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"Ich gehe immer beschenkt nach Hause"

Menschen der Caritas: Renate Seewald kümmert sich ehrenamtlich um demenzkranke Menschen

Cottbus/Görlitz. Ob Altenpfleger, Sozialabeiter, Hausmeister oder Ehrenamtliche - die Caritas hat viele Gesichter. Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Verbandes im Bistum Görlitz im November stellt der Tag des Herrn "Menschen der Caritas" vor.

Renate Seewald Die Betreuung von demenzkranken Menschen fordert ganze Aufmerksamkeit. Manche von ihnen haben keine Orientierung mehr und erkennen bei fortgeschrittener Krankheit weder Freunde noch Verwandte. Sie brauchen Hilfe und Betreuung rund um die Uhr, weil sie sich nicht mehr zurechtfinden. Besonders für pflegende Angehörige kann dies zu einer großen Belastung werden: Freundschaften gehen auseinander, Urlaub ist nicht mehr möglich, weil sich alles auf den kranken Menschen konzentriert. Da hilft es, wenn Ehrenamtliche da sind, die die Lasten für einige Stunden abnehmen.

Einen solchen Kreis von Ehrenamtlichen gibt es in Cottbus. Acht Frauen, die sich unter der Federführung der Caritas um demenzkranke Menschen kümmern. Renate Seewald, die bis zu ihrem Ruhestand den katholischen Kindergarten in Cottbus leitete, ist eine von ihnen. Die gewonnene Zeit sinnvoll zu verbringen und für andere Menschen da zu sein, war und ist ihr dabei wichtiges Anliegen. Zunächst hat sie bei der Aussiedlerarbeit geholfen. Als ihr eine Mitarbeiterin der Caritas empfahl, eine Veranstaltung über Demenzerkrankungen zu besuchen, war sie sofort dabei. "Da habe ich gemerkt, dass es das Richtige für mich ist", meint sie heute rückblickend.

Eine Ausbildung in der Betreuung von Demenzkranken war Voraussetzung dafür, dass Renate Seewald zusammen mit den anderen Frauen diesen Dienst tun kann. Mit den Angehörigen oder den amtlichen Betreuern werden die Besuche bei den Betroffenen abgestimmt. "Man muss ihnen mit viel Offenheit und Verständnis begegnen", ist die Erfahrung von Frau Seewald. "Es kommt sehr darauf an, in welchem Stadium der Krankheit der Mensch sich befindet." So unterschiedlich gestalten sich dann auch die Besuche selbst: Mal sieht sich Frau Seewald mit ihren "Klienten" Fotos an, manchmal liest sie ihnen vor, spielt Domino oder Mensch ärgere dich nicht. "Wichtig ist es auch, miteinander zu lachen und Spaß zu haben. Ein Herr wollte immer wieder die Spielregeln verändern. Dann müssen wir einen Weg finden."

Einmal im Monat trifft sich der ehrenamtliche Demenzhelferkreis, um sich auszutauschen, aber auch, um sich Mut zu machen. Zudem gibt es Fortbildungen, die Renate Seewald und ihre Mitstreiterinnen regelmäßig besuchen. Die Entlastung der pflegenden Angehörigen ist den Ehrenamtlichen aber besonders wichtig. "Auch wenn es manchmal anstrengend ist, es ist eine schöne Aufgabe", sagt Frau Seewald. "Ich gehe immer wieder beschenkt nach Hause." Sie bedauert ein wenig, dass das Thema Demenz in der Öffentlichkeit immer noch zu sehr verdrängt wird. Keiner könne aber wissen, ob er als Kranker oder als Angehöriger einmal selbst betroffen sein wird.

Von Andreas Schuppert

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