Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Das Unrecht nie vergessen

Tag der Deutschen Einheit in Erfurt und am Kummelkreuz im Landkreis Gotha

Erfurt/Kornhochheim. Zum Tag der Deutschen Einheit hatte Bischof Joachim Wanke zu einem Gottesdienst in den Erfurter Mariendom eingeladen. Am Nachmittag nahm er an der traditionellen ökumenischen Dankandacht am Kummelkreuz bei Kornhochheim im Landkreis Gotha teil.

Dankandacht am Kummelkreuz bei Kornhochheim.. Evangelische und katholische Christen brachten gemeinsam ihre Fürbitten vor Gott. Die Andacht findet seit zehn Jahren statt.

Für den gebürtigen Eichsfelder Siegfried Hollenbach ging am 3. Oktober 1990 ein Traum in Erfüllung. Zeit seines Lebens setzte sich Siegfried Hollenbach für die deutsche Wiedervereinigung ein. Heute lebt er in Dortmund und kam am 3. Oktober in die Stadt, in der einst sein Leidensweg durch die Stasiinstitutionen begann. "Für mich ist es wichtig, hier zu sein", betont Hollenbach, der am Pontifikalamt im Mariendom auf Einladung von Bischof Joachim Wanke teilnahm.

Recht und Gerechtigkeit schätzen

Bischof Wanke würdigte den Tag der Deutschen Einheit als ein Jahrhundertereignis, für das sich viele Menschen eingesetzt und gebetet haben. "Wir sollten nicht vergessen, dass im Herbst 1989 ein Staat sein Ende gefunden hat, der um des Machterhalts einer Partei willen die Freiheitsrechte des Menschen missachtete. Wir haben in diesem Gottesdienst Menschen unter uns, die das am eigenen Leibe erfahren haben.", betonte Wanke. "Schätzen wir darum eine staatliche Ordnung, die auf Recht und Gerechtigkeit beruht und reden wir sie nicht schlecht." Nicht überall auf der Welt könne sich der Einzelne auf seine Rechte berufen. Wanke: "Unsere parlamentarische Demokratie lebt vom Willen seiner Bürger, die Würde und das Lebensrecht jedes Menschen zu achten - und als Bischof füge ich hinzu - besonders das Lebensrecht derer, die am schwächsten sind, am Lebensanfang und am Lebensende."

Bereits zum elften Male fand am Nachmittag des 3. Oktober am Kummelkreuz bei Kornhochheim eine ökumenische Dankandacht statt. Bischof Wanke, der das Kummelkreuz vor zehn Jahren segnete, löste sein damals gegebenes Versprechen ein, in zehn Jahren wiederzukommen, wie Werner Holbein, der ehrenamtliche Bürgermeister des Ortsteils Neudietendorf-Kornhochheim dankbar betonte. Werner Holbein hatte das Kreuz mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 2000 errichtet und die Initiative zur Dankandacht ergriffen. Bischof Wanke sagte: "Immer wieder, wenn ich auf der Autobahn hier vorbeifahre, schaue ich auf das Kreuz. Ich bin dankbar, dass ihr es so in Ehren haltet." Neben Joachim Wanke nahmen Pfarrer Gert Schellhorn aus Erfurt Hochheim (St. Bonifatius) und Pfarrer Martin Theile von der Herrnhuter Brüdergemeine Neudietendorf an der Andacht teil. Pfarrer Theile erinnerte in seiner Eröffnung unter anderen an diejenigen, die sich in der Bürgerrechtsbewegung für Veränderungen in der DDR eingesetzt haben und denen "wir viel zu verdanken haben".

In Freiheit miteinander leben können

Bischof Joachim Wanke wies in seinen Worten darauf hin, dass es bei aller Freude über die wiedergewonnene Freiheit vieles gibt, was kritisch gesehen werden muss. "Doch bei aller Kritik ist es wichtig, dankbar zu sein." Er machte den gekommenen evangelischen und katholischen Christen Mut, im Vertrauen auf den Vatergott und ohne Angst zu leben. "Ich wünsche mir, dass wir in Solidarität beieinander stehen und uns gegenseitig die Hände reichen", sagte Joachim Wanke. Wenn sich Menschen begegnen, Zeit miteinander verbringen, einander nahe sind, dann - so der Erfurter Bischof - sei dies immer besser als aller Besitz. Zudem sei es mit der Einheit möglich, in aller Freiheit miteinander und füreinander zu leben.

Von Holger Jakobi

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps