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Neue Wege und auch Fragen

Wie Hauptamtliche und Gemeindeglieder die Herausforderungen ihrer neuen Pfarrei Huysburg angehen

Huysburg. Die Pfarrei St. Benedikt auf der Huysburg ist die erste aus einem Gemeindeverbund neu errichtete Pfarrei im Bistum (Tag des Herrn berichtete). Dabei können die rund 940 Gemeindeglieder und ihre Seelsorger auf eine bereits zehnjährige Zusammenarbeit bauen.
Benediktiner-Bruder Petrus Henke OSB, Pfarrer der Pfarrei St. Benedikt - Wendelin Bücking, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Huysburg - Heidemarie Klimmasch, Gemeindereferentin


Besonderer Knackpunkt beim Zusammenwachsen von mehreren zu einer Pfarrei ist die Frage der Gottesdienstordnung, sagt der Pfarrer der am 22. März neu errichteten Pfarrei St. Benedikt Huysburg, Benediktiner-Bruder Petrus Henke. "Wir behalten bei uns hier alle Gottesdienste, in denen wirklich eine gottesdienstliche Feier möglich ist, an den bisherigen Orten bei. Allerdings stehen wir in der relativ kleinen Gemeinde zu dritt als Priester (Benediktiner-Brüder) zur Verfügung, was andere neue Pfarreien nicht haben werden. Einmal im Monat findet dennoch in Badersleben am Sonntagvormittag eine Wort-Gottes-Feier mit Kommunionspendung statt."

Wichtig ist Bruder Petrus, dass die Gemeindeglieder in möglichst viele Entscheidungen einbezogen sind. "Es geht schließlich nicht darum, sich zwischen den bisherigen Pfarreien etwas wegzunehmen, sondern sich gegenseitig zu helfen, als Gemeinde Jesu zu leben." So habe man sich im Gemeindeverbund Huysburg, Badersleben, Schwanebeck auch die Suche nach einem neuen Pfarrpatron nicht leicht gemacht, berichtet Gemeindereferentin Heidemarie Klimmasch. Bereits vor zwei Jahren wurden die Gemeindemitglieder schriftlich um Vorschläge gebeten. Die eingegangenen Voten wurden dann in Kreisen, Gruppen und Gremien besprochen. "Als klar war, dass Benedikt der Patron sein würde, haben wir uns auch schon thematisch mit dem heiligen Ordensmann befasst."

Ähnlich ist im Vorfeld der Pfarreigründung auch hinsichtlich von Veränderungen der Gottesdienstordnung vorgegangen worden. Bei einem Klausurtag für die Gremienmitglieder und Interessierte vor zwei Jahren wurden Fragen der Gottesdienstordnung für das gesamte Kirchenjahr erörtert. Um die Gemeinde nicht zu überrumpeln, wurde das Konzept ein Jahr lang ausprobiert. Danach fand eine schriftliche Befragung statt. "Es ist ganz wichtig, möglichst alle zu beteiligen und erst einmal Verschiedenes zuzulassen", sagt Gemeindereferentin Klimmasch, die auf Bistumsebene auch in der Gemeindeberatung tätig ist. "Dann sind Kompromissbereitschaft und Akzeptanz viel größer."


Möglichst viele Gemeindeglieder beteiligen

Dennoch tut sich ein Teil der Gemeindemitglieder derzeit noch schwer mit manchen der neuen Regelungen, wie Pfarrgemeinderatsvorsitzender Wendelin Bücking (Huysburg) sagt.

So werde etwa die Gestaltung der Gottesdienste auf der Huysburg nicht selten durch die Gäste des Ekkehard-Bildungshauses bestimmt und nicht so sehr von der Pfarrgemeinde. Zugleich seien aber auch noch zu wenige Gemeindemitglieder aus Badersleben bereit, gegebenenfalls zur Eucharistie auf die Huysburg zu fahren. "Hier ist noch ein Umlernen erforderlich."

Für den Pfarrgemeinderats- Vorsitzenden Bücking ist angesichts weiter zurückgehender Gemeindemitgliedszahlen die Frage wichtig, wie ein Übergang von den Diensten der Hauptamtlichen auf die Ehrenamtlichen gelingen kann. Er selbst wisse da keine schlüssige Antwort, so der 35-jährige Familienvater. Jedenfalls könne künftig in der Pfarrei vor allem nur das geleistet werden, wofür sich auch Gemeindemitglieder selbst stark machen und einbringen. "Wir können nicht mehr einfach so rangehen und sagen, wir brauchen mal eben für das und das soundsoviele Leute. Das wird nicht mehr funktionieren."

Ein weiteres Problem sieht Bücking in den hohen Fahrtkosten und -zeiten (30 Kilometer Ost- West und 15 Kilometer Nord-Süd- Ausdehnung des Pfarrgebietes) sowie der dadurch entstehenden Umweltbelastung, die der Preis eines engeren Zusammenrückens der Pfarreien sind. Nicht zuletzt auch um solche Fragen im Blick zu behalten, treffen sich das Pastoralteam und der Pfarrgemeinderats- Vorstand seit Februar alle vier Wochen zur Beratung anstehender Fragen.

Um allen Gemeindemitgliedern und auch Neuankömmlingen eine Grundinformation über die neue Pfarrei zu geben, werden nach Ostern alle Haushalte ein etwa 40-seitiges Info-Heft erhalten. Der gegenseitigen Information dient zudem der etwa viermal jährlich herausgegebene Pfarrbrief.


Pfarrgründung St. Benedikt dient auch als Probelauf

Dass die Pfarrei St. Benedikt und am 21. Juni auch die wesentlich größere Pfarrei Halle-Nord vorfristig und nicht erst - wie beim Pastoralen Zukunftsgespräch geplant - 2010 gegründet werden, hat auch ganz praktische Gründe. So könne exemplarisch durchgespielt werden, was bei den auch staatskirchenrechtlich relevanten Veränderungen der Pfarrstrukturen alles zu berücksichtigen ist, wenn im nächsten Jahr dann in möglicherweise zwei großen Schüben jeweils rund 20 und nochmals rund 20 neue Pfarreien entstehen werden, sagt Pfarrer Petrus Henke OSB.

Von Eckhard Pohl

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