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Anstoß

Auf der fragenden Seite

Angela Degenhardt

KESS staunen, fragen, Gott entdecken - so ist ein Kurs überschrieben, den die Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung (AKF) entwickelt hat, um Eltern in der religiösen Erziehung ihrer Kinder zu bestärken. Dabei geht es bei allen Varianten der KESSKurse weniger um Methoden als vielmehr um Haltungen, mit denen wir auf Kinder zugehen und die auch dem Miteinander von Erwachsenen gut tun.

In der Weiterbildung zur Kursleiterin von "KESS staunen" fasziniert mich eine Haltung besonders. Sie erinnert mich zutiefst an die Stelle des Evangeliums, als Jesus ein Kind in die Mitte holt und es seinen Jüngern als Vorbild hinstellt: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Reich Gottes gelangen. Welche Einstellung ist es, die Kinder fähiger macht, in Gottes Reich zu kommen?

Kinder entdecken die Welt mit allen Sinnen. Jedes neue Detail wird - vielleicht noch unbewusst, aber durchaus logisch - mit vorhandenem Wissen verglichen und eingeordnet. So bauen sie sich nach und nach ihre Sicht der Dinge zusammen. Was noch nicht ins Bild passt, wird zugleich unbefangen außen vor gelassen.

Mit dem Wortschatz wachsen die Fragen, auch danach, was oder wer hinter all den Dingen steht. Während das "Wieso, Weshalb, Warum" für Erwachsene oft zu einer echten Herausforderung wird, ist es bei den Kinder begleitet von freudiger Neugier, Offenheit und einer Haltung, die zunächst nichts für unmöglich hält.

Genau diese Haltung wünscht sich Jesus für seine Jünger: dass sie mit solch einer Offenheit und voller Erwartung auf Gott zugehen. Sie sollen ihm vertrauen, wie Kinder sich in der Beziehung zu ihren Eltern geborgen wissen und staunend erfahren, was bei Gott alles möglich ist. Mit Gott "im Bunde" werden Menschen fähig, sich auf das Leben in all seinen Facetten einzulassen und auch Schwierigkeiten zu bestehen.

Was mir bei KESS gefällt, ist das Bestreben, sich mit dem Kind auf die fragende Seite zu stellen, statt gleich mit fertigen Antworten zu kommen. Indem wir versuchen, seine Gedanken und Ideen über Gott und die Welt ernst zu nehmen, eröffnen wir ihm den Raum, selbst auf Gott zuzugehen. Uns gibt diese Haltung die Chance, jenseits unserer (festgelegten?) Ansichten andere Blickwinkel zu entdecken. Der Austausch über die Ein-Sichten der Kinder kann uns reich machen und zu einer Erfahrung von Lebensfülle und Reich Gottes werden.

Ganz nebenbei bewahrt uns eine solche Haltung davor, vorschnell ein abschließendes Urteil über Menschen und Dinge zu fällen und hilft, auch sie im Sinne Jesu neu und anders zu sehen.

Angela Degenhardt,
Gemeindereferentin in Sangerhausen

Mehr über "KESS erziehen" im Internet: www.kess-erziehen.de

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