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Kunst soll sich binden lassen

Leipziger Maler Michael Triegel über seine Arbeit und seinen Weg zum Glauben / Ausstellung

Leipzig. Am 27. November stellt der Leipziger Maler Michael Triegel das Porträt von Papst Benedikt XVI. der Öffentlichkeit vor. Die Katholische Studentengemeinde (KSG) in Leipzig kennt es bereits, denn am 3. November sprach der Künstler dort über seine Arbeit und zeigte nicht zuletzt auch sein jüngstes Auftragswerk.

Michael Triegel und Leipziger Studenten.

Das Papstporträt selbst hielt Michael Triegel bis zur Eröffnung seiner Ausstellung im Museum der Bildenden Künste am 27. November zurück. Doch zumindest ein Foto davon präsentierte der Künstler in der Katholischen Studentengemeinde Leipzig: Benedikt XVI., als Halbfigur gemalt, sitzt auf einem Holzstuhl, hält ein Papier in der Hand und blickt dem Betrachter direkt in die Augen.

Es geht im Porträt um das Menschliche

"Kritisch, interessiert und offen", so sieht der Maler das Kirchenoberhaupt. "Ein bisschen verschmitzt", wirkte er im Bild auf manche der etwa 40 jungen Zuschauer, auf andere wiederum "etwas traurig". "Auf jeden Fall merkt man ihm seine 83 Jahre an", sagte Michael Triegel, "und es geht doch im Porträt um das Menschliche". Das Gegenstück dazu sei das offizielle Papstbild einer russischen Künstlerin im Vatikan, meinte der Maler: "Das finde ich grauenhaft."

Der Auftrag für das 105 Zentimeter hohe und 80 Zentimeter breite Papstporträt, das zukünftig im Institut Papst Benedikt XVI. in Regensburg ausgestellt sein wird, kam nicht aus heiterem Himmel. Hat er sich doch mit seinen Bildern, die von mythologischen und oft religiöse Themen geprägt sind, international einen Namen gemacht.

Der an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst von Professor Arno Rink und Ulrich Hachulla ausgebildete Maler, Zeichner und Grafiker arbeitete zunächst an mehreren Altarbildern mit. "Im Auftrag der Kirche etwas zu malen heißt dann auch, dass das Werk für einige Menschen eine Funktion haben wird. Sie feiern dann dort Gottesdienst oder Hochzeit und es an jedem Sonntag zu sehen und muss dem standhalten", sagte Michael Triegel. Genau das erwartet der Leipziger Maler auch von seiner Arbeit: "Kunst sollte sich binden lassen und bestenfalls auch dienen." Deshalb mag er es nicht, "nur für sich selbst zu malen", so der Künstler. Er bevorzugt Auftragskunst wie Porträts. So malte er unter anderem auch ein Bild von Assumpta Schenkl, zum 80. Geburtstag der Äbtissin des Klosters Helfta. "Ich war fasziniert von der Frau. Sie ruhte in sich selbst. Ich hatte dort viele gute Begegnungen", erinnerte sich der in Erfurt geborene Michael Triegel an das Zisterzienserkloster in Eisleben.

Wie all seine Lieblinge, den Papst gemalt

Im vergangenen Jahr durfte er schließlich den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller porträtieren. Das sei der entscheidende Test für den Pontifex-Auftrag gewesen, erzählte der Künstler. Den Auftrag habe er natürlich sofort angenommen und sich sehr darüber gefreut: "Alle meine Lieblinge haben den Papst gemalt", zählte er einige bekannte Maler aus der Renaissance auf. Und nun auch Michael Triegel, der die Renaissance "heiß und innig liebt".

Die Auseinandersetzung mit religiösen Themen habe bei ihm schon zu DDR-Zeiten begonnen. Im damals begrenzten und ideologiebeladenen Alltag suchte Michael Triegel "die Freiheit in der Vertikalen mit Philosophie und Religion". Er habe Nietzsche gelesen und auch die Bibel. Mittlerweile ist Gott für ihn "keine Leerstelle mehr", sondern er ist im Glauben "auf dem Weg". Seine Frau sei zwar evangelisch, ihn ziehe es mehr zum Katholischen. "Ich bin nach wie vor ungetauft, aber vielleicht nicht mehr lange."

Von Uwe Naumann


Tipp

Triegel in Leipzig


Die Ausstellung "Verwandlung der Götter" im Leipziger Museum (Katharinenstr. 10 in 04109 Leipzig) der bildenden Künste zeigt ab dem 28. November 76 Arbeiten des Leipziger Künstlers Michael Triegel aus den Jahren von 1994 bis 2010. Neben Porträts - unter anderem von Papst Benedikt XVI. - und Stillleben stehen die mythologisch-heidnischen und christlich-heilsgeschichtlichen Themen im Zentrum der Ausstellung. Darstellungen von Prometheus, Medea, Persephone oder Flora finden sich neben dem Abendmahl, der Kreuzigung oder der Auferstehung Christi.

Der Titel "Verwandlung der Götter" jedoch intoniert die Besonderheit der Kunst Michael Triegels: Auf den ersten Blick scheint wie bei einem alten Meister alles schon dagewesen - in seiner verwandelnden Handschrift indessen bleibt nichts so, wie es war! Triegel knüpft wie kein zweiter an die Tradition vor allem der Kunst der italienischen Renaissance an, aber er denkt sie weiter und verändert sie. (Quelle: Museum der bildenden Künste Leipzig)

Öffnungszeiten bis 6. Februar 2011: Dienstag und Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Mittwoch von 12 bis 20 Uhr, Montag geschlossen, Feiertage 10 bis 18 Uhr

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