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Anstoß

Unkonventionelle Frauen im Stammbaum Jesu

Schwester Susanne Schneider

Selbst erfahrene und geübte Bibelleserinnen und Bibelleser zählen zu ihrer Lieblingslektüre sicherlich nicht den Stammbaum Jesu bei Matthäus. "Der Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von …" und so geht es weiter, bis der Stammbaum bei Jesus angekommen ist. Also - wie es sich in einer patriarchalen Welt gehört - lauter Männernamen.

Aber dann finden sich darin vier ganz bemerkenswerte Ausnahmen: Es werden vier Frauen genannt. Wie sind sie wohl in diesen Stammbaum von wichtigen Männern der Heilsgeschichte hineingekommen?

Die Einheitsübersetzung sagt nur, dass die Nennung dieser Frauen "auffällig" sei, weil sie Heidinnen waren (Rahab und Rut) oder als Sünderinnen (Tamar, Frau des Urija) galten. Diese Frauen passen also nicht in die gewünschte moralische und sonstige "Reinheit" des Stammbaumes.

Da ist zunächst Tamar, von der in Genesis 38 erzählt wird. Sie lebt als kinderlose Witwe. Juda, der ihr eigentlich durch seine Söhne einen Nachkommen verschaffen müsste, lässt sie im Stich. So verkleidet sie sich als Kultprostituierte, wird von Juda geschwängert und erst im letzten Augenblick zeigt sie ihre Trümpfe. Juda muss zugeben: "Sie ist im Recht gegen mich!"

Rahab ist eine heidnische Frau, die in Jericho wohnt und dort zwei Israeliten aufnimmt, die Jericho ausspionieren sollen. Als dem König zu Ohren kommt, dass Fremde bei Rahab sind, versteckt sie die beiden und lässt sie dann an einem Seil die Stadtmauer hinab. Die Motivation für ihr Handeln ist ihr Glaube, denn obwohl sie Heidin ist, "weiß" sie, dass "Jahwe euch (den Israeliten) das Land gegeben hat".

Ruth, der in der Bibel ein eigenes Buch gewidmet ist, hat ein großes Talent für Freundschaft. Sie entscheidet sich für ihre Schwiegermutter Noomi und spricht ein rührendes Bekenntnis, das noch heute ab und zu bei Hochzeiten gelesen wird. Diese Entscheidung erweist sich als richtig - nach vielen Wirren und Not geht es Ruth am Ende gut.

Schließlich nennt das Matthäusevangelium "die Frau des Urija" und meint damit Batseba. Diese wird von König David schwanger. Um die Schwangerschaft zu vertuschen, lässt David ihren Mann umbringen. Schließlich gebar sie Salomo, der später - mit ihrer tatkräftigen Hilfe - König wird.

Vielleicht wollte Matthäus mit der Nennung dieser Frauen zeigen, dass Gottes Wege manchmal ungewöhnlich und unerwartet sind. Gemeinsam ist den Frauen ein außergewöhnlich spannendes Leben. Obwohl sie für ihr Recht kämpfen müssen, ruht offensichtlich Gottes Wohlwollen auf ihnen und ihrem Handeln.

Schwester Susanne Schneider, Missionarinnen Christi, Kontaktstelle Orientierung Leipzig

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