Abschied und Neuanfang
Die Crimmitschauer St.-Franziskus-Pfarrei baut eine neue Kapelle
Crimmitschau. Die Gemeinde in Crimmitschau verzichtet auf ihre Villa. Sie nutzt stattdessen vorhandene Räume im Gemeindezentrum "Piusheim" und baut eine moderne, schlichte Kapelle.
Die Gründerzeit-Villa in der Pestalozzistraße 49 wirkt von außen großzügig, nobel, top saniert. Ein Vermögen, eine sichere Geldanlage, mag mancher denken. Der ideelle Wert kommt noch hinzu. In der Kapelle, die sich im Inneren befindet, wurden seit 1927 viele Kinder getauft, Ehepaare getraut, festliche Messen gefeiert. Trotzdem waren 90 Prozent der Gemeindemitglieder dafür, von der Villa Abschied zu nehmen.
"Es tut auch weh - die Kapelle ist unsere Zuhause", gibt Regina Lesch zu. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates sieht aber auch die andere Seite der Medaille: "Vielen Älteren fällt das Treppensteigen schwer. Veränderungen sind schwierig, weil das Haus unter Denkmalschutz steht. Die Heizung ist 20 Jahre alt. Die Villa wäre fi nanziell ein Fass ohne Boden." Ein paar Grundstücke weiter befindet sich das Gemeindezentrum "Piusheim" mit Saal und weiteren Räumen. "Unser Hauptproblem war, dass wir nicht beide Häuser auf Dauer halten können. Und so hat sich die Gemeinde 2008 für das Gemeindezentrum entschieden", so Pfarrer Michael Gehrke. Im vergangenen Jahr kaufte sie das Nachbargrundstück, um noch Platz für eine Kapelle zu haben. Wann diese gebaut werden würde, war da noch offen.
Mehr oder weniger unerwartet kam dann Bewegung in dieses Vorhaben, als bekannt wurde, dass Michael Gehrke ab Sommer 2011 auch die Verantwortung für die Pfarrei in Werdau trägt. "Ab Mitte nächsten Jahres hat die Gemeinde in Crimmitschau ein Platzproblem. Bisher haben sich die Gottesdienstbesucher am Wochenende auf drei Messen verteilt. Durch die zusätzlichen Orte Werdau und Fraureuth sind künftig in Crimmitschau maximal eine Sonntagsmesse und eine Vorabendmesse möglich. Dadurch würde es in der Kapelle eng werden", beschreibt Pfarrer Gehrke die neue Situation. Vor dem Hintergrund wurden die Vorbereitungen für den Bau beschleunigt.
Das Bistum bewilligte einen Zuschuss von 130 000 Euro, das Bonifatiuswerk eine Hilfe in Höhe von 70 000 Euro. Am Nikolaustag befassten sich Pfarrgemeinderat, Kirchenrat und Baukommission mit zwei Entwürfen. Die Entscheidung fi el fast einstimmig zugunsten des Vorschlages von dem Chemnitzer Architekturbüro Kerstin Bochmann: Ein schlichter Bau mit 150 Sitzplätzen, mit quadratischer Grundfl äche und einem diagonal aufsteigenden First.
"Die Ansicht gefällt mir und die Kapelle fügt sich gut ins Grundstück ein. Die Pläne sind sehr detailliert, die Zahlen konkret", nennt Regina Lesch einige Vorzüge des Chemnitzer Entwurfs. Den größten Teil der Baukosten muss die Gemeinde selbst aufbringen. Das meiste davon liegt schon bereit. "Im Frühjahr 2011 soll der Bau beginnen. Läuft alles optimal, kann die Kapelle im Herbst geweiht werden. Frühjahr 2012 wäre aber auch in Ordnung", skizziert Michael Gehrke den Zeitplan. Für ihn bedeutet der Abschied von der Villa Umzug in die Nachbarstadt. Der Pfarrer von Crimmitschau wohnt künftig in Werdau.
Von Gert Friedrich