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Freude an der Pfarrhaustür

Projekt "Anklopfboxen" sucht Mitstreiter, Spender und Nachahmer

Leipzig. "Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet." Durch dieses Wort aus dem Lukas-Evangelium bewegt, haben Gabriele und Michael Schonath in ihrer Leipziger Pfarrgemeinde St. Albert das Projekt "Anklopfbox" ins Leben gerufen.

Diese Gäste der Leipziger Bahnhofsmission haben sich im vergangenen Winter über

"Wer bei der katholischen Kirche in Leipzig-Wahren anklopfte, wurde oft mit leeren Händen weitergeschickt zu Institutionen, die sich in der Stadt um Bedürftige kümmern", erzählt Michael Schonath. Seine Frau Gabriele und er wünschten sich einen anderen Empfang für Menschen, die sich hilfesuchend an die Kirche wenden. Gemeinsam mit Gleichgesinnten aus der Gemeinde packten sie deshalb erstmals im Advent vergangenen Jahres Päckchen für diese Menschen. Die sogenannten "Anklopfboxen" sollen ihnen über die allergrößte Not hinweghelfen, ihnen aber vor allem Freude machen und das Gefühl geben, nicht von aller Welt vergessen zu sein.

67 Anklopfboxen konnten sie im vorigen Winter an den Mann oder die Frau bringen. Einige wurden in der Wahrener Gemeinde verschenkt, andere in der Bahnhofsmission, im Teekeller der evangelischen Michaelis-Gemeinde oder im Konvent der Dominikanerinnen.

Christiane Sage, die Leiterin der Leipziger Bahnhofsmission, hat aufgeschrieben, wie einige Empfänger auf das unerwartete, liebevoll in Goldpapier verpackte Geschenk reagierten: Wolfram H. zum Beispiel, der lange Stammgast in der Bahnhofsmission war und seit einiger Zeit mit wenig Geld in einer kleinen Wohnung lebt: "Er ist sprachlos, als er eine Anklopfbox bekommt - ein Geschenk für ihn, mehr als eine Weitervermittlung oder etwas aus unserem Vorratsschrank für den absoluten Notfall! Er packt die Box in seine Tasche und geht. Zehn Minuten später ist er wieder da, ganz aufgeregt. Er war zu Hause und hat seine Box ausgepackt. Den selbst gestrickten Schal hat er schon um. Er erinnert ihn an vergangene, bessere Zeiten, als er Kind war und die Oma gestrickt hat. Alle Vorräte kann er gut gebrauchen. Es ist, als hätte jemand seine Gedanken gelesen und danach eingepackt. Der Briefumschlag hat ihn fast aus der Fassung gebracht. Jemand, der ihn nicht kennt, schreibt ihm so liebe Zeilen, so eine schöne Karte und dann noch etwas Geld. Er kann es nicht fassen. Die Karte bekommt einen Ehrenplatz in der Schrankwand."

"Wir haben erlebt, dass man mit geringen Mitteln sehr viel bewirken kann", sagt Gabriele Schonath. 15 Euro beträgt der Warenwert einer Anklopfbox. Der Inhalt ist immer gleich: Einige Lebensmittel, darunter auch ein Christstollen, Selbstgestricktes von Frauen aus der Gemeinde, ein Brief an den Empfänger, ein Flyer mit Hilfsangeboten in der Stadt Leipzig, ein Fünf-Euro-Schein, ein Päckchen Tabak und ein kleines Fläschchen Kräuterlikör. Die zuletzt genannten Inhalte müssen die Initiatoren mitunter gegenüber Kritikern verteidigen: "Es ist nicht unsere Aufgabe, diese Menschen zu erziehen. Es geht darum, ihnen eine Freude zu machen", betont Michael Schonath. Den Fünf-Euro- Schein hätten viele Empfänger als besonderes und seltenes Zeichen der Wertschätzung und des Vertrauens wahrgenommen. Um mit Beginn der Adventszeit wieder Anklopfboxen verschenken zu können, braucht das Wahrener Team weitere Helfer, auch aus anderen Leipziger Gemeinden. Über Nachahmer andernorts würde sich das Team ebenfalls freuen. "Uns ist es wichtig, dass über die Anklopfboxen auch etwas von der Frohen Botschaft bei den Menschen ankommt, die wir als Christen zu verkünden haben", sagt Gabriele Schonath. Brauchen können sie und ihre Mitstreiter Geldspenden, Wolle oder fertig gestrickte Schals, Handschuhe, Mützen und Socken und - nicht zuletzt - Unterstützung im Gebet.

Von Dorothee Wanzek



Zitiert

Der Brief in der Anklopfbo


Liebe Schwester, lieber Bruder! Wir kennen dich nicht persönlich, auch deine Sorgen und Probleme sind uns leider nicht bekannt. Aber, da du an unserer Pforte geklingelt hast, vermuten wir, du brauchst Hilfe. Wir können deine ganze Not nicht lindern, hoffen aber sehr, dass wir dir mit dieser Anklopfbox ein wenig weiterhelfen können. Unsere große Hoffnung ist, dass du wieder ein Dach über den Kopf bekommst und genügend Nahrung. Dafür beten wir oft. In dem Briefumschlag haben wir dir auch eine Liste mit Angeboten der Wohnungslosenhilfe und Notunterbringung in der Stadt Leipzig beigelegt. Schön wäre es, du würdest eines dieser Angebote wahrnehmen. Denke bitte immer daran, es gibt Menschen in deiner Nähe, denen bist du nicht egal. Wir wissen und glauben auch fest daran, dass du Gott und seinem Sohn Jesus Christus nicht egal bist. Solltest du Unterstützung bei Behördengängen brauchen, melde dich einfach mal bei uns in der Pfarrgemeinde, es gibt da Freiwillige, die dich unterstützen können und wollen. Bleib gesund, Gott möge dich auf all deinen Wegen behüten und beschützen! Das wünscht dir die katholische Pfarrgemeinde St. Albert in Leipzig-Wahren

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