Mit "Boulis" gegen Klimawandel
Michel Compaore präsentierte in Lübbenau ein Projekt der Misereor-Fastenaktion
Lübbenau (eco). Die Gemeinde in Lübbenau hatte am vergangen Sonntag Besuch aus Burkina Faso. Michel Compaore berichtete über Projekte, die vom Hilfswerk Misereor unterstützt werden.
Der 45-jährige Compaore ist Projektleiter der UFC, die sich mit einigen Projekten dem Klimawandel entgegenstellt. Die UFC (Union Fraternelles des Croyants) ist die "Geschwisterliche Vereinigung der Gläubigen". Christen und Muslime gehen hier gemeinsam neue Wege mit dem Ziel, Mittellose zu unterstützen, Toleranz und den interreligiösen Dialog zu fördern.
Christen und Muslime arbeiten zusammen
Die Organisation entstand 1969 während einer Hungersnot. Der Redemptoristen-Pater Lucien Bidaud verteilte während einer großen Dürre Lebensmittel an die Bevölkerung. Dass er es nicht schaffen würde, alle Familien in der Region Dori zu erreichen, wusste er. Das war der Anstoß für die Gründung der UFC. Satzungsgemäße Mitglieder der UFC sind heute die katholische Gemeinschaft, die muslimische Gemeinschaft und die Diözese Dori.
Die UFC erfüllt viele Aufgaben. Mit ihren "Boulis" kämpft sie gegen die Wasserarmut in der Trockenzeit. Und der Kampf ist relativ einfach, wenn man genug Geld hat. Regen fällt genug in Burkina Faso, dem kleinen Land in Westafrika. Nur fällt der Regen in kurzer Zeit auf die ausgetrockneten Böden, die das Wasser nicht aufnehmen können. Viel fruchtbare Erde wird von den Wassermassen mitgerissen.
Der "Bouli" - Wasserrückhaltebecken - löst das Problem. Über Kanäle wird der Regen in das Becken geleitet. Schon nach einem einzigen Regenschauer kann ein "Bouli" voll sein, denn mitunter regnet es binnen einer Stunde so viel, wie in Deutschland durchschnittlich in einem Monat.
Jeder bekommt ein Stück Land für den Gemüseanbau
Rund um diese Becken bekommt jede Familie eines Dorfes - egal ob Christen, Muslime oder Anhänger der afrikanischen Naturreligionen - ein Stück Land. Mit dem Wasser kann das angebaute Gemüse bewässert werden. In weiterer Entfernung werden Brunnen gebohrt, deren Grundwasser Nachschub aus dem nachsickernden Wasser aus dem "Bouli" bekommt.
Nur mit diesen Auffangbecken sei das Leben in vielen Regionen Burkina Fasos überhaupt noch möglich, berichtet Compaore. Und der Klimawandel sorge dafür, dass immer mehr Teile des Landes heißer und trockener würden. Dass auch Afrika eine Mitschuld am Klimawandel trägt, sagt Compaore deutlich. Die massenweise Abholzung von Wäldern sei so ein Beispiel oder auch der Baumwollanbau.
Dem setzt die UFC Wiederaufholzungsprojekte entgegen. Zitrusbäume sollen die Versteppung verhindern und den Holzverbrauch senkt die UFC, indem sie Öfen bei den Leuten bekannt macht, die eine andere Form haben und deshalb weniger Holz verbrauchen.
Auch die Lübbenauer sollten überlegen, was sie zum Klimawandel beigetragen haben, findet Compaore. Und er bittet sie eindringlich, zu überlegen, was ihr Beitrag sein kann, um sich dem Klimawandel entgegenzustellen
Zuletzt sorgt die religiöse Vielfalt bei den Zuhörern für Staunen, als Michel Compaore über seine eigene Familie berichtet: Er selbst ist als Muslim bei einem Onkel aufgewachsen, kam mit sechs Jahren in eine Koranschule. Dem strengen Onkel rannte Michel Compaore als Achtjähriger davon, zurück zu seinen Eltern. Seine Mutter und er ließen sich taufen, sind seither katholisch. Seine Frau, mit der er drei Kinder hat, ist Protestantin, sein Schwiegervater ist Muslim, sein eigener Vater ist Animist, glaubt an die afrikanischen Naturgötter.
Weitere Informationen im Internet unter www.misereor.de