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Atheisten kassieren Körbe

Antireligiöse Werbung auf Bussen: Weltanschauungsbeauftragter des Bistums plädiert für Toleranz

Leipzig/Dresden. Knapp 30 000 Euro Spenden hat die von mehreren atheistischen Vereinigungen unterstützte "säkulare Werbekampagne in Deutschland" bereits gesammelt, um nach Londoner Vorbild Busse mit atheistischen Werbebotschaften zu bestücken.

Bisher mangelt es allerdings an Gelegenheit, das Geld auszugeben. Die Suche nach einem deutschen Verkehrsunternehmen, das bereit wäre, den Slogan "Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott" auf seine Linienbusse drucken zu lassen, war bis heute vergeblich. Absagen kassierte die Atheistenoffensive jetzt auch aus Dresden und aus Leipzig. Die Losungen hätten "sicher die Lebensmaxime vieler Dresdner Einwohner - darunter auch vieler Fahrgäste - verletzt oder zumindest in Frage gestellt", begründet Falk Lösch, Pressesprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe, die Reaktion seines Unternehmens. Philipp Möller, der Sprecher der säkularen Werbekampagne, führte die Ablehnung deutscher Verkehrsbetriebe vor einigen Tagen in einem Radiointerview auf die große Macht zurück, die Kirchen im gesellschaftspolitischen Gefüge des Landes nach wie vor innehätten. Auf die Tag des Herrn-Anfrage, wie er sich die Ablehnungen in Dresden und Leipzig erkläre, wo Christen doch nur eine ziemlich verschwindende Minderheit ausmachten, verwies Möller, auf ein "von den Kirchen bundesweit beanspruchtes Werte- und Moralmonopol", das er auch in Regionen ausmache, "in denen deutlich weniger Menschen den Vorstellungen der Kirche folgen".

Weder in Leipzig noch in Dresden hätten Kirchen versucht, auf die Entscheidung Einfluss zu nehmen, teilten die Sprecher der Verkehrsbetriebe beider Städte mit. "Und wenn doch, hätte das keinerlei Auswirkung auf unsere Entscheidungsfindung gehabt", erklärt Frank Lösch, der auf die Spielregeln des Unternehmens verweist. Wahrscheinlich hätte man auch Werbung für Religion abgelehnt, mutmaßt er. Mit der sind Dortmunder Christen vorgeprescht. Um den Atheisten zuvorzukommen, haben sie dort einen Bus mit der Aufschrift ""Keine Sorge - es gibt Gott. Also: schönen Tag!" in den Linienverkehr geschickt.

Eine Reaktion, die Pfarrer Gerald Kluge, Beauftragter für Weltanschauungsfragen im Bistum Dresden-Meißen, nicht für nachahmenswert hält: "Letztlich sind beide Kampagnen doch vorrangig darauf angelegt, die andere Seite zu ärgern." Christen täten besser daran, ihren Glauben überzeugend zu leben und Andersdenkenden mit Toleranz zu begegnen. Dass europaweit seit einigen Jahren ein offensiveres Auftreten von Atheisten zu beobachten ist, kommt für Gerald Kluge im Übrigen nicht überraschend. Er sieht einen Zusammenhang zu erstarkten fundamentalistischen Strömungen in allen Religionen.

Von Dorothee Wanzek

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