Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Hilfreicher Blick von außen

Professionelle Gemeindeberatung kann für Pfarrgemeinden eine Hilfe sein

Magdeburg / Erfurt (mh). Zusammenlegung von Pfarreien, die Suche nach neuen Wegen missionarischen Wirkens, ein Konflikt zwischen Pfarrer und Pfarrgemeinderat - Anlässe gibt es viele, eine professionelle Gemeindeberatung zu nutzen. Im Bistum Magdeburg gibt es das Angebot seit Mitte der 1990er Jahre, im Bistum Erfurt ist sie zurzeit im Aufbau.

Die gesellschaftlichen Veränderungen, gerade auch in den neuen Bundesländern, stellen die Pfarreien in den ostdeutschen Bistümern vor ganz neue pastorale Herausforderungen. Gleichzeitig müssen sie mit einer deutlich kleiner werdenden Zahl von Gemeindemitgliedern, Gottesdienstbesuchern sowie Priestern und Hauptamtlichen umgehen. Die Pfarreien werden größer, Laien müssen mehr Verantwortung übernehmen ... "Vertrautes bricht weg. Manches, was in der Vergangenheit getragen hat, trägt nicht mehr. Schnell kann das zu Resignation führen", ist eine Erfahrung von Marlies Terbeck. Dass das nicht so kommt, sondern Veränderungen positiv gestaltet werden, hat sie sich zur beruflichen Aufgabe gemacht. Seit Mai 2007 arbeitet sie im Bistum Magdeburg in der Gemeindeberatung. Sie koordiniert und leitet als Hauptamtliche eine Arbeitsgemeinschaft, zu der noch zwei Pfarrer und eine Gemeindereferentin gehören.

Marlies Terbeck:

Eingeführt hat das Bistum Magdeburg die Gemeindeberatung im November 1996. Wesentliches Anliegen war und ist, die Getauften, besonders auch die Gremienmitglieder, darin zu unterstützen, ihre durch das Zweite Vatikanische Konzil neu beschriebene Rolle wahrzunehmen. In westdeutschen Bistümern gibt es Gemeindeberatung teilweise schon seit den 1970er Jahren. Unter den ostdeutschen Bistümern spielt Magdeburg die Vorreiterrolle. Seit einigen Monaten gibt es erste Schritte auch im Bistum Erfurt. Zuständig ist dort Pfarrer Ansgar Paul Pohlmann (Jena). Den Anstoß gab hier die vor einem Jahr angekündigte Strukturreform 2020. Die Zahl der Pfarrgemeinden soll in den nächsten zehn Jahren halbiert werden. Gemeindeberatung will den Pfarreien helfen, die notwendigen Schritte zu gehen.

Pfarrer Pohlmann hat erste Erfahrungen mit der Gemeindeberatung im Bistum Magdeburg sammeln können. Hier sind - ausgehend vom Pastoralen Zukunftsgespräch - auch die Pfarreistrukturen verändert worden. Zum anderen absolviert der Jenaer Pfarrer eine Ausbildung beim Institut für pastorale Fortbildung in Freising.

Gemeindeberatung ist aber nicht nur ein Angebot in Zeiten von Strukturveränderungen, sie will die Verantwortlichen vor Ort dabei unterstützen, sich den verändernden Situationen und Anforderungen immer wieder neu zu stellen. Es geht um eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Pfarreien und Gemeinden.

Wenn eine Pfarrei auf der Suche nach neuen Wegen ist, wie sie beispielsweise missionarisch wirksam werden kann, oder wenn es - etwa durch den Zuzug von Ausländern im Pfarrgebiet - zu Veränderungen kommt, auf die die Gemeinde reagieren sollte, kann Gemeindeberatung ebenso helfen, wie bei Konflikten in einer Pfarrei etwa zwischen Pfarrer und Pfarrgemeinderat, erklärt Pfarrer Pohlmann. "Worum es bei einer Gemeindeberatung inhaltlich geht, legen diejenigen fest, die darum bitten", sagt Marlies Terbeck. Das können übrigens nicht nur Pfarrer, auch Pfarrgemeinderat oder Kirchenvorstand und andere Teams und Gruppen in der Pfarrei können bei der Gemeindeberatung um Unterstützung anfragen. Das Angebot erstreckt sich auch auf Dekanate, kirchliche Einrichtungen oder Gremien.

Pfarrer Pohlmann:

"Wir kommen auch zu einem einzelnen Termin in die Pfarrei, beispielsweise zu einer Klausurtagung der Hauptamtlichen oder zur Konstituierung des Pfarrgemeinderates", sagt Marlies Terbeck. Lieber aber ist ihr und ihren Kollegen eine längerfristige Begleitung eines Prozesses, "möglichst von Anfang an und nicht erst, wenn es zu Problemen kommt". Nicht nur der Blick von außen kann hilfreich sein und dazu führen, die richtigen Fragen zu stellen. Die Gemeindeberater verfügen auch über vielfältige erprobte Methoden. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die helfen, etwa die richtige Reihenfolge der zu behandelnden Themen. "Es ist ja sinnvoll bei der Zusammenlegung von Pfarreien zuerst zu überlegen, welche Kirchen und Gottesdiensträume die Pfarrei zukünftig braucht, ehe man sich über die Gottesdienstzeiten verständigt", sagt Marlies Terbeck.

Wer Gemeindeberatung in Anspruch nimmt, muss dafür nichts zahlen. Sie ist ein Angebot des Bistums, um die Pfarreien und Gemeinden bei der Bewältigung anstehender Veränderungen zu unterstützen. "Wichtige Prinzipien der Gemeindeberatung sind Vertraulichkeit und Freiwilligkeit" betont Pfarrer Pohlmann.

Vorbehalte gegenüber der Gemeindeberatung gab es anfangs noch aus einem anderen Grund. "Beratung braucht der, der nicht in der Lage ist, seine Probleme selbst zu lösen, lautete eine verbreitete Meinung", erinnert sich Marlies Terbeck. Nahm dann jemand Gemeindeberatung in Anspruch hieß es schnell mal: "Der muss es ja nötig haben." Inzwischen hat sich die Sicht verändert. Viele sehen die Chancen einer professionellen Begleitung von Veränderungsprozessen durch Außenstehende. Im Bistum Magdeburg sind es jährlich immerhin etwa zehn bis zwölf Pfarreien, die sich dafür interessieren.

Kontakt: Bistum Magdeburg über marlies.terbeck@bistum-magdeburg.de und Bistum Erfurt über pfarrer@stjohann-jena.de

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps