Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!

Zum Ort der Erhöhung

Märtyrer-Urnen werden nach dem Todestag Alojs Andritzkis in die Dresdner Kathedrale überführt

Dresden/Bautzen (dw). Die Aufmerksamkeit einer größeren Öffentlichkeit soll am 5. Februar erstmals auf Alojs Andritzki gelenkt werden. In einer Prozession wird seine Urne gemeinsam mit den Urnen der Märtyrer Aloys Scholze und Bernhard Wensch in die Dresdner Kathedrale übertragen.

Andritzki-Darsteller Tomas Kliman bei den Dreharbeiten zu Sonja Toepfers Kunstfilm, der am 20. Januar in Bautzen Premiere hat.

Am Polizeipräsidium in der Dresdner Schießgasse 7 wird die feierliche Prozession mit den Urnen der drei in Dachau umgekommenen Priester aus dem Bistum Dresden- Meißen am 5. Februar um 11 Uhr beginnen. Vor siebzig Jahren war in diesem Gebäude das Polizeigefängnis untergebracht. Dort wurde Kaplan Alojs Andritzki nach einer Vorladung am 21. Januar 1941 festgehalten, von dort aus wurde er später nach Dachau gebracht, wo er am 3. Februar 1943 an einer tödlichen Injektion starb. "Der Weg der öffentlichen Überführung führt vom Ort der Erniedrigung bis zur Kathedrale, dem Ort der Erhöhung", schreibt Bischof Joachim Reinelt in einem Hirtenwort, mit dem er die Katholiken seines Bistums zu dieser Prozession einlädt.

Ein nachdrücklicher Aufruf, der Einladung nach Dresden zu folgen, ging an Gemeinden und Gruppen, die in besonderer Verbundenheit mit einem der drei Märtyrer stehen: An die sorbischen Gemeinden etwa, denn Alojs Andritzki, der am 13. Juni seliggesprochen werden soll, war Sorbe. In der kurzen Zeit seines priesterlichen Dienstes in Dresden war er Präfekt des Kapellknabeninstitutes, Präses des Kolpingvereins und für die Kinder- und Jugendarbeit verantwortlich. Bernhard Wensch hat als Bistumsjugendseelsorger die katholische Jugend nachhaltig geprägt und für innere und äußerer Angriffe des Nationalsozialismus gewappnet. Der Leutersdorfer Pfarrer Aloys Scholze predigte trotz Verbots für französische Kriegsgefangene in ihrer Muttersprache und half einem von den Nazis Verfolgten zur Flucht über die nahe Grenze. Sorbische Gemeinden, Bistumsjugend, Kapellknaben, Kolpingsfamilien und die Pfarrei Leutersdorf werden auf unterschiedliche Weise in die Gestaltung der Veranstaltung am 5. Februar einbezogen. Der Zug führt an der Frauenkirche vorbei, wo der evangelische Landesbischof Jochen Bohl ein kurzes Grußwort sprechen wird. In der Kathedrale endet er mit einem kurzen Wortgottesdienst. Zum Abschluss der Feier werden die Urnen in die Bischofsgruft gebracht. Am Tag der Seligsprechung werden sie ihren endgültigen Platz auf dem Altar im linken Seitenschiff finden. In der Nähe des Gedenkorts der seligen polnischen Märtyrer, die 1942/1943 in Dresden hingerichtet wurden, werden sie in einem schlichten Schrein des Künstlers Andreas Kuhnlein untergebracht.

Bereits ab 20. Januar sind kulturell aufgeschlossene Bürger Sachsens dazu eingeladen, sich mit dem Leben Andritzkis auseinanderzusetzen. Im Deutsch- Sorbischen Volkstheater Bautzen hat um 17 Uhr der experimentelle Kunstfilm "Andritzki. Bekenntnisse" Premiere. Das Kunstwerk der Videokünstlerin Sonja Toepfer entstand im Auftrag des Bistums und wird im Vorfeld der Seligsprechung Andritzkis als Wanderinstallation in öffentlichen Räumen zu sehen sein.


Hintergrund

Geänderte Schreibweise

Im Bistum Dresden-Meißen hat man sich auf eine neue Schreibweise für den Namen des künftigen Bistumsseligen verständigt. Beim Vornamen des sorbischen Priesters, der 1943 im Konzentrationslager Dachau umkam, soll die sorbische Schreibweise Alojs übernommen werden. Für den Familiennamen wird dagegen die deutsche Schreibweise Andritzki (sorbisch: Andricki) beibehalten. Die geänderte Schreibweise sei ein Kompromiss zwischen sorbischer und deutscher Kultur, sagte Ordinariatsrat Benno Schäffel, der Leiter der Pastoralabteilung. Er verknüpfe mit der bevorstehenden Seligsprechung die Hoffnung, dass das gegenseitige Verständnis zwischen deutsch- und sorbischsprachigen Katholiken wachse. In dieser Weise sei auch die veränderte Schreibweise von Andritzkis Vornamen zu verstehen.

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps