"An welcher Kirche bauen wir?"
Crimmitschauer Franziskus-Pfarrei legte ihren Gemeindesonntag auf die Pfarrgemeinderatswahl
Crimmitschau. Fast alle Gemeinden des Bistums haben neue Pfarrgemeinderäte gewählt. Die Crimmitschauer Pfarrei St. Franziskus nutzte den Wahlsonntag, um sich mit vielen Gemeindemitgliedern darauf zu besinnen, was die Gemeinde eigentlich ausmacht.
Im kommenden Jahr wird die Franziskus-Gemeinde in Crimmitschau einen neuen Gottesdienstraum bauen. Die bisher genutzte, in einer alten Villa gelegene Franziskuskapelle bietet zu wenig Platz, ist nur über steile Treppen erreichbar und liegt ein Stück entfernt vom Gemeindehaus "Piusheim", in dem sich ein großer Teil des katholischen Lebens der Stadt abspielt.
"An welcher Kirche bauen wir?", war die Frage, der sich die Gemeindemitglieder nach dem sonntäglichen Familiengottesdienst und dem anschließenden Urnengang zur Pfarrgemeinderatswahl in einer besinnlichen Bastelstunde widmeten. Vor und nach dem gemeinsamen Mittagessen ging es dabei weniger um architektonische Entwürfe für das Kirchengebäude als vielmehr unter dem Motto "Kirche aus lebendigen Steinen" um zukunftsfähiges Gemeindeleben. Junge und ältere Gemeindemitglieder brachten ihre Gedanken in die Gestaltung symbolischer Bausteine ein, die dann zu einem Kirchenmodell zusammengefügt wurden. Gefragt waren nicht nur Wunschvorstellungen, sondern auch der eigene Beitrag, den jeder für das kirchliche Leben in Crimmitschau bereits leistet oder künftig zu leisten bereit wäre.
"Bei uns ist wirklich eine Menge los!", freut sich Katharina Putschli beim Blick auf die bunten Bausteine des Kirchenmodells. Angefangen beim Chor für die Vorschulkinder über den Piusheim-Verein, der viele Veranstaltungen organisiert, bis hin zur Senioren-Sitztanzgruppe gibt es eine breite Vielfalt an Gemeindeaktivitäten, an denen sich eine große Zahl der - laut Kirchenstatistik - 1350 Crimmitschauer Katholiken beteiligen. Katharina Putschli hat eines ihrer Enkelkinder gebeten, betende Hände auf ihren Baustein zu malen. Zwei ihrer Familienmitglieder haben für den Pfarrgemeinderat kandidiert. Ihren eigenen Beitrag für die Gemeinde sieht die vielfache Groß- und Urgroßmutter künftig vorrangig darin, Anbetung zu halten - "Mehr geht gesundheitlich einfach nicht."
Als geöffnetes Fenster hat Horst Kanis seinen Baustein gestaltet und bringt damit seine Hoffnung auf Neuzuwächse zum Ausdruck. Der Rentner ist kürzlich aus gesundheitlichen Gründen aus dem Kirchenrat ausgeschieden. Bei aller Freude über lebendige Gemeindegruppen dürfe man nicht die Augen davor verschließen, dass die Zahl der Gemeindemitglieder stetig zurückgeht, erzählt er, nachdem Pfarrer Michael Gehrke den scheidenden Gemeinderäten gedankt und das neu gewählte Gremium vorgestellt hat.
"Wenn man die Zahl derer sieht, die eigentlich zu uns gehören, sind es doch nur wenige, die aktiv sind", bedauert Horst Kanis. Nachwuchs sei rar, und fast alle Jugendlichen verließen die Gemeinde für Ausbildung und Studium. Vom kommenden Jahr an werde Pfarrer Gehrke zusätzlich für die Nachbarpfarrei Werdau zuständig sein. Das allmähliche Zusammenwachsen mit den Nachbarn sieht der Ruheständler als "große Herausforderung - nicht zuletzt auch für den neu gewählten Pfarrgemeinderat".
Michael Gehrke sieht das ähnlich: Zu den wichtigen Aufgaben des neuen Gemeinderates zählt er nicht nur die Stärkung des Gemeindelebens, sondern auch den Kontakt zu den evangelischen und katholischen Nachbargemeinden und die Stärkung der Aktivitäten nach außen - "im Blick auf Probleme der Stadt und der Welt".
Von Dorothee Wanzek