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Sich an Gott erinnern

Bewusster leben durch Erinnerungen

Erinnerungen helfen uns, besser udn bewusster zu leben. Das gilt auch für unsere religiösen Erinnerungen an Gott, meint Sr. Susanne Schneider von der Kontaktstelle Orientierung in Leipzig.

Schwester Susanne Schneider

Wenn ein Mensch nach einem Unfall oder durch eine Krankheit seine Erinnerungen verliert, dann bricht sein bisheriges Leben ab. Das eigene Haus, das eigene Bett, der eigene Schreibtisch kommen einem Menschen, der das erleben muss, fremd und manchmal fast unheimlich vor. Seine Lebensgeschichte kann nur noch durch Erzählungen anderer Menschen oder durch materielle Zeugnisse rekonstruiert werden. Die Vergangenheit und auch die Gegenwart bleibt für einen solchen Menschen dunkel, nebulös und unklar. Das Woher und Wohin hat keinen Sinn mehr.

Ohne Erinnerungen bleiben wir selbst uns fremd. Wir wissen nicht mehr, welche Ziele wir hatten, welche Bücher wir lesen, welche Filme wir anschauen und welche Dinge wir einkaufen wollten. Auch die Menschen, die um uns sind, bleiben uns fremd, wir leben in einer fremden Welt.

Fremd und unheimlich kann uns auch die Natur vorkommen, wenn sich etwa Stürme oder Umweltkatastrophen ereignen. Dann mag es hilfreich sein, sich an ähnliche Situationen zu erinnern. Die Erinnerung kann das Geschehen nicht verändern, aber das augenblickliche Ereignis wird relativiert, wenn wir daran denken, dass die Welt viele Stürme überlebt hat. Wir können der Verzweiflung trotzen, eben weil wir uns erinnern können.

Auch in Augenblicken, in denen wir uns über die Kirche als Gemeinschaft ärgern, kann es hilfreich sein, sich zu erinnern: Nirgends steht geschrieben, dass man als Katholik jeder Äußerung des Papstes zustimmen muss. Die Erinnerung daran, dass es eine Hierarchie der Wahrheiten gibt, kann entlasten und befreien.

Erinnern macht uns die Welt vertraut. Erinnern relativiert Ereignisse und rückt Perspektiven zurecht und eröffnet dadurch neue Sichtweisen.

Schließlich hat das Erinnern auch eine konkret religiöse Dimension. Ganz bewusst erinnern sich Juden und Christen der Taten Gottes in der Geschichte. Indem sie die Bibel lesen, suchen sie die Spuren seines Handelns in vergangenen Zeiten und auch heute. Jeden Sonntag schöpfen Christen Kraft und Mut aus der Erinnerung an den Tod und die Auferstehung Jesu. Daraus kommt den Gläubigen Hoffnung für ihr Tun im Jetzt.

Wir leben besser und bewusster, wenn wir uns an unsere eigene Lebensgeschichte und an Gott erinnern.

Schwester Susanne Schneider,
Missionarinnen Christi,
Kontaktstelle Orientierung Leipzig

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