Bischofs Ohr bei den Laien
Vorübergehend nicht existent, aber dennoch gefragt: der Pastoralrat des Bistums
Dresden. "Was ist eigentlich ein Pastoralrat?" - bei dieser Frage müssen viele Katholiken im Bistum Dresden-Meißen passen. Der Tag des Herrn versucht diese Bildungslücke zu schließen, vorbeugend gewissermaßen, denn momentan gibt es im Bistum gerade gar keinen Pastoralrat.
Wozu es neben Pfarrgemeindeund Kirchenräten, Priesterrat, Ordinariatsrat, Vermögensverwaltungsrat und Diözesanrat im Bistum auch noch einen Pastoralrat gibt, ist schnell erklärt: Katholische Laien sollen den Bischof davor bewahren, Fragen der Seelsorge über die Köpfe des Kirchenvolkes hinweg zu entscheiden. Für vier Jahre beruft Bischof Joachim Reielt deshalb je einen Katholiken aus allen neun Dekanaten in den Pastoralrat. Einmal im Jahr trifft er sich mit dieser Runde, zu der als geborene Mitglieder auch der Generalvikar, ein Vertreter des Priesterrats und der Leiter der Pastoralabteilung gehören. Dabei geht es unter anderem darum, Wallfahrten, Treffen von Ehejubilaren und andere Großveranstaltungen auszuwerten und zu planen. Themen der letzten Sitzungen waren zum Beispiel auch der Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger und die Personalplanung im Bistum.
Als "offen, frei und durchaus kontrovers" beschreibt die langjährige Sprecherin des Pastoralrats, Sabine Dombrowsky aus Weinböhla, die Kommunikation in dem Gremium. Meinungsunterschiede gebe es beispielsweise mitunter in der Bewertung, ob eine Veranstaltung ein Erfolg oder eher ein Flopp war, oder bei der Frage, wie die kleiner werdende Zahl von Priestern auf das Bistum verteilt werden soll. Laien und Bischof sitzen dabei einander keinesfalls als Streitparteien gegenüber, betont Ulrich Clausen, der bei den Ratssitzungen mehrmals die Pastoralabteilung vertreten hat. Er beschreibt die Gespräche als "gemeinsames Ringen um die besten Lösungen, geprägt von dem Bewusstsein, dass wir alle gemeinsam Volk Gottes sind". Mit Sabine Dombrowsky teilt er die Einschätzung: "Es ist dem Bischof wichtig, was die Laien denken." Beide beobachten, dass Gedanken aus den Ratssitzungen in Hirtenbriefe und Jahresthemen einfließen. Der Bistumsfamilientag 2009 beispielsweise, der ursprünglich Wallfahrtscharakter haben sollte, sei auf Wunsch des Pastoralrats dann eher zu einem Tag der Begegnung geworden.
Bischof Joachim Reinelt schätzt das Gremium in doppelter Hinsicht: Zum einen wegen der Anregungen, die er von dort immer wieder bekommt. So habe der Rat vorgeschlagen, in den Gemeinden, die nach einer Fusion keinen Priester mehr vor Ort haben, einen Seelsorgerat einzusetzen, damit die Kirche präsent bleibt und sich nicht alles am neuen Pfarrort zentriert. Auch für die bessere Nutzung des Internets habe der Pastoralrat Hinweise gegeben. Zum anderen nutzt Reinelt den Rat als Sprachrohr in die Gemeinden. Bischofs-Entscheidungen sollen mit seiner Hilfe transparenter und verständlicher werden.
Kürzlich lief die Amtszeit des Pastoralrates aus. Da Bischof Reinelt im nächsten Herbst sein 75. Lebensjahr vollendet und dann - wie bei katholischen Bischöfen üblich - dem Papst seinen Rückritt anbieten wird, will er für die verbleibenden Monate keinen neuen Pastoralrat berufen.
"Er hat uns bisherige Pastoralratsmitglieder gebeten, uns weiter einzubringen und, bis ein neuer Bischof ernannt ist, intensiv mit der Pastoralabteilung des Bistums zusammenzuarbeiten", sagt Sabine Dombrowsky. Gerade bei den Vorbereitungen der Seligsprechung für Alois Andritzki wird die Mitarbeit der ehemaligen Pastoralräte in den nächsten Monaten gefragt sein. Ein wichtiges Anliegen, das der Bischof - auch mit ihrer Unterstützung - noch voranbringen wolle, sei es, Begabungen katholischer Laien für das Engagement in Pfarrei und Gesellschaft zu wecken und zu stärken.
Von Dorothee Wanzek