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Dessau: St.-Martins-Säule soll Hilfesuchende und Helfer zusammenbringen

Dessau-Roßlau. Einige Familien in Dessau-Roßlau wollen dazu beitragen, das Miteinander in der Gemeinde zu intensivieren. Über eine St.- Martins-Säule, die sie eigens dafür in der Kirche aufstellten, wollen sie Hilfesuchende und Hilfsbereite miteinander in Kontakt bringen.

In der ersten Reihe von links: Helene, Annett und Hermine Friedrich, Wenzel, Mario, Martha und Simone Saalmann, dahinter von links Jakna, Andrejz und Tarek Rotkiewicz sowie Christopher Watrobe und Tilo Friedrich.

Keine seltene Situation: Familien mit kleinen Kindern haben an ihrem Arbeits- und Wohnort keine Großeltern in der Nähe. Wenn sie einmal gemeinsam ohne die Kinder etwas unternehmen wollen, brauchen sie jemanden, der auf ihre Kinder aufpasst. Oder sie sind froh, wenn gelegentlich jemand die Kinder von der Schule abholen oder zur Ministrantenstunde bringen kann, weil sie selbst verhindert sind. Bei den Familien eines Kreises der Gemeinde St. Peter und Paul in Dessau ist dies jedenfalls so. Nur Familie Friedrich hat Großeltern in der Stadt. Familie Rotkiewicz und Familie Watroba sind wegen der Arbeit aus Polen nach Dessau gekommen. Und Saalmanns, die in Oranienbaum außerhalb von Dessau wohnen, haben auch keine Verwandten in der Nähe.

"Wir haben im Familienkreis überlegt, wie wir für die Kinderbetreuung in unserer Gemeinde Hilfe organisieren können", sagt Tilo Wenzel (38). "Bestimmt gibt es zum Beispiel ältere Gemeindemitglieder, die uns da helfen können. Vielleicht können wir sie dafür auf einem anderen Gebiet unterstützen." So sei es zum Beispiel denkbar, Menschen mit Gebrechen bei der Erledigung von Dingen des täglichen Lebens oder im Umgang mit technischen Geräten zu helfen. Oder sich einfach mal die Sorgen anderer anzuhören. "Zugleich ist dies auch eine Möglichkeit, nach dem Motto "Zusammen beten und zusammen leben" das Miteinander in der Gemeinde zu intensivieren und weiter auszubauen", sagt Friedrich.

Zusammen beten und zusammen leben

Auch im Gespräch mit Propst Gerhard Nachtwei, dem es stets ein Anliegen ist, in der Gemeinde Fremde zu integrieren und alle miteinander zu vernetzen, entstand die Idee, eine Litfasssäule in der Kirche St. Peter und Paul aufzustellen. Und über entsprechende Anschläge an der Säule Hilfesuchende und Helfer miteinander in Kontakt zu bringen.

Über mehrere Etappen hinweg bauten die Männer des Familienkreises im Herbst also aus Fässern eine zwei Meter hohe Säule zusammen, die mit Pappe beklebt und tapeziert wurde. "Das hat uns als Familienkreis auch ein Stück mehr zusammenwachsen lassen", sagt Tilo Friedrich. "Wir haben dabei zum Beispiel mal gegrillt."

Da der Martinstag bevorstand, bot es sich an, die Säule mit Martin, der dem Bettler half, zu verbinden, sie St.-Martins-Säule zu nennen und zum Fest des Heiligen einzuweihen. Annett Friedrich, die sich auch für die sonntägliche Kinderkirche engagiert, zeichnete für die Gestaltung der Säule Szenen aus dem Leben des Heiligen, die nun am oberen Ende der Säule einen Vries bilden. Und die Kinder der Familien malten die Bilder farbig aus. Außerdem wurde eine Kordel mit vier Knoten angebracht. "Die Knoten stehen für unsere vier Familien", sagt Tilo Friedrich. Außerdem wurden die Rubriken "Ich suche Hilfe" und "Ich kann helfen" eingerichtet und entsprechende Kärtchen bereitgestellt.

Als Familienkreis mehr zusammengewachsen

Familie Saalmann sorgte zudem für ein Faltblatt, in dem die Idee und die Litfasssäule vorgestellt werden und zum Mittun ermutigt wird. Als die St.-Martins-Säule dann im Sonntagsgottesdienst eingeweiht wurde, konnten so auch in allen Kirchenbänken Informationen zum Mitnehmen ausgelegt werden.

Nun muss sich zeigen, wie die St.-Martins-Säule als Medium des Austauschs angenommen wird. Erste Angebote gab es bereits. Helene und Hermine zum Beispiel boten an, für eine Begegnung älterer Gemeindemitglieder in der Adventszeit Kuchen zu backen. Und Propst Gerhard Nachtwei suchte Turnschuhe in Größe 42, die er Vietnamesen im Gefängnis weitergeben kann.

Von Eckhard Pohl

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