Andacht und Gebet
Wallfahrtstradition in Grimmenthal neu aufgegriffen / Besucher und Gruppen sind willkommen
"Die Wallfahrt zu Grimmenthal" so der Vortrag von Dr. Johannes Mötsch, Archivdirektor in Meiningen, den er im April 2005 in der evangelischen Pfarrkirche Einhausen hielt. Dabei stellte der zur katholischen Gemeinde Meiningen gehörende Dr. Mötsch seine Forschungsergebnisse zum ehemaligen Wallfahrtsort vor, die in Buchform beim Böhlau-Verlag erschienen sind. Damals wurde Angelika Gottwald neugierig. "Das Ausmaß an diesem historischen Ort war mir nicht so bekannt", sagt die Grimmenthalerin, die zusammen mit ihrem Mann ganz in der Nähe des Standortes der einstigen Wallfahrtskirche wohnt. Der Vortrag jedenfalls bereicherte ihr Leben. Angelika Gottwald hatte Feuer gefangen. Schnell waren Kontakte zu Pfarrer Wolfgang Hunold und Dr. Johannes Mötsch in Meiningen geknüpft. Ein Verein, dem derzeit zehn Mitglieder angehören, wurde gegründet. Es gelang, ein Grundstück zu erwerben, das gleich neben dem alten Kirchenstandort liegt und sich an der Straße von Meiningen nach Suhl befindet. In Bayern wurde bei der Firma Fuchs in Eisingen bei Würzburg eine neue Pieta, eine Schmerzensmutter mit dem toten Jesus, erworben, die seit 2006 im Bildstock steht. Am 15. Oktober 2006 wurde dieser durch Domkapitular Gerhard Stöber aus Erfurt gesegnet. Seither lädt die Gottesmutter in Grimmenthal wieder zu Gebet und Andacht ein.
Angelika Gottwald geht gerne die wenigen Schritte vom Haus zum Bildstock und freut sich über das Erreichte. Frische Blumen und eine Kerze geben dem Ort eine einladende Atmosphäre. Und vor dem Bildstock laden Bänke zum Verweilen und Beten ein. "Dreimal im Jahr feiern wir an dieser Stelle besondere Andachten." So eine Maiandacht zum Marienmonat, im August zu Maria Himmelfahrt und im Oktober zum Segnungsstag des neuen Bildstocks. Letztere Andacht wird wie schon die Segnungsfeier ökumenisch durchgeführt. Gute Erfahrung hat der Verein auch mit den Nachbardörfern gemacht: "Sie haben unser Engagement gut angenommen und freuen sich mit uns."
Nun ist es an der Zeit, die neue Grimmenthaler Wallfahrt auch überregional wieder bekannt zu machen, meinen Angelika Gottwald und die anderen Mitglieder des Vereins. Einzelbesucher und Gruppen sind herzlich willkommen. Bei Anmeldung werden Tische und Bänke bereitgestellt, für Unterkunft und das leibliche Wohl kann gesorgt werden. Zudem können zur Erinnerung Anstecker von der Pieta erworben werden.
Die Grimmenthaler Wallfahrt war ab dem Jahr 1498 für 50 Jahre eine der bedeutendsten Wallfahrten in Deutschland. Pilger von der Nordsee bis zum Alpenrand sowie aus vielen Ländern Europas kamen zur Muttergottes von Grimmenthal, um Fürsprache zu erbitten. Dabei geht die Wallfahrt auf eine Legende um den pensionierten Hauptmann Heinrich Teufel zurück, der sich verirrte und einem Schwächeanfall erlitt. In Erwartung seines baldigen Todes rief er die Gottesmutter um Hilfe an. Am nächsten Morgen erwachte er gesund und munter.
Info und Anmeldung unter den Telefonnummer 03 69 49 / 4 06 97 oder 0151 / 11 60 62 33 Die Maiandacht findet am 24. Mai um 15 Uhr statt.
Von Holger Jakobi