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Im Widerstand für den Glauben

Eine Ausstellung in Dresden erinnert an Stepan Trochta, den Bischof von Litomerice (Leitmeritz)

Dresden. In der Kathedrale in Dresden ist zurzeit eine Ausstellung über den früheren Bischof von Litomerice (Leitmeritz) Stepan Trochta zu sehen.
Als sich am Morgen des 6. April 1974 im Schlafzimmer von Stepan Trochta nichts rührt, beschleicht Dominikaner-Ordensschwester Aimona eine böse Ahnung. Sie findet den Kardinal fast leblos im Bett, veranlasst die Überführung ins Krankenhaus von Litomerice (Leitmeritz). Dort stirbt der 69-Jährige.

Seinen Tod hat er geahnt. Tags zuvor hatte der angetrunkene kommunistische Bezirkskirchensekretär dem schwer herzkranken Geistlichen geschlagene fünf Stunden zugesetzt, gefordert, er solle die Tätigkeit seiner salesianischen Priester einschränken. Einmal, so berichtet später sein Sekretär, brüllt der Funktionär den Kardinal an: "Du ekliger alter Sack, wenn du die Salesianer nicht entlässt, brech ich dir die Pfoten!" Nach dem Gespräch ist er schwächer denn je. Er sagt: "Ich glaube, das ist mein Tod."

Stepan Trochta hat die katholische Jugendarbeit in der tschechischen Republik aufgebaut, die Konzentrationslager der Nationalsozialisten überlebt, unter den Kommunisten im Gefängnis gesessen. Jetzt erinnert eine Ausstellung in der Dresdner Kathedrale an das Wirken des Leitmeritzer Bischofs.

Mit acht Jahren hat Stepan Trochta, 1905 in Francova Lhota, einem Dorf in der mährischen Walachei geboren, seinen Vater verloren. Danach, so berichtet Jiri Kucera in seiner Biografie, sei der Junge sehr ernst und fromm geworden. Der Pfarrer schickt ihn mit zwölf auf das erzbischöfliche Gymnasium in Kromeriz (Kremsier). 1924 geht er ins italienische Perosa zum Studium, zu den Salesianern Don Boscos. Er möchte Priester werden und mit Jugendlichen arbeiten. In seiner Heimat, in Frystak bei Holesov, gründet er die erste Niederlassung der Salesianer, leitet in Ostrava, dann im Prager Stadtteil Kobylisy den Bau von Heimen und Kirchen. 1938, nach der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen, beschäftigt er einen jüdischen Bauingenieur und einen russischen Choreographen. Die Gestapo überwacht ihn. 1942, nach dem Attentat auf Reichsprotektor Reinhard Heydrich, wird Trochta verhaftet, verhört, geschlagen, eingesperrt in der Festung Theresienstadt. Auf seiner Akte steht der Vermerk "RU" - Rückkehr unerwünscht. Später kommt er ins Konzentrationslager Mauthausen, das er nur dank einiger Zufälle überlebt, dann nach Dachau, das 1945 von amerikanischen Truppen befreit wird.

Nach dem Krieg kehrt er ins Salesianer- Heim nach Prag zurück. Doch nicht für lange. 1947 ernennt ihn Papst Pius XII. zum Bischof von Leitmeritz. Er tritt ein schweres Erbe an: Nach der Vertreibung der Deutschen sind die Kirchen geplündert, es gibt nur noch wenige Priester. Als 1948 die Kommunisten an die Macht kommen, wollen sie die katholische Kirche in die "Nationale Front" eingliedern. Da das nicht gelingt, wird sie zum Hauptfeind erklärt. Trochta versucht in Verhandlungen für die Kirche zu retten, was möglich ist. Nachdem er 1949 jedoch einen Pastoralbrief verlesen hat, der die antikirchliche Politik der Kommunisten zurückweist, wird er in seiner Residenz unter verschärfte Bewachung gestellt. Selbst in seinem Schlafzimmer sitzen Geheimpolizisten. Verzweifelt schreibt er an die Generaloberen der Salesianer in Turin: "Ich darf mit niemandem Kontakt haben ... mein Leben ist unablässiges Leiden".

Doch das ist erst der Anfang. 1954 wird Trochta wegen angeblicher Spionage für den Vatikan zu 25 Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis wird er weiter verhört, geschlagen, gedemütigt. Später sagt er über diese Zeit: "Selbst in Mauthausen war es nicht so schlimm." Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit wird er nach sechs Jahren entlassen. Die Behörden verbieten ihm als Geistlicher zu arbeiten. So muss er sich sein Geld als Arbeiter auf dem Bau und als Installateur verdienen. 1963 wird er in einem Caritas-Heim interniert. Unbemerkt von der Staatssicherheit, die ihn ständig überwacht, weiht er heimlich 27 Priester. Der Prager Frühling von 1968 ermöglicht ihm die Rückkehr als Bischof nach Leitmeritz. 1973 gibt der Vatikan seine Ernennung zum Kardinal bekannt. Das werde ihm nur neues Leiden bescheren, bekennt er ahnungsvoll gegenüber Journalisten. Er hat sich nicht geirrt.

Vom Tod Bischof Trochtas erfahren die Tschechen nur durch ausländische Sender. Sechs Jahre zuvor, im Jahr des Prager Frühlings hat er in einer Rede gesagt: "Das moderne Christentum soll in seiner Form nüchtern und einfach sein. Es soll mannhaft sein, frei von überflüssigem Pomp, anziehend durch die Reinheit des Lebens und die Stärke der Wahrheit."

Hinweis: Ausstellung in der Kathedrale (Katholische Hofkirche) Dresden bis 31. Mai

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