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Europa ist auf der Pilgerschaft geboren

Erstmals ist eine Pilgergruppe aus dem Bistum auf dem polnischen Teil des Jakobsweges gegangen

Görlitz (eco). Neun Pilger haben die Strecke von Bunzlau (Boleslawiec) nach Zittau zu Fuß hinter sich gebracht. Vier Tage brauchten sie für die Strecke.

Rita Hanschke (links) und Peter Horwarth (rechts) sind zwei der neun Pilger, die den Jakobsweg von Bunzlau aus gegangen sind

Im Gewerbegebiet liegt das Motel Luzycka. Am Rande von Lauban, direkt neben der vierspurigen Schnellstraße. Lauban ist keine schöne Stadt. Eine Panzerschlacht am Ende des zweiten Weltkrieges hat die Stadt schwer getroffen. Die Wunden sind vernarbt, aber die Narben sind hässlich. Vom romantischen Bild einer Pilgerherberge ist hier nicht viel zu entdecken. Und doch sitzen hier neun katholische Christen, die sich auf einer Pilgerfahrt befinden, in einem Baumarktpavillon und beten gemeinsam die Vesper. Ungeübt noch, weil die Tagzeitenliturgie nicht jeder kennt.

Peter Horwarth ist einer von den neun Pilgern. Horwarth ist so etwas wie ein Pilgerprofi. Den ganzen Jakobsweg nach Santiago de Compostela ist der 63-Jährige aus Königsbrück bei Dresden schon gegangen, manche Stücke sogar mehrfach. Jetzt macht Horwarth am Anfang weiter und geht ein Stück des Jakobsweges, das er bisher nicht kannte.

Die Jakobswege durchziehen auch Osteuropa und Polen wie ein Netz. Im polnischen Niederschlesien führen alle Strecken des Jakobsweges nach Görlitz, hier überquert er die Neiße, bevor er weiter gen Westen führt. Ein Weg führt auch nach Zittau. Den gehen die neun Pilger gemeinsam - von Bunzlau über Görlitz nach Zittau. Drei Bistümer in vier Tagen und rund 100 Kilometer.

Organisiert hat die Pilgerfahrt Pfarrer Alfred Hoffmann. Der 50-Jährige hat das Pilgern schon vor Jahren für sich entdeckt und ist seither regelmäßig auf Pilgerfahrt. Er zitiert Goethe, wenn er nach der Motivation fürs Pilgern gefragt wird. "Europa ist auf der Pilgerschaft geboren und das Christentum ist seine Muttersprache", hatte der Dichterfürst einst gesagt.

Für Rita Hanschke ist die Strecke ein Test. Sie will auch zu den Pilgerprofis gehören und plant in zwei Jahren den Pilgerweg nach Santiago am Stück zu Fuß zu gehen. "Für mich ist es eine schöne Erfahrung, dass es nicht immer so hektisch gehen muss", sagt die 59-Jährige. Die wirkliche Motivation ist bei ihr aber eine andere: "Ich gucke auf das, was war und will Orientierung für die Zukunft finden", sagt die Mutter von vier erwachsenen Kindern. Seit kurzem ist die ehemalige Angestellte in der Ruhephase ihrer Altersteilzeit. Jetzt will sie schauen, was sie in den nächsten Jahren machen will. Ein paar Dinge stehen schon fest: Sie engagiert sich beim Hospizdienst und will auch weiterhin Sport treiben.

Das Pilgern auch Sport ist, bestätigt Rita Hanschke: "Ja es ist schon etwas anderes, wirklich mit großem Rucksack zu pilgern, als nur mit einem kleinen mal einen Tag." Auch die Füße tun weh. Aber Blasen hat sie noch keine.

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