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Zwei sind besser als einer allein

Diözesanrat widmet Paaren und Familien erstmals ein Expertenforum

Leipzig. Provokant gefragt, aber lebensnah: Was geht vor - Elternwohl oder Kindeswohl? Über die wichtige Rolle einer funktionierenden Partnerschaft für Familie und Gesellschaft waren sich am vergangenen Wochenende in Leipzig alle Experten einig.

Mithilfe von Fragebögen gingen die Workshop-Teilnehmer in sich: Wie viel Stabilität braucht eine Partnerschaft im Vergleich zur Eltern-Kind-Beziehung?

Paare, Eltern, Berater ebenso wie Wissenschaftler, Behördenvertreter und Politiker diskutierten im Forum "Paare stärken - Zukunft sichern!?" über Verantwortung und Zwänge, denen sich Partner und Ehepaare ausgesetzt sehen. "Damit passen wir uns in den Jahresschwerpunkt ‚Ehe und Familie‘ des Bistums ein", sagt Edith Säuberlich, Geschäftsführerin des Diözesanrats, der das Forum organisiert hatte. "Wir halten es für wichtig, den Grundstein in den Paaren zu legen, weil auf ihnen die Familien aufbauen."

Als Impuls für die Diskussionsrunden und Workshops am vergangenen Freitag und Sonnabend sprach Andreas Lob-Hüdepohl über das sich wandelnde Verständnis von Ehe und Partnerschaft im Verlauf der Geschichte. Der Professor und Rektor an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen in Berlin erklärte etwa, wie sich die Ehe von einem Privileg für finanziell Selbstständige zu einem Menschenrecht für alle entwickelte. Innerhalb der Ehe habe sich in den vergangenen 50 Jahren eine rasante Veränderung vollzogen: War lange der Mann das Oberhaupt, so steht heute die Gleichberechtigung der Partner als tragendes Gerüst für die Familie.

Doch nicht nur in der Ehe zeigt sich der Wandel. Auch nach Außen müssen sich Paare immer wieder neu anpassen. Im Workshop "Eltern unter Druck" kamen sie zur Sprache. "Von der Schwangerschaft an stehen Eltern inmitten eines Überangebots von Ratgebern und Ratschlägen über Kinder", sagt eine zweifache Mutter. Zurück blieben hilf- und orientierungslose Paare. Als Druck empfanden viele der Eltern außerdem eine ständige Zeitnot zusammen mit dem Gefühl, sich zwischen Arbeitsplatz und Familie aufteilen zu müssen.

"Warum kann es nicht auch normal sein, dass Kinder an den Arbeitsplatz ihrer Eltern kommen können, zum Beispiel um Hausaufgaben zu machen?", fragt ein Vater von vier Kindern. Eva- Maria Ritz sind derartige Sorgen nicht neu. "Das alles und Probleme in der Partnerschaft sind die häufigsten Gründe, weshalb die Menschen das Gespräch mit uns suchen", sagt die Leiterin der Leipziger Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Bistums Dresden-Meißen.

Auch wenn die Beteiligung an diesem ersten familienpolitischen Forum noch recht zaghaft war, ließen sich viele Teilnehmer von dieser Form des Austausches überzeugen. "Solch ein Modell ist beispielhaft für Politik und Wirtschaft", sagt der selbstständige Finanzberater und Supervisor Thomas Kramß aus Eisenberg. "Hier haben sich verschiedene Experten zusammengetan und ihr Wissen in den Workshops und Diskussionen verknüpft."

Für den Vater zweier Söhne beginnt Führungskompetenz in der Familie. "Das bedeutet nicht, Leitwolf zu sein, sondern sich als Teil eines Prozesses zu verstehen und diesen mit zu gestalten." Seine Ehefrau, Dorothea Kramß, arbeitet ebenfalls in verschiedenen Beratungsfeldern und weiß, wie wichtig stabile Paare für Familie und Gesellschaft sind. "Die Balance, Werte und Streitkultur, die wir in der Familie erleben, können wir nach außen tragen."

Von Katharina Handy

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