren fand nur selten ein Gottesdienst statt und die Kirche bot im Inneren ein klägliches Bild.

SED-Funktionäre wollten Kirche verhindern

Zusätzlich zu der 1957 bis 1960 aus einer Scheune errichteten Kirche entstand 1965 ein separater Glockenturm.

Inzwischen ist durch Betreiben der mit Frau Bubbert vierköpfigen Initiativgemeinschaft nicht nur die Kirche wieder in einem ansehnlichen Zustand und die Orgel weitgehend instandgesetzt. Das Nebengebäude, in dem sich ein Gemeinderaum befindet, erhielt 2009 ein neues Dach, eine Teeküche, ein WC und den dafür notwendigen Wasser- und Abwasser- Anschluss. Der Gemeinderaum selbst wurde grundsaniert. "All dies war nur durch die Unterstützung der Kommune und einer Reihe von spendablen Handwerksbetrieben möglich", betont Frau Bubbert. "Wir Colbitzer Katholiken hätten dies nicht allein gekonnt." Die Pensionärin hofft, dass sich nun neben der katholischen Gemeinde Nutzer wie etwa Vereine für den Raum finden und so auch ein wenig Geld eingenommen werden kann. Auch eine mögliche Verwendung des Gotteshauses als Autobahnkirche an der künftigen Autobahnverlängerung der A 14 nach Schwerin ist im Gespräch.

Dennoch bleibt ein längerfristiger Erhalt der Kirche angesichts der sehr kleinen, überwiegend aus älteren Mitgliedern bestehenden Gemeinde fraglich. "Sollten sich die Voraussetzungen nicht grundlegend verändern, können wir bei immer knapper werdender Ressourcen im Bistum Kirchen und Grundstücke wie in Colbitz auf Dauer nicht erhalten", betont Pfarrer Sternal und weiß sich dabei in Übereinstimmung mit den Verantwortlichen im Bistum.

Von Eckhard Pohl

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