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Artistentreffen im tiefen Schnee

48. Dreikönigs-Komödiantentreffen: Pfarrer Thonhofer lud erstmals nach Jauernick ein

Jauernick. Jährlich um den Dreikönigstag herum trifft sich Zirkuspfarrer Otto Thonhofer mit ehemaligen und aktiven Artisten und Schaustellern zu einer "Komödiantentreffen" genannten Begegnungswoche.

Am Vorabend des Dreikönigstages wurde auf dem Hof des Wenzeslausstiftes (auf den besonderen Wunsch der Gäste) ein Wintergrillen veranstaltet. Schausteller und Artisten sind offenbar hart gesotten.

"Bist du denn ein richtiger Pfarrer?" Diese Frage stellte mir ein kleiner Knirps in einem Zirkuszelt, sagte Otto Thonhofer, der sich seit fast 50 Jahren um Zirkusleute und Schausteller kümmert. Er ist ein richtiger Pfarrer. Seine Gemeinde hat er in Themar, in Thüringen. Die Arbeit als Seelsorger für die Komödianten macht er zusätzlich und er macht sie sehr gern. Die Frage des kleinen Jungen beschäftigt ihn seit dieser Zeit. Wie und wo muss ein Priester aktiv sein? Von der kirchlichen Autorität sieht er seine Arbeit "mal wohlwollend, mal weniger eingeschätzt, aber nie richtig ernst genommen."

Jährlich einmal - und dies seit fast 50 Jahren, ruft er seine "Schäfchen" zusammen und organisiert ein solches Treffen. "Religion und Glaube spielt bei den Komödianten eine große Rolle. Sie suchen Orientierung und festen Halt, in unsicheren Zeiten." Dies ist fast immer der Fall. Die Sorge vor dem, was morgen kommt, treibt sie mehr um, als einen Angestellten, der monatlich sein Gehalt überwiesen bekommt. Die Arbeit in einem Zirkus oder als Schausteller ist darüber hinaus gefährlicher als ein Bürojob. Nicht nur unter der Zirkuskuppel, auch beim ständigen Unterwegssein mit dem Wohnwagen, beim Zelt auf- und abbauen, viele Tonnen werden dabei bewegt, da kann viel passieren. "Da macht man Erfahrungen mit dem richtigen Leben, nicht dem oberflächlichen. Nach Orientierung und Sinn fragen sie viel eher, als Menschen, deren Leben wie ein Uhrwerk läuft. Das Religiöse ist nicht so sehr an äußeren Vollzug gebunden. Zirkusleute können nicht jeden Sonntag zur Messe gehen. Die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt sich jedoch viel eher und intensiver", weiß Pfarrer Thonhofer aus vielen Gesprächen mit den Leuten zu berichten. " Für sie wird Solidarität noch ganz groß geschrieben. Dies bringt das aufeinander Angewiesensein, nicht nur bei einer Darbietung, sondern zu jeder Stunde, an jedem Tag, so mit sich. Da kann man sich keine Befindlichkeiten leisten." Dieses Gemeinschaftsgefühl ist auch während der Begegnungstage im St. Wenzeslausstift zu bemerken, an denen sie zu Besichtigungstouren bis zur Wallfahrtskirche in das böhmische Haindorf (Hejnice), aufgebrochen sind.

"Alle sind ehrlich zueinander", das ist für Horst Frank "das Beste, und das findet man kaum noch". Mit seiner Frau Marianne ist er 54 Jahre verheiratet, viele Jahre davon haben sie zusammen gearbeitet. 60 Jahre kennen sie sich schon. Er gehörte im Zirkus "Alberti" zur Reitertruppe "Frankordi", arbeitete als Luftakrobat und bei der Reiterei. "Da ist man Tag und Nacht zusammen und aufeinander angewiesen", sagt Marianne Frank. Durch Dick und Dünn gegangen sind auch Editha und Manfred Mudlack. Sie sind 58 Jahre verheiratet. Ihre Spezialstrecke war das Trampolinspringen. Einmal, so erzählt der 84-Jährige, wurde dieses Gerät "in einer katholischen Kirche in einen ökumenischen Gottesdienst einbezogen". Die meisten der 24 Teilnehmer, von drei bis 86 Jahren, sind evangelisch. Dass Pfarrer Thonhofer katholisch ist, stört sie nicht. Wichtig ist, sagt Manfred Mudlack, "dass er redliche Antworten auf unsere Fragen, auf unsere Probleme gibt. Nur das hilft uns wirklich weiter im Leben."

Von Raphael Schmidt

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