Die Schwestern bleiben sichtbar
150 Jahre Elisabeth-Schwestern in Dresden: Der Nachwuchs fehlt, doch der Elan ist ungebrochen
Dresden. Ihre erste Niederlassung außerhalb Schlesiens gründeten die Schwestern von der heiligen Elisabeth vor 150 Jahren in Dresden. Mit einem Festakt und einem Gottesdienst am Elisabethtag wurde in der vorigen Woche gefeiert.
Die soziale Not war immens, als die nur 18 Jahre alte Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth im Jahre 1860 die ersten "Grauen Schwestern" von Schlesien nach Dresden schickte. Und auch die politischen Bedingungen waren alles andere als günstig für die tatkräftigen Frauen, die sich vorrangig in der ambulanten Krankenpflege einbringen wollten.
Laut sächsischer Verfassung von 1831 waren Ordensniederlassungen und Klöster nicht erlaubt. Die Schwestern rangen stets von Neuem um ihre Aufenthaltsgenehmigungen. Das Apostolische Vikariat in Dresden, damals die oberste Behörde für die Katholiken in Sachsen, versuchte dem zuständigen Ministerium immer wieder deutlich zu machen, dass es sich bei den Grauen Schwestern nicht um eine Ordensgemeinschaft, sondern um einen religiösen Verein zur Krankenpflege handle.
Der Bautzner Historiker, Dr. Siegfried Seifert rief in seinem Festvortrag in Erinnerung, was die Schwestern trotz widriger Bedingungen innerhalb kurzer Zeit zuwege brachten: Bereits 1895 eröffneten sie einen Krankenhaus- Neubau mit zwei Operationssälen und 50 Betten, das Josephs-Stift, das später kontinuierlich erweitert wurde. Sie kümmerten sich nicht nur um Kranke, sondern engagierten sich auch in Kindergärten, Waisenhäusern und im Kolping-Gesellenverein. Nachdem das Josephs-Stift 1945 bei den Bombenangriffen auf Dresden fast komplett zerstört worden war, begannen sie schon 1946 mit dem Wiederaufbau ...
Heute stehen die Dresdner Elisabeth-Schwestern vor ganz anderen Herausforderungen: Die meisten der 37 Ordensfrauen, die heute noch in Dresden leben, sind hochbetagt. Nachwuchs gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Gesetze lassen Krankenhäusern wie dem St.-Josephs-Stift immer weniger Spielräume, um christliche Akzente zu setzen.
"Als christliches Haus erkennbar zu bleiben, ist uns dennoch ein großes Anliegen", sagt die Oberin, Schwester Maria Ingrid Wilczek. Aus diesem Grund hätten die Schwestern beispielsweise nach der Wende für eine eigene Krankenpflegeschule gekämpft, in der Pflegekräfte im Geist ihrer Gemeinschaft ausgebildet werden können. Schwester Ingrid erwähnt die jährlichen Besinnungstage für Krankenhaus-Mitarbeiter in Hoheneichen, die Krankenhauskapelle und den Dienst von Schwester Antonia Scholz als Krankenhausseelsorgerin. Beliebt sind unter anderem ihre kurzen geistlichen Impulse, die sie den Mitarbeitern täglich auf den Computer spielt, und die abendlich im Krankenhausfunk übertragenen unterhaltsam-besinnlichen Sendungen.
Außer Schwester Antonia sind nur noch zwei Ordensfrauen im aktiven Krankenhausdienst, Schwester Isentrud in der Geburtshilfestation und Schwester Dolores in der Chirurgie. So weit es die Kräfte erlauben, bringen sich aber auch die Ruheständlerinnen mit ein, unter anderem beim Elisabeth-Tisch, der täglich 40 Mittagessen für Bedürftige ausgibt oder in der Sterbebegleitung. "Patienten und Mitarbeitern ist es sehr wichtig, dass wir Schwestern hier sichtbar bleiben", freut sich Schwester Ingrid. Günstig dafür ist, dass sich der Konvent mit einer eigenen Pflegestation für die alten und kranken Schwestern auf dem Krankenhausgelände befindet. "Ich bin dankbar, dass bei uns alle Schwestern bis zum Lebensende in der Gemeinschaft bleiben können und von ihr getragen werden", sagt die Oberin.
Von Dorothee Wanzek