Der Liebe gehört die Zukunft
Diakon Johann Freitag schrieb Stück für hessische Theatergruppe
Heiligenstadt. Worüber könnte Pilatus mit Christus gesprochen haben? Dieser Frage stellte sich Diakon Johann Freitag in Heiligenstadt in seinem Theaterstück "Pilatus und seine Frau".
Pontius Pilatus war verheiratet. Mit einer Frau, die nicht gutheißen konnte, dass das Urteil ihres Mannes die Kreuzigung Jesu herbeiführte. Nur eine einzige Stelle im Matthäus-Evangelium weist auf ihre Existenz hin: "Und da er auf dem Richtstuhl saß, schickte sein Weib zu ihm und ließ ihm sagen: ‚Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; ich habe heute viel gelitten im Traum seinetwegen."
"Pilatus und seine Frau - Die unerwähnte Minute" lautet der Titel des zweistündigen Theaterstückes, das der Heiligenstädter Diakon Johann Freitag schrieb. Er selbst nennt es im Untertitel "Ein Spiel auf historischem Hintergrund mit biblischen Texten und Legenden um die Verurteilung Jesu". Worüber könnte Pilatus mit Jesus Christus gesprochen haben, in der unerwähnten Minute, als sich beide nach der Urteilsverkündung kurz allein im Raum befanden? Was könnte passiert sein, privat, im Hause des Pontius Pilatus, der einen Unschuldigen ans Kreuz nageln ließ? Wie verliefen die Dialoge zwischen ihm und seiner Frau Claudia Procula?
In einer fesselnden, sehr zeitgemäßen Handlung, die nicht einfach ein historischer Rückblick ist, befasst sich der Autor damit, wie es hätte sein können. Die Zuschauer befinden sich mitten in einem spannenden Geschehen, fühlen sich angesprochen und berührt, finden, jeder für sich, Parallelen zur Gegenwart. Johann Freitag möchte die Botschaft Jesu zu vermitteln; zeigt, wie über allen Hass hinweg der Liebe die Zukunft gehört. Es ist das fünfte Theaterstück, das Freitag geschrieben hat, diesmal für die Ökumenische Spielgruppe Rotenburg an der Fulda aus Kurhessen/Waldeck mit Regisseurin Theresia Löffler. Die Tatsache, dass sich Autor und Regisseurin schon seit DDR-Zeiten kennen und Theresia Löffler als Lehrerin an der Heiligenstädter Bergschule, der Katholischen berufsbildenden Schule, tätig war, erklärt die Verbindung nach Rotenburg. Das jüngste Mitglied des Ensembles ist 24, das älteste 80.
Ihre Auftritte führen die Laiendarsteller in diesem Herbst nach Hessen, Nordrhein-Westfalen und nach Thüringen. So konnte der Autor sein neuestes Stück in Heiligenstadt erleben. Es wurde in der Kirche des Bergklosters der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel aufgeführt. Besonders herzlich wurden die Gäste - die zur katholischen, evangelischen oder zu einer freikirchlichen Gemeinde gehören - von Generaloberin Schwester Aloisia Höing begrüßt, die selbst aus Hessen stammt.
Die Ökumenische Spielgruppe tritt nicht zum eigenen Nutzen auf. Bei allen ihren Aufführungen bitten die Mitglieder das Publikum um eine Spende für ein Hilfsprojekt für Kinder und Jugendliche im Norden von Mosambik, das sie seit Jahren begleiten.
Von Christine Bose