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"Oje, jetzt musst du Vorbild sein"

Ordensleute beim "Tag des geweihten Lebens" in Heiligenstadt

Heiligenstadt. Ordensleute berichteten am "Tag des geweihten Lebens" im Bergkloster Heiligenstadt von ihrer "Spurensuche". Darunter Schwester Dorothea Rumpf.

Für den Orden der Hildesheimer Vinzentinerinnen hat sich Schwester Dr. M. Dorothea Rumpf aus Duderstadt entschieden. Neben ihr Pfarrer Egon Bierschenk aus Diedorf, im Bistum Erfurt zuständig für die Berufungspastoral.

Ein Wochenende im Kloster, weil die Tante, eine Ordensfrau, ihre Nichte Dorothea dazu eingeladen hatte. Die Sechzehnjährige nahm vorsichtshalber eine Freundin mit nach Hildesheim zu den Vinzentinerinnen. Erwartet hatte sie einen antiquierten Ort, wo vor allem Ruhe herrscht. Zu ihrem großen Erstaunen schallte Dorothea Rumpf schon auf dem Flur das fröhliche Lachen der Novizinnen entgegen.

"Da lässt mich etwas nicht mehr los"

Nach dem Kloster-Wochenende hielt Dorothea noch an ihrem Mädchentraum fest: Als Mathelehrerin arbeiten oder auf einem eigenen Bauernhof mit Ehemann und vielen Kindern wohnen. Dem Abitur bei den Ursulinen folgte das Studium. Um die Studentenkneipen hat sie keinen Bogen gemacht. Doch nach und nach erschien es ihr immer klarer: "Da lässt mich etwas nicht mehr los." Sie ging zu den Hildesheimer Vinzentinerinnen, leitet heute die Vinzenz-von-Paul- Schule, eine Berufsfachschule im niedersächsischen Duderstadt im Untereichsfeld. "Ich habe mich beim Eintritt in den Orden nicht gegen, sondern für etwas entschieden", unterstrich Schwester Dr. Dorothea Rumpf.

Dorothea Rumpf gehörte zu den Ordensleuten, die der Einladung von Pfarrer Egon Bierschenk folgten, um über ihren ganz persönlichen Weg zu berichten. Egon Bierschenk, der die Berufungspastoral im Bistum Erfurt leitet, nutzte den "Tag des geweihten Lebens" um unter dem Motto "Spurensuche" im Heiligenstädter Bergkloster mit Ordensleuten und Gästen ins Gespräch zu kommen.

Zu Wort kam weiter Salesianerpater Meinolf von Spee, geboren im Sauerland, heute in Heiligenstadt Direktor der Villa Lampe, Soziales Netzwerk für junge Menschen. Der Salesianer kannte beim Studium in Rom jeden einzelnen Jugendlichen im Stadtviertel. Schon immer waren ihm Kontakte zu jungen Leuten sehr wichtig. Ihn fasziniert die Möglichkeit, seinen Priesterberuf so eng mit der Jugendarbeit verbinden zu können. Zunächst sei da freilich der Gedanke gewesen: "Oje, jetzt musst du Vorbild sein."

Auch für Schwester Theresita Maria Müller - in Heiligenstadt Schulleiterin der Bergschule St. Elisabeth (Berufsbildende Schule) - war der katholische Glaube im Elternhaus normal. "So normal wie der Karneval - ich komme aus dem Rheinland", unterstrich sie und erzählte: Krankenschwester, Lehrerin oder Ärztin wollte sie werden, heiraten, Kinder haben. Alles kam anders: Heute gehört sie zur Gemeinschaft der heiligen Maria Magdalena Postel.

Bewusst für eine alternative Lebensform entschieden

Der Pfarrer ihrer Gemeinde hatte ihr zunächst zu einem 14-Tage- Klosterleben auf Probe geraten, in den Osterferien. Völlig überzeugt war die junge Frau hinterher nicht, auch nicht vom "gastgebenden" Orden.

Auf ihrer weiteren Suche hatte sie im sauerländischen Bestwig Schwester Aloisia Höing getroffen, damals Novizenmeisterin, jetzt Generaloberin und seit einigen Jahren ebenfalls im Heiligenstädter Bergkloster zu Hause. Schwester Aloisia bestärkte sie in ihrem Lebensziel. Vor dem Eintritt in den Orden lautete die größte Sorge der heutigen Schulleiterin Schwester Theresita Maria: Musizieren im Kloster, geht denn das überhaupt? Ein Leben ohne Musik hat sie sich noch nie vorstellen können. Inzwischen lautet ihre Erfahrung: "Ich habe noch nie so viel Musik gemacht wie im Kloster. Das ist Klasse!"

Und noch eine Erfahrung gaben sie und die beiden anderen Ordensangehörigen den Besuchern mit auf den Weg: Kloster - das ist kein Fluchtort für Leute, die draußen nicht zurechtkommen. Hier leben und arbeiten Menschen, die sich bewusst für eine alternative Lebensform entschieden haben.

Der "Tag des geweihten Lebens" wurde im Jahr 1997 von Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen. Er wird alljährlich am 2. Februar begangen.

Von Christine Bose

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