Aufgewacht! - Es ist Zeit zum Träumen
Besuch in der Manufaktur der Träume, die in die Welt der erzgebirgischen Bergleute und Männelmacher entführt
Annaberg-Buchholz. Traumhaftes aus dem Erzgebirge ist in Annaberg-Buchholz in der Dauerausstellung Manufaktur der Träume zu sehen. Zusammengetragen hat die Sammlung die Schweizerin Erika Pohl-Ströher, deren familiäre Wurzeln im Erzgebirge liegen.
"Aufgewacht! - Es ist Zeit zum Träumen", heißt es seit November in der Annaberger Manufaktur der Träume. Der Dresdner Jochen Dachs ist begeistert: "Die Sammlung spielt in der ersten Liga. Es ist einfach alles dabei. Bergmännische Tradition, Volkskunst, Kunsthandwerk … ." Und Dachs weiß, wovon er spricht. Seit nunmehr drei Jahrzehnten macht er sich Sonnabend für Sonnabend auf, um auf dem Trödelmarkt am Elbestrand Ausschau nach sächsischer Volkskunst zu halten.
Dass die Sammlung von Erika Pohl-Ströher nun ins Erzgebirge zurückgekehrt ist, sieht nicht nur Jochen Dachs als ganz besonderen Glücksfall an. Die Erinnerung an ihre erzgebirgische Heimat hat die Sammlerin Pohl-Ströher, die 1919 geboren wurde, nie losgelassen. Hier verbrachte sie unbeschwerte Kindertage und wuchs mit dem auf, was ihr Sammelgebiet werden sollte: der Vielfalt erzgebirgischer Volkskunst. So entstand die umfangreichste und bedeutendste Privatsammlung auf diesem Gebiet im deutschsprachigen Raum. In der Annaberger "Manufaktur der Träume" ist sie in einer faszinierenden Dauerausstellung nun ganzjährig zu sehen. Barbara Klepsch, die Oberbürgermeisterin von Annaberg-Buchholz: "In fantasiereichen Inszenierungen erzählen die liebevoll gestalteten Figuren Geschichten und Träume und lassen den Besuch der Schau zu einem unvergesslichen Erlebnis werden." Zur Sammlung von Erika Pohl-Ströher gehören etwa 1500 Objekte, die sich mitunter aus bis zu 300 Einzelstücken zusammensetzen.
Jochen Dachs ist mit seiner Frau Anne nach Annaberg-Buchholz gekommen. "Schau mal die Weihnachtsberge. Sie holen die biblische Erzählungen rund um Jesu Geburt in die Lebenswirklichkeit des Erzgebirges", erklärt der Dresdner. Selbst hat er es auch schon gewagt, einen kleinen Weihnachtsberg für die eigene Stube zu bauen. Doch am beliebtesten bei Familie Dachs sind die Räuchermännchen, die zur erzgebirgischen Weihnacht einfach gehören. Auch diese fehlen in der Manufaktur der Träume nicht.
Erster Räuchermann kam aus Heidelberg/Seiffen
Sie werden unter dem Motto "Räucherduft in jedem Haus" präsentiert. Räuchermännchen kamen mit der Sitte des öffentlichen Rauchens im 19. Jahrhundert in Mode. Der Mann mit der Pfeife war damals überall präsent und wurde für die Seiffener Spielzeugmacher zum Vorbild. "Eine mündliche Überlieferung sagt, dass es Ferdinand Frohs und Gotthelf Friedrich Haunstein waren, die um das Jahr 1856/57 die ersten Räuchermänner fertigten", berichtet Jochen Dachs. Beide lebten in Heidelberg, das heute zum Ort Seiffen gehört. "Heute entstehen Räuchermännchen in vielen Orten des Erzgebirges, so unter anderem bei Heiner Steffani in Olbernhau." Steffani war es auch, der nach der Wahl von Papst Benedikt XVI. eine limitierte Serie von Papst-Räuchermännchen für einen spanischen Kunden fertigte. "Und dann ist da noch sein Schwebeengel", freut sich Anne Dachs. Seit Jahren gehört er bei ihnen zur guten Weihnachtsstube dazu.
Engel, die als Mittler zwischen Gott und den Menschen agieren, gehören zur christlichen Kunst. Die Schwebeengel, so informiert der Ausstellungskatalog, sind verkleinerte Abbilder der Verkündigungsengel, die den Schnitzern aus ihren Kirchen vertraut waren. Daneben gibt es die stehenden Lichterengel, die von den Spielzeugmachern mit Flügeln und Kronen versehen wurden. Lange Zeit waren diese Engel Einzelstücke, erst im 20. Jahrhundert kam der Bergmann als Ergänzung hinzu. "Engel und Bergmann sind heute ein Paar. Damit wird die Sehnsucht des unter Tage arbeitenden Mannes nach dem Licht ausgedrückt", berichtet Jochen Dachs.
Die bergmännische Tradition des Erzgebirges ist heute überall lebendig. Es gibt Bergparaden, Schaubergwerke, der Bergmann fi ndet sich in Schwibbbögen, auf den klassischen Pyramiden und in geschnitzten Darstellungen. In der Manufaktur der Träume ist so beispielsweise "Die Kundmachung des Obersteigers" zu sehen, die von Paul Schneider (1892 bis 1975) gefertigt wurde.
Krippenfiguren und Zwerge auf die Pyramide
Besonders freut sich Jochen Dachs, dass in der Ausstellung die Breite der verschiedenen Firmen aufgezeigt wird, die für die Tradition der Männel- und Spielzeugmacher stehen. "Persönlich mag ich die Massefi guren sehr, die unter anderem von der Firma Friedrich Hermann Lahl hier in Annaberg gefertigt wurden." Vor allem die Krippenfiguren, Bergaufzüge und Zwerge wurden gerne zur Bestückung von Pyramiden, Weihnachtsbergen sowie Paradiesgärten genutzt. "So halten wir es in unserer Familie heute noch", freut sich der Sammler Dachs.
Öffnungszeiten täglich von 10 bis 18 Uhr, Heiligabend und Silvester von 10 bis 14 Uhr Neujahr 12 bis 17 Uhr 27. Dezember geschlossen Internet: www.manufaktur-der-traeume.de