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Christen müssen sich nicht verstecken

Gott ist nicht überholt: Richtig verstandener und gelebter Glaube hat auch heute seine Berechtigung

Schmochtitz (mh). Religiöser Glaube muss sich heute nach seiner Rechtfertigung fragen lassen. Richtig gelebtes Christentum hat dabei für den Dresdner Theologen Albert Franz keine schlechten Karten, wie er mit seinem Vortrag während der Winterakademie in Schmochtitz zeigte.

Mitunter leiden Christen heute unter Minderwertigkeitsgefühlen, wenn sie sich in der aufgeklärten modernen Gesellschaft rechtfertigen sollen, warum sie glauben. Der Dresdner Theologe Albert Franz sieht für Christen aber keinen Grund, den eigenen Glauben zu verstecken oder sich seiner gar zu schämen. Zwar halten ihnen einerseits die Vertreter eines neuen Atheismus entgegen, dass die Existenz Gottes durch naturwissenschaftliche Argumente widerlegt sei. Auf der anderen Seite begegnen Christen durchaus einer neuen Religionsfreundlichkeit, die aber mit religiöser Beliebigkeit einhergeht: Jeder wählt, was ihm nützlich erscheint, ohne die persönliche Bindung an Gott einzugehen. Vertretern beider Richtungen kann der Christ durchaus mit Selbstbewusstsein entgegentreten, denn er hat gute Gründe für seine Glaubens-Entscheidung.

Jeder Glaube habe sich im Spannungsfeld von Wahrheit und Toleranz zu bewähren, sagt Albert Franz. "Wer glaubt, will an die Wahrheit glauben können. Zugleich hat es der Glaube aber mit einer freien Entscheidung zu tun." Die Überbetonung des einen oder des anderen Pols führe zu einer Krise: entweder zu religiöser Beliebigkeit oder zum Fundamentalismus.

Religionsfreundliche Atmosphäre ohne Gott

Religion sei heute ein schillernder Begriff. "War früher klar, dass die christliche Religion die wahre Religion ist, weil sie sich an den einzig wahren Gott bindet, bezeichnen sich heute viele Menschen selbst als religiös, ohne an einen personalen Gott zu glauben", sagt Albert Franz. Das habe eine religionsfreundliche Atmosphäre zur Folge, die aber von Gottlosigkeit geprägt ist. "Religion wird auf ihren praktischen Nutzen für die Gesellschaft oder den Einzelnen reduziert." Auf diese Weise lebe die Religionskritik des 19. Jahrhunderts von Feuerbach und Marx ("Religion ist Opium für das Volk") fort.

Als Gegenposition zu dieser neuen Religiosität seien "starke atheistische und antireligiöse Strömungen auf dem Vormarsch", sagt Albert Franz. Ein Drittel der Deutschen (in Ostdeutschland sogar zwei Drittel) bezeichnen sich selbst als areligiös. Außerdem ist in den letzten Jahrzehnten vor allem im angelsächsischen Raum ein neuer Atheismus entstanden, der aufgrund naturwissenschaftlicher Erkenntnisse die Existenz Gottes für widerlegt hält. Albert Franz weist auf Evolutionstheorie und Hirnforschung hin. Die Vertreter des neuen Atheismus glauben auf diesem Hintergrund sagen zu können: Das tragende Fundament des Lebens ist nicht die Religion, sondern die Wissenschaft. Die Gotteshypothese ist überwunden. Beim Stand heutiger Naturwissenschaften gebe es keinen Platz mehr für die Religion. Bei dieser Schlussfolgerung aber werden unzulässiger Weise Grenzen überschritten. "Die Existenz Gottes lässt sich weder logisch noch naturwissenschaftlich beweisen", sagt Albert Franz. Aber sie lässt sich so auch nicht widerlegen.

Christentum sei dennoch mehr als das bloße Fürwahrhalten der Existenz Gottes. Für Albert Franz sind Religionen "den ganzen Menschen prägende und sein Verhältnis zur Welt bestimmende Überzeugungen". Die Frage nach Gott sei deshalb nicht ausschließlich religiös, sondern gesamtmenschlich. Der Mensch frage nach Gott, weil er ein denkendes, nach dem Grund seiner Existenz fragendes Wesen ist: Woher? Wohin? Wozu? "Wir glauben nicht jenseits des Denkens, sondern als denkende Menschen."

Freie Entscheidung aus guten Gründen

Sich Gott anzuvertrauen sei dann eine freie Entscheidung aus guten Gründen: "Weil ich nirgendwo anders als in diesem Glauben an Gott Halt und Sinn finden kann", formuliert Albert Franz. Hier eröffnet sich für ihn, den Theologen, dann auch eine neue Gesprächsbasis mit Menschen, die aus für sie guten Gründen zu der freien Entscheidung kommen, nicht an Gott glauben zu können.

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