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Anstoß

Hüpfen an Weihnachten

Pater Bernhard Kohl

Weihnachten wird mit vielen ausschmückenden Begriffen verbunden: Es gilt als das Fest der Liebe, als Fest der Familie und als Fest der Geschenke. Es ist aber in der christlichen Tradition vor allem auch ein Fest der Hoffnung. Das Wort Hoffnung leitet sich vom mittelniederdeutschen "hopen" ab, was soviel wie "hüpfen", "vor Erwartung unruhig springen" bedeutet. Das ist ja genau das, was Kinder vor der weihnachtlichen Bescherung tun: Sie sind vor Erwartung ganz unruhig, so gespannt auf die Geschenke, die da kommen mögen, dass sie unmöglich ruhig bleiben können.

Das Geschenk, dass wir Menschen an Weihnachten erhalten, ist ein wirklich hoffnungsvolles: Es ist Gottes Sohn, der geboren wird, Mensch und somit einer von uns wird. Vermutlich hüpfen wir deswegen weniger unruhig hin und her als die Kinder vor der Bescherung. Aber auch für Erwachsene ist die Hoffnung eine lebenswichtige Erwartungshaltung. Sie ist die zuversichtliche, innerliche Ausrichtung darauf, dass in der Zukunft etwas eintritt, das wünschenwert ist: die Verheißung Gottes, die Verheißung von Gerechtigkeit, Frieden und Gotteserkenntnis.

Diese Verheißung ist keine Utopie, sondern sie ist umsetzbar. Im Unterschied zur Utopie ist die Hoffnung, die wir Christen mit der Geburt Gottes verbinden, nämlich keine Weltfl ucht, sondern ein tiefes Eingelassensein in das Hier und Jetzt. Weil Christen glauben, dass an Weihnachten Gott selber ganz in diese Welt eingeht, muss auch unsere mit diesem Glauben verbundene Hoffnung "Fleisch werden", in dieser Welt ankommen. Als rein frommes Bekenntnis bleibt sie wert- und nutzlos. Christliche Hoffnung, so sehr sie auf das Endgültige gerichtet ist, bezieht sich intensiv auf die Welt. Sie ist eine Zukunftseinstellung, die nicht in die Zukunft flieht, sondern das Zukünftige ins Jetzt und Hier holt und den Menschen einlässt in das, was jetzt an der Zeit ist. Sie zeichnet sich durch drei Merkmale aus:

Christliche Hoffnung ist gewiss: Sie ist nicht zweideutig und hat die Aufgabe, alle Selbsttäuschungen zu entlarven.

Christliche Hoffnung ist letztendlich nur eine: Sie wird ganz und gar durch Gottes Verheißung seines Reiches des Friedens bestimmt.

Christliche Hoffnung ist im Werden: Hoffnung bedeutet ein Sich-Verlassen auf Gott, durch das der Mensch aus seiner Selbstbezogenheit heraustritt und sich selber verlässt. Wer in der Hoffnung lebt, wandelt sich selber in das, was Gott uns Menschen verheißen hat.

Hoffnung verändert die Welt, wenn sie in uns Mensch werden kann. Ich wünsche Ihnen ein hoffnungsvoll ausgeschmücktes Weihnachtsfest.

P. Bernhard Kohl

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