Anstoß
Christliches Engagement - warum?
Kürzlich erzählte mir ein Mann voller Bedauern, dass er, seit er nicht mehr im Pfarrgemeinderat sei, sein Engagement in der Pfarrei niedergelegt habe. Dies bringt es mit sich, dass er die ehemaligen Mitstreiter nur noch sonntags in der Messe sieht. Danach habe er keine Lust, eine Unternehmung mit ihnen zu vereinbaren und so sei er auch menschlich einsamer als früher. Als traurigen Höhepunkt fügte er dann an, er sei drauf und dran, seinen Glauben zu verlieren, weil er sich von der Pfarrgemeinde nicht getragen fühle.
Eine ähnliche Geschichte hatte ich auch schon selbst erlebt: Nach einem Umzug ist es mir sehr schwer gefallen, mich in der neuen Pfarrei wohl oder gar "daheim" zu fühlen. Es gibt ja Pfarreien, die machen es einem alles andere als einfach!
Nun ist das Engagement in einer Pfarrei sicherlich vom persönlichen Glauben eines Einzelnen zu unterscheiden, doch für viele Menschen hängt beides eng zusammen: Manche Menschen empfinden ihre Pfarrei als umfassenden Lebensort. Sie merken gar nicht, dass ihr Engagement oft vom Zufall abhängt: Ein glücklicher Umstand führt Menschen zusammen, und sie gründen eine Gruppe, die für Einzelne sehr wichtig werden kann.
Spätestens beim nächsten Umzug, bei der nächsten beruflichen oder privaten Veränderung zeigt sich dann, ob diese Kontakte einer Belastung standhalten. Und es zeigt sich auch, ob die betreffende Person eine innere Motivation hatte, sich zu engagieren. Da kommt der Glaube an Gott ins Spiel. Dieser bewirkt, dass jemand die Situation realistisch einschätzt und Gottes Spuren entdecken kann.
Wer sich jedoch engagiert, weil es im Augenblick Spaß macht und die Leute nett sind, wird bei Belastungsproben schnell sein Amt aufgeben. Und die Zahl der Fälle, wo jemand nicht auf seine Kosten kommt, ist unerschöpflich: Da tut man sein Bestes und kriegt nicht mal ein "Danke"; da opfert man Zeit und wird übersehen; da macht man Vorschläge und sie werden übergangen.
Solche und andere Schwierigkeiten kommen unausweichlich, denn im Gefüge einer Pfarrgemeinde muss man mit Rückschlägen, Missverständnissen und Ärger rechnen.
Wer aus dem aufrichtigen Wunsch handelt, seine Gaben einbringen und dem "Ganzen" nützen zu wollen, wird immer wieder Gottes Spuren - auch im Leben der Gemeinde - entdecken. Eine solche Person wird gelassen und ruhig engagiert sein.
Schwester Susanne Schneider, Missionarinnen Christi, Kontaktstelle Orientierung Leipzig