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Anstoß

Mutmacher werden

Angela Degenhardt

"Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich." (Jes 40,1f) Diese Verheißung werden wir in der vor uns liegenden Adventszeit wieder öfter hören. Jesaja spricht Israel Trost zu und ermutigt es, all seine Hoffnung und Erwartung auf Gott zu setzen. "Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht. Seht, hier ist euer Gott!" (Jes 35,4). Das klingt, als ob eine Mutter ihr Kind beruhigt: Hab keine Angst, ich bin doch da. Mit solchem Klang haben Menschen die großen Verheißungstexte des Buches Jesaja wohl auch zu vielen Zeiten gehört.

Ermutigung und Trost erfahren - wie viele Menschen sehnen sich auch heute danach? Was würde sie und uns wirklich ermutigen und wofür bräuchten wir die Zusage, dass wir getrost sein können? Von wem lasse ich mir Mut machen?

Die konkreten Antworten darauf sind so vielfältig, wie die Menschen, die sie geben. Wer seine persönliche Antwort auf solche Fragen aber in Worte fassen könnte, wäre zugleich dem Trost und der Ermutigung, deren er bedarf, ein Stück näher, weil er sie so auch von Mitmenschen oder von Gott erbitten kann.

Aber sind wir auch selbst Menschen, die anderen Mut machen und sie trösten können? Die Adventszeit können wir als Einladung verstehen, uns in einer Haltung zu üben, die den anderen ermutigt, einfach in seinem Da-Sein und So- Sein, wie er ist - eine Haltung, die den Gebeugten aufrichtet, den glimmenden Docht nicht löscht und das geknickte Rohr nicht zerbricht, wie es im Psalm und beim Propheten heißt. So nämlich handelt Gott, wider Erwarten und wider vermeintliches Recht. Gott, der Mensch wird, damit die Menschen dies leibhaftig spüren und erfahren - und endlich glauben, dass er doch für sie da ist!

Wie eine Pflanze das Wasser braucht, so brauchen Kinder Ermutigung, sagt Rudolf Dreikurs, ein erfahrenen Familienberater. Für Kinder gilt das im Besonderen, weil sie erst dabei sind, sich die Welt zu erschließen und sich mit wachsendem Zutrauen in ihr zu bewegen. Aber es ist auch für uns Erwachsene wie ein erquickender Regen in der Wüste, wenn wir spüren, dass andere uns mit Wertschätzung und Respekt begegnen. Es macht uns Mut, wir selbst zu sein und zu uns zu stehen. Aus diesem Erleben heraus und aus dem Vertrauen, dass unser Gott so für uns da ist, sind wir eingeladen, diese Erfahrung weiterzuschenken. Wer anderen ermutigend und aufrichtend begegnet, hilft - wie eine Hebamme - ans Licht zu bringen, welche Möglichkeiten in einen Menschen gelegt sind, hilft, das Ebenbild Gottes in ihm sichtbar zu machen. Und Gottes menschliches Gesicht kommt in unserem Tun zur Welt.

Angela Degenhardt,
Gemeindereferentin in Sangerhausen

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