Ringen um Glauben überzeugt
Der christliche Glaube in der modernen Gesellschaft war Thema einer Lehrertagung
Bad Kösen. Fragen nach der Identität des christlichen Glaubens in der modernen pluralistischen Gesellschaft waren Thema eines Vortrages von Bischof Joachim Wanke vor Lehrern katholischer Schulen in Bad Kösen.
24 Lehrer aus katholischen Schulen in den Bistümern Dresden- Meißen, Erfurt und Magdeburg haben sich vom 22. bis 24. September zu einer Fortbildung in der Caritas-Heimvolkshochschule Konrad-Martin-Haus in Bad Kösen getroffen. Eingeladen waren Pädagogen, die schon über Jahre hinweg das Profi l ihrer Schule mitprägen und für die die Tage auch ein Dankeschön sein sollten, wie Oberstufenleiter Matthias Kasten von der Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt sagte, der zum Vorbereitungsteam gehörte.
Der Erfurter Bischof Joachim Wanke sieht angesichts der Herausforderungen, denen sich Christen in der pluralen Welt gegenüber sehen, vor allem zwei Aufgaben: die "Reinigung und Vertiefung des Gottesbildes" und das Bestreben, immer mehr "religiös auskunftswillig und -fähig zu werden". Dabei müsse selbstverständlich beim heutigen Lebensgefühl angeknüpft werden, betonte Wanke vor den Lehrern. "Bei den Menschen sind Sehnsüchte und Hoffnungen erkennbar, die nur vom Evangelium her gestillt werden können." Trotz aller scheinbar diesseitigen Orientierungen sei das Denken des Menschen "auf Dauer nicht ruhigzustellen. Die Fragen nach dem Woher und Wohin bleiben", ist der Bischof überzeugt. Zugleich aber gelte es, die marxistische Religionskritik ernst zu nehmen und nicht so zu tun, als ob Gott einfach verfügbar ist.
Religiös auskunftswillig und -fähig werden und sein
Um kompetent über die zentralen Fragen des Lebens sprechen zu können, sei es nötig, im eigenen Glauben ganz zu Hause zu sein. Das bedeute für Christen, die Vielschichtigkeit und Spannungen des Lebens ernst zu nehmen und sich zugleich auf die Wandlung des eigenen Menschseins hin zur Gottes- und Nächstenliebe und Hingabefähigkeit einzulassen. Gerade für junge Menschen, wie Lehrer ihnen täglich begegnen, sei es gut, wenn sie spüren: Da ist jemand, der selbst auch um den Gottesglauben ringt.
"Das 21. Jahrhundert wird hoffentlich eine Zeit der Begegnung der Religionen", führte Wanke weiter aus. Der christliche Glaube könne dabei Wesentliches einbringen. So gehöre es zum christlichen Glauben, stets "zur Wahrheit durchstoßen" zu wollen und die vernünftige Einsicht mit dem Vertrauen auf Gott zu verbinden. Die eigentliche Herausforderung des Christentums sei, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, dem Menschen also als Person begegnet und als Person angeredet und gedacht werden darf.
In der Diskussion mit dem Bischof und darüber hinaus kamen weitere Fragen zur Sprache. So wurde das Image der Kirche angesichts der zahlreichen Missbrauchsfälle, aber auch die kirchliche Praxis mit wiederverheirateten Geschiedenen oder der beschränkte Einsatz von Frauen in Seelsorgeaufgaben diskutiert.
Bischof Wanke dankte den Pädagogen für ihr christliches Engagement und die "diakonische Pastoral" zum Wohl der Kinder und Jugendlichen. Sakramente würden auch vor den Kirchentüren gespendet. Wichtig sei, Menschen zu vernetzen und besonders die "vom Fortschritt Vergessenen zu begleiten".
Christen verbinden Glauben mit Frage nach der Wahrheit
Am Tag zuvor hatte Franziskanerbruder Heribert Arens vom Hülfensberg mit den Lehrern über das Thema "Geerdete Schule - offener Himmel" nachgedacht und Möglichkeiten einer entsprechenden Spiritualität in der Schule aufgezeigt.
Vertreter der Schulen treffen sich seit 2004 alle zwei Jahre zu einer solchen gemeinsamen Fortbildung. Schwerpunkte waren bislang die Themen Burn-out bei Lehrern im kirchlichen Dienst, christlich Zeugnis geben an und als katholische(n) Schulen sowie Kultur der gegenseitigen Wertschätzung und ihre Quellen.
Von Eckhard Pohl